Zusammenfassung
Lebensstile sind ein bestimmter Ausdruck der Ungleichheit zwischen Menschen, der sowohl theoriegeschichtlich als auch vom Standpunkt der Entwicklung moderner Gesellschaften besonders aktuell ist. Es ist daher zunächst zu klären, innerhalb welchen allgemeinen Rahmens einer Theorie gesellschaftlicher Ungleichheit die Ebene der Lebensstile anzusiedeln ist. In dieser, keineswegs einheitlich durchgearbeiteten, Theorie werden Antworten auf folgende Fragen gesucht: Welche Faktoren und Prozesse bedingen, unabhängig von der einzelnen Person, Ungleichheiten, die sich in dauerhaften Differenzen zwischen Kollektiven niederschlagen? Welche Formen dieser Ungleichheit sind für die Sozialstruktur einer Gesellschaft charakteristisch, welche sind von zweitrangiger Bedeutung? Wie wirkt sich gesellschaftliche Ungleichheit typischerweise auf die Lebenschancen und Verhaltensweisen der betroffenen Individuen aus? Welche Möglichkeiten des politischen Eingriffs in das System sozialer Ungleichheiten ergeben sich aus solchen Erkenntnissen?
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Literatur
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Der wichtige Aspekt der Statuskonsistenz bzw. -kongruenz wurde hier ausgeklammert, weil er sich auf eine andere Ebene bezieht, nämlich die einer sozial- und wahrnehmungs-psychologisch fundierten Theorie der Verhaltensrelevanz subjektiv erlebter Differenzen zwischen objektiven Teillagen und Ressourcenarten eines Individuums. Er wird aber in späteren Kapiteln noch verfolgt werden.
„Lebensführung“wurde von Gerth & Mills in „style of life“übersetzt (M. Weber, 1946: Essays in Sociology. Oxford) und dann u.a. von Volkholz in „Lebensstil“rückübersetzt (vgl. Tumin 1968). Ähnlichem Vergessen fiel der ungenannte Übersetzer des Artikels von Bottomore (1976: 16ff.) anheim, indem er die englische Übersetzung von Webers „Stand“(= status group) in „Statusgruppe“umwandelte, einen Begriff, den Weber meines Wissens nicht verwendete. Genauso verfuhr die Übersetzerin R. Rausch bei Bendix (1964).
Den Hinweis auf Erich Rothacker verdanke ich Michael Th. Greven.
Vgl. auch Honneth (1984: 160ff.), der feststellt, daß bei Bourdieu zwei Funktionsbestimmungen von Lebensstil unverbunden existieren: vom Habitus abgeleitete gruppenspezifische Lebensstile als „kulturelle Verkörperungen eines positionsabhängigen Nutzenkalküls“und die dem Begriff der Distinktion zugrundeliegende Annahme, „daß die sozialen Gruppierungen sich untereinander zu unterscheiden versuchen, indem sie wechselseitig voneinander abgesetzte Lebensstile einzuüben lernen.“
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© 1989 Leske + Budrich, Opladen
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Lüdtke, H. (1989). Genese, Tradition und systematische Explikation des Lebensstilbegriffs. In: Expressive Ungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93765-0_2
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