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Fragestellungen und theoretische Grundlagen

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Part of the book series: Biographie & Gesellschaft ((BUG,volume 11))

Zusammenfassung

Dieses Buch berichtet über Männer, die schon das Ruhestandsalter erreicht haben, aber noch in institutionalisierten Tätigkeitsfeldern außerhalb des privaten Bereichs von Familie und Nachbarschaft aktiv sind. Der Bericht umfaßt Männer, die weiter erwerbstätig bleiben: als Selbständige in Handwerk oder Einzelhandel oder als Teilzeitkräfte in Feldern, die besonders auf Ältere ausgerichtet sind. Er umfaßt darüber hinaus solche, die sich in Ehrenämtern oder in selbstorganisierten politischen Interessenvertretungen engagieren. Und schließlich umfaßt er Aktivisten spezifischer Hobbykulturen.

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Literature

  1. Die Popularisierung des Begriffs läßt sich datieren: sie ist im Zuge des 21. Deutschen Soziologentages in Bamberg 1982 erfolgt (Matthes 1983; Offe 1984). Die Dichotomie „Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft“, die durch den Frankfurter Soziologentag von 1968 pointiert wurde (Adorno 1969), ist dahinter zurückgetreten.

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  2. Seine Popularität beschränkt sich allerdings im wesentlichen auf die deutsche Soziologie. In den übrigen nationalen Soziologiekulturen ist der Begriff bisher nicht gebräuchlich. Das dürfte damit zusammenhängen, daß die Tatbestände, die er bündelt, in der deutschen Gesellschaft besonders stark ausgeprägt und für ihre Integration besonders wichtig sind. Da nach dem Nationalsozialismus politischationale Identitätsbezüge in Deutschland nicht mehr ohne weiteres zugänglich waren, wurde Arbeit und wirtschaftliche Leistung noch mehr als anderswo zum zentralen gesellschaftlichen Projekt.

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  3. In ihren Grundzügen verdankt sich diese Perspektive hauptsächlich der strukturalisti-schen Anthropologie, die ihrerseits auf Durkheims (1893) Überlegungen zur Arbeitsteilung zurückgreift. Für Mauss (1925) liegt der wesentliche Aspekt des Gabentauschs in primitiven Gesellschaften nicht in den Gütern, die getauscht werden, sondern in den sozialen Beziehungen, die sich über den lausch konstituieren. In ähnlicher Weise liegt für Lévi-Strauss (1949) der wesentliche Aspekt des Frauentauschs nicht darin, die Reproduktion der beteiligten Gruppen zu sichern, sondern darin, sie in regelhafte soziale Beziehungen zu bringen.

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  4. Eine erste Problemübersicht geben die Sammelbände von Pifer/Bronte (1986) und des Deutschen Zentrums für Altersfragen (1987).

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  5. Den klarsten Beweis dafür liefert der Trend zum frühen Ruhestand während der letzten beiden Jahrzehnte (Jacobs/ Kohli 1990; Kohli et al. 1991). Obwohl es zwischen den einzelnen westlichen Staaten beträchtliche sozialpolitische Gegensätze gibt, hat sich das mittlere Alter beim Ausscheiden aus dem Erwerbsleben überall stark gesenkt. Das zeigt, daß der sozialpolitische Handlungsspielraum in dieser Hinsicht recht begrenzt ist. Entscheidend sind vielmehr die Arbeitsmarktbedingungen.

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  6. „Der Lohnarbeiter ist im Betrieb eben nicht nur Arbeitskraft, sondern immer auch gleichzeitig Subjekt, und entsprechend mehrdimensional erlebt und erfahrt er die Arbeit“(Baethge et al. 1988: 22).

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  7. Diese zunehmende Integration der Frauen in die Erwerbsarbeit läßt sich in allen westlichen Ländern beobachten. In der Bundesrepublik ist die Erwerbsquote etwa der 35–39jährigen Frauen zwischen 1969 und 1985 von 44,6% auf 61,9% — also um mehr als ein Drittel — gestiegen, wenn auch diese Zunahme zu einem beträchtlichen Teil nicht über Voll-, sondern über Teilzeitarbeit erfolgt ist. Die Zunahme hat sich in einem wirt¬schaftlichen Klima vollzogen, das ihr eher hinderlich war (abnehmendes Wirtschafts¬wachstum, zunehmende Arbeitslosigkeit). Dies allein ist schon ein klarer Hinweis darauf, daß es sich um einen Prozeß handelt, der nicht primär von Konjunkturen abhängt, sondern Teil einer grundlegenden gesellschaftlichen Modernisierung ist.

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  8. „Die wissenschaftliche Hypostasierung der Erwerbsarbeit als Arbeit schlechthin hat zur Folge, daß z.B. die Frauenarbeit erst heute wissenschaftlich diskutiert wird. Die Entdeckung der Hausarbeit als unbezahlte ‚Schattenarbeit?, des ‚informellen Sektors? und der ‚Eigenarbeit? stellt heute den Arbeitsbegriff insgesamt zur Disposition“(Riedmüller 1985: 170).

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  9. Wolf (1988) hat die Ambivalenz hinsichtlich sinnvoller Aktivität im Ruhestand auf eine einprägsame Formel gebracht: „Langeweile und immer Termine“.

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  10. In der Untersuchung der Leistungsprofile verschiedener Bevölkerungsgruppen von Hondrich et al. (1988) ergeben sich bei den Rentnern beträchtliche „ungenutzte Leistungspotentiale“: „Abgesehen von den 8%, die bereits einer Nebenerwerbstätigkeit nachgehen, wünschen sich dies weitere 19%“(1988: 94). Thompson (1990) berichtet für England ähnliche Befunde. Eine Infratest-SINUS-Studie (Infratest et al. 1991) — deren empirische Grundlagen allerdings undurchsichtig bleiben — findet unter den 55–70jährigen einen Anteil von 25% aktiven „Neuen Alten“, für die in der Rangliste der wichtigsten Lebensgüter „Etwas zu tun haben, eine sinnvolle Aufgabe haben“an der Spitze steht (während es in der Gesamtstichprobe erst an zehnter Stelle steht).

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  11. Der Wegfall der zentralen Vergesellschaftungsprogramme im Ruhestand schafft im übrigen — wie wir an anderer Stelle zeigen (Kohli 1990) — theoretische Probleme nicht nur für die Sozialgerontologie, sondern für die Soziologie insgesamt, die sich im Zuge des Alterns der Gesellschaft zuspitzen. Theorien der sozialen Ungleichheit z.B. haben bisher der Tatsache, daß ein erheblicher Teil der Erwachsenen auf Dauer aus dem Erwerbs¬system ausgeschieden ist, nicht die erforderliche Beachtung geschenkt. Die einfache Vorstellung einer Kontinuität der Schicht- bzw. Klassenposition in den Ruhestand hinein wird umso weniger realitätsgerecht, je mehr sich der Ruhestand verlängert und den Charakter einer eigenständigen Lebensphase gewinnt.

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  12. Einen ersten Versuch zur quantitativen Bewertung aller produktiven Tätigkeiten der Älteren (einschließlich des großen Bereichs der Eigenarbeit) haben Herzog et al. (1989) unternommen, und zwar auf der Grundlage des amerikanischen Haushaltspanels (PSID).

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  13. Soweit außerfamiliale Tätigkeitsformen im Alter überhaupt thematisiert worden sind — die einzige deutsche Untersuchung ist diejenige von Pillardy (1973) —, ist dies rein deskriptiv und ohne Bezug auf die hier gestellten theoretischen Grundfragen geblieben.

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  14. Die Erweiterung auf Frauen ist — wie im Vorwort erwähnt — Gegenstand der zweiten Projektphase (Kohli et al. 1992).

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  15. Die Daten beziehen sich auf das Deutsche Reich bzw. die Bundesrepublik. Letztere führt zur Zeit den Prozeß des demographischen Alterns an, aber mit relativ geringem Abstand zu den übrigen entwickelten Ländern.

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  16. Auf diese „Kompression“der Sterblichkeit, die sich in einer „Rektangularisierung“der kumulativen Überlebenskurve niederschlägt, haben vor allem Fries/Crapo (1981) hingewiesen; vgl. auch Imhof (1984).

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  17. Vgl. dazu ausführlicher: Kohli (1985) sowie Kohli/Wolf (1987); aus ökonomischer Sicht Wagner (1987).

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  18. Ein zumindest impliziter Vergleich ist zwischen Erwerbstätigkeit und „Untätigkeit“möglich, nämlich mittels der Forschungsliteratur über die Effekte von Arbeitslosigkeit. Wenn man allerdings versucht, deren Ergebnisse auf andere Formen des Lebens außerhalb des Erwerbssystems zu generalisieren, so zeigt sich, daß eine Beschränkung auf die objektiven Tätigkeitsbedingungen nicht ausreicht; erforderlich ist vielmehr eine Berücksichtigung der sozialen Einbettung der Tätigkeit. Im Prinzip könnte man zwischen Arbeitslosigkeit und Ruhestand eine strukturelle Identität sehen, die im sozial erzwungenen Ausschluß von der Erwerbsarbeit besteht. Aber abgesehen von der materiellen Lage ergibt sich auch hinsichtlich der Legitimität und damit der psychischen Folgen die-ser beiden Arten von „Arbeitsentzug“ein entscheidender Unterschied. Es ist für die Arbeiter etwas anderes, ob sie vor Erreichen der Altersgrenze arbeitslos werden oder ob sie auf ein (nach den geltenden Maßstäben) „volles“Arbeitsleben zurückblicken können. Schon die Tatsache, trotz aller Mühen bis zum Schluß durchgehalten und ihre Leistung gebracht zu haben, gilt manchen von ihnen als Beweis dafür, ein „guter Mann“gewesen zu sein. Das „Normalarbeitsleben“, d.h. das sozial geforderte und institutionalisierte lebenszeitliche Pensum, gibt also auch ein Maß für den Erfolg in der Arbeit und — soweit das Ethos der Arbeit noch verbindlich ist — in der Welt schlechthin.

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  19. Bei den Frauen wird die Verkürzung der Lebensarbeitszeit von dem bereits erwähnten generellen Anstieg der Erwerbsbeteiligung überlagert. Jede jüngere Kohorte fangt auf einem höheren Niveau der Erwerbsbeteiligung an und weist einen steileren Rückgang auf.

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  20. „Keine andere Technik der Lebensführung bindet den Einzelnen so fest an die Realität als die Betonung der Arbeit (…) Die Möglichkeit, ein starkes Ausmaß libidinöser Komponenten (…) auf die Berufsarbeit und auf die mit ihr verknüpften menschlichen Beziehungen zu verschieben, leiht ihr einen Wert, der hinter ihrer Unerläßlichkeit zur Behauptung und Rechtfertigung der Existenz in der Gesellschaft nicht zurücksteht.“(Freud 1930: 31)

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  21. „Belonging, esteem, power, building, winning, and conquering are all human goals just as important as maximizing consumption and leisure. Work is where one achieves such goals“(Thurow 1992). Für eine systematische Diskussion des Problemfeldes aus der Sicht der Wirtschaftssoziologie und Wirtschaftspsychologie vgl. Lane (1991).

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  22. Einen Überblick über die verschiedenen Ansätze geben das Schwerpunktheft 1 /1983 der Zeitschrift filr Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie sowie der Sammelband von Hoffet al. (1985); vgl. auch Brede (1986).

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  23. Das läßt sich z.B. am (für den deutschen Sprachraum repräsentativen) Handbuch der Sozialisationsforschung Hurreimann/Ulich 1980, Neuausgabe 1991) zeigen. Es werden darin zentrale Bedingungskomplexe („Instanzen“) und Ergebnisbereiche („Dimensionen“) der Sozialisation diskutiert, wobei letztere ausschließlich als Handlungsbereiche der Person gefaßt sind.

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  24. Simmel betrachtet die Vergesellschaftungsformen als,,Vert)indungs“formen zwischen den Individuen (1908: 8), wobei er sich vor allem für die nicht oder wenig institutionalisierten Verbindungen interessiert: Es geht ihm „um die Aufdeckung der zarten Fäden, der minimalen Beziehungen zwischen Menschen, von deren kontinuierlicher Wiederholung all jene großen, objektiv gewordenen, eine eigentliche Geschichte bietenden Gebilde begründet und getragen werden (1908: 16). Webers Interesse richtet sich dagegen gerade auf diese objektivierten Beziehungen, wobei es ihm — mit dem kontrastierenden Begriffspaar „Vergemeinschaftung“/ „Vergesellschaftung“— vor allem auf die Unterscheidung von spezifischen Typen objektivierter Beziehungen ankommt (51976: 21ff).

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  25. Granovetter bezieht sich mit diesem Begriffspaar auf die bekannte Parsons-Kritik von Wrong (1961).

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  26. Ähnliches gilt — wie Volpert (1988) nachdrücklich zeigt — für den Begriff der „Regulation“in der psychologischen Arbeitsanalyse.

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  27. Da es zwischen den sich folgenden Übergangskohorten erhebliche Unterschiede gibt, sind Querschnittvergleiche dafür nicht geeignet. Für eine systematische Erfassung von Kohorten- und Periodeneffekten ist auch eine einfache Längsschnittanalyse unzureichend; die besten Analysemöglichkeiten bietet eine zeitliche Sequenz mehrerer Längsschnitte, wie sie — für den Bereich der Intelligenzentwicklung — beispielhaft von Schaie (1983) realisiert worden ist.

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  28. Die Inflationierung geht nicht zuletzt auf den weit gefaßten Arbeitsbegriff der Phänomenologie zurück, für die ein sinnhaft Handelnder „arbeitet, wenn er etwas Bestimmtes in der Umwelt bewirken will“, wozu neben den „produktiven Tätigkeiten im ökonomischen Sinne“auch „Liebeserklärungen, Eheschließungen, Taufen, Gerichtsverhandlungen, Verkauf oder auch nur Sammeln von Briefmarken, Revolutionen und Konterre¬volutionen“gehören (Schütz/Luckmann 1984: 25).

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  29. Daraus ergibt sich der besondere Stellenwert der Erwerbsarbeit als dem Ort geregelter produktiver Tätigkeit: „der moderne Mensch (ist) nur hier noch selbständig in seiner Sozialerfahrung, nur hier hat er noch gewisse soziale Wirklichkeit, weil er selbst darin wirkt und soweit er wirkt“(Schelsky 1965: 245).

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  30. Zumindest von der Erwerbsarbeit läßt sich sagen, daß sie — wie schon die Begriffsgeschichte signalisiert — stets auch Lastcharakter hat; sie ist Mühe und Anstrengung und erfordert die Überwindung von Trägheit. Allerdings wohnt ihr „fast immer eine Ambivalenz inne, da sie zwar ein Joch, eine Mühsal, aber zugleich auch eine Quelle des Interesses, ein Element des Gleichgewichts, ein Faktor der Einbeziehung in die Gesellschaft ist“(Beauvoir 1972: 224). Dies gilt sogar für den klassischen Industriearbeiter, wie Kern/Schumann (1983) hervorheben. Die Identitätsbildung erfolgte bei ihm in Distanzierung gegen Lohnarbeit (als Ausbeutung, Gewalt, Leid). Andererseits gab es außerhalb von Arbeit „nicht genug Raum, um dort Lebenssinn und Selbstverwirklichung zu suchen und die Arbeit selbst innerlich wegzuschieben, zu instrumentalisieren. Identi-tätsfindung mußte also zwangsläufig auch über Arbeit erfolgen“. Sie bot die Chance der Selbstdefinition über Produktivität und Heroisierung körperlicher Arbeit. Kern/Schumann sprechen von einem „doppelten Bezug“auf Lohnarbeit (1983: 354): einerseits als Distanzierung, andererseits in Form eines „Subjektbezugs“.

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Kohli, M. (1993). Fragestellungen und theoretische Grundlagen. In: Engagement im Ruhestand. Biographie & Gesellschaft, vol 11. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93735-3_1

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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