Zusammenfassung
Die Probleme ländlicher Räume werden in der Bundesrepublik bislang zu wenig beachtet, das Land wird stiefmütterlich behandelt. Das gilt für Poütik, politische Öffentlichkeit, aber auch für die Sozialwissenschaften. Das Land und seine ihm eigenen Probleme standen bislang ganz im Schatten der Probleme städtischer Agglomerationen, der Verdichtungsräume, die seit Jahren lauthals diskutiert werden und die in dem Ruf „Rettet unsere Städte jetzt!“ des Städtetags von 1971 ihre gängige und ins allgemeine Bewußtsein gedrungene Formel fanden. Dabei sind die Probleme der ländlichen Räume nicht geringer, sondern nur weniger beachtet. Ja, beide stehen sogar in enger Verknüpfung miteinander, sind die beiden Seiten ein und derselben Medaille: Was auf der einen Seite zunehmende Verdichtung ist, bedeutet für die andere anhaltende Entleerung, die Sogwirkung des Ballungsraums führt zu Entvölkerung und im Gefolge damit zur „sozialen Erosion“ des Landes. Dieser Zusammenhang wird vielfach verkannt. Die Lösung der Probleme unserer Verdichtungsräume kann folgüch nicht isoüert in Angriff genommen werden, Politik muß beide zusammen, mit einer Gesamtkonzeption, zu lösen versuchen.1
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Literatur
Der bislang — soweit wir sehen — beste und immer noch allein dastehende Versuch, die Probleme ländlicher Räume zu fassen, ist das von der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegebene und von dessen Institut für Kommunalwissenschaften verfaßte Buch: Entwicklung ländlicher Räume, Bonn 1974, auf das wir uns beziehen.
Vgl. Rolf-Richard Grauhan, Georg W. Green, Wolf Linder, Wendelin Strubelt, Politikanalyse am Beispiel des Verstädterungsproblems, in: Politische Vierteljahresschrift (PVS), 12. Jg., 1971, S. 413–451,
und Rolf-Richard Grauhan, Wolf Linder, Politik der Verstädterung, Fischer Athenäum Taschenbuch 4030, Frankfurt/M. 1974. — Daß letztüch nur eine Gesamtkonzeption weiterhelfen kann, sehen auch Grauhan/Linder, Politik der Verstädterung, S. 49 f.
Vgl. Entwicklung ländlicher Räume, S. XVIII
Vgl. Gerhard Isenberg, Die Ballungsgebiete in der Bundesrepublik, 1957, und Raumordnungsbericht 1972 der Bundesregierung, Bonn 1972, S. 62 f.
Zum Thema Gebietsreform vgl. Rosemarie und Hans-Georg Wehling, Gemeindereform, in: Hans-Georg Wehling (Hrsg.), Kommunalpolitik, Hamburg 1975, S. 12–42
Ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) läuft zur Zeit am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen. Der Aufsatz von Jeggle/Ilien in diesem Buch ist ein Produkt dieses Forschungsprojektes. Noch für dieses Jahr angekündigt ist von denselben Autoren das Buch: „Leben auf dem Dorf“.
Vgl. Dieter Kappe, Thorwald Knappstein, Manfred Schulte-Altedorneburg, Grundformen der Gemeinde. Großstadt und Dorf, 2. Auflage, Opladen 1975, S.61
Vgl. den entsprechenden Versuch von Kappe, Knappstein, Schulte-Altedorneburg ebd. S. 61–66
Vgl. Wehling/Wehling, Gemeinde und Gemeindereform, a.a.O., S. 22 f
in: American Journal of Sociology, Bd. 41, 1938
Vgl. hierzu Herbert Kötter unter Mitwirkung von Hans-Joachim Krekeler, Zur Soziologie der Stadt-Land-Beziehungen, in: René König (Hrsg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung, Taschenbuchausgabe, Bd. 10, 1977, S. 1–41, hier S. 6f
ebd.
Richard Dewey, Das Stadt-Land-Kontinuum, in: Peter Atteslander, Bernd Hamm, Materialien zur Siedlungssoziologie, Köln 1974, S. 45–54
ebd. S. 50
ebd. S. 50 f
Utz Jeggle nennt in dem konkreten Fall, den er in seiner Habilitationsschrift untersucht: die Auflösung und Versteigerung des örtlichen Klosters, Kriege, die Bändigung des Flusses durch Kanalisierung (schon zu Zeiten Maria Theresias).
Kötter/Krekeler, a.a.O., S. 16 f
Vgl. Gerhard Lehmbruch, Der Januskopf der Ortsparteien, in: Der Bürger im Staat, Jg. 25, 1975, H. 1, S. 3–8, hier S. 4 f
Vgl. Wolf-Dieter Narr, Logik der Politikwissenschaft — eine propädeutische Skizze, in: Gisela Kress, Dieter Senghaas (Hrsg.), Politikwissenschaft. Eine Einführung in ihre Probleme, Taschenbuchausgabe, Frankfurt/M. 1972, S. 13–36, hier S. 23 ff
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Wehling, HG. (1978). Dorfpolitik. In: Wehling, HG. (eds) Dorfpolitik. Analysen, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93714-8_1
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