Zusammenfassung
Angesichts der aktuellen innereuropäischen und auf Europa gerichteten Flucht- und Wanderungsbewegungen herrscht der Eindruck vor, es handele sich hier um außergewöhnliche Prozesse ohne historische Parallelen, als stehe Europa einem gänzlich neuartigen Sozialphänomen gegenüber. Diese Auffassung ist unhistorisch und muß als vollständig falsch zurückgewiesen werden. Wenn es in einem viel gelesenen und ansonsten sehr informativen Report über globale Entwicklungstrends heißt, daß in den kommenden Jahren gewaltige Wanderungsbewegungen zu erwarten seien, die ein Ausmaß erreichen werden, welches “seit der Völkerwanderung des ersten Jahrtausends in Europa nicht mehr bekannt ist”, dann offenbart dieser Vergleich eine schon grotesk anmutende Unkenntnis der europäischen Migrationsgeschichte.41
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Literatur
So in der von der Stiftung Entwicklung und Frieden herausgegebenen Studie: Globale Trends. Daten zur Weltentwicklung, Bonn 1991, S. 20.
Oppenheimer, Franz 1923: System der Soziologie, Bd 1. Allgemeine Soziologie, 2. Halbband, Jena, S. 769. Kruse führt entsprechend aus, daß “die moderne Weltwirtschaft erst das Ergebnis internationaler Wanderungen ist.” Siehe: Kruse, Alfred 1972: Aussenwirtschaft. Die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 3. Aufl., Berlin, S. 60.
McNeill, William H. 1987: Migration in Premodern Times, in: Alonso, William (Hrsg.), S. 15–35, hier S. 15.
Finley, M. I. 1976: Die Griechen. Eine Einführung in ihre Geschichte und Zivilisation, München, S. 21–28. Nur am Rande sei angemerkt, daß Massenausweisungen stets negative Auswirkungen zeitigten. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist Spanien, das sich durch die Vertreibung der Juden im Jahr 1492 und der Moriskos (Moslems) der aktivsten Schichten seiner Bevölkerung beraubte.
Kulischer, Eugene M. 1948, S. 8. Das Leben Eugene Kulischers selbst ist von Flucht und Migration geprägt. Dreimal mußte er seine Heimat verlassen. Er floh 1920 aus Rußland, 1936 vor den Nazis aus Deutschland und 1941 vor der deutschen Invasionsarmee aus Frankreich.
Vgl. Vereinte Nationen 1992: Weltbevölkerungsbericht. Die Welt im Gleichgewicht, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V., Bonn, S. 22;
Collinson, Sarah 1993: Europe and International Migration, London/New York, S. 3ff.
Cohen, Robin 1987: The New Helots. Migrants in the International Division of Labour, Aldershot/Hampshire, S. 145.
Dowty, Alan 1987: Closed Borders. The Contemporary Assault on Freedom of Movement, New Haven/London, S. 27 zitiert den preußischen Minister Johannes von Justi mit den Worten: “Kein Volk kann zu viele Einwohner haben.”
Von Waltershausen, Sartorius A. 1923: Deutsche Wirtschaftsgeschichte 1815–1914, Jena, S. 6.
Vgl. Grawert, Rolf 1973, S. 90–102.
Von Mohl, Robert 1872: Encyclopädie der Staatswissenschaften, 2. Aufl., S. 224.
Vgl. Bom, Karl Erich 1963: Der soziale und wirtschaftliche Strukturwandel Deutschlands am Ende des 19. Jahrhunderts, in: Vierteljahresschrift fur Sozial-und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 50, S. 361–376.
Vgl. Thränhardt, Dietrich 1975: Ausländische Arbeiter in der Bundesrepublik, in Österreich und der Schweiz, in: Neue Politische Literatur, 20. Jg., S. 68–88;
Fischer, Wolfram/van Houtte, Jan A./Kellenbenz, Hermann/Mieck, Ilja/Vittinghoff, Friedrich (Hrsg.) 1985: Handbuch der Europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 5, S. 10–45 und S. 360–371.
Vgl. zur Situation der preußisch-polnischen Wanderer nach Westdeutschland: Wehler, Hans-Ulrich 1961: Die Polen im Ruhrgebiet bis 1918, in: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 48, S. 203–235.
Vgl. mit ausführlichem Zahlenmaterial: Bade, Klaus J. 1984: Vom Auswanderungsland zum ‘Arbeitseinfuhrland’. Kontinentale Zuwanderung und Ausländerbeschäftigung in Deutschland im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: Ders. (Hrsg.): Auswanderer — Wanderarbeiter — Gastarbeiter. Bevölkerung, Arbeitsmarkt und Wanderung in Deutschland seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Ostfildem, S. 433–485. Bade beschreibt die preußisch-deutsche Politik gegenüber Osteuropäern als Strategie, es nicht zur Einwanderung kommen zu lassen. Vielmehr galt es, Migranten “als mobile und disponible Einsatzreserve in den Bahnen der transnationalen Saisonwanderung zu halten.” Siehe: Ebenda, S. 444.
Vgl. Herbert, Ulrich 1986: Geschichte der Ausländerbeschäftigung in Deutschland 1880–1980. Saisonarbeiter — Zwangsarbeiter — Gastarbeiter, Berlin/Bonn.
Vgl. Fischer, Wolfram/van Houtte, Jan A./Kellenbenz, Hermann/Mieck, Ilja/ Vittinghoff, Friedrich (Hrsg.) 1985, Bd. 5, Stuttgart, S. 37ff.
Schulze, Hagen 1994: Staat undNation in der europäischen Geschichte, München, S. 159.
Der Norddeutsche Bund bestellte im Jahr 1868 in den wichtigsten Auswanderungshäfen Reichskommissare für Auswanderung. Im Jahr 1902 wurde unter der Aufsicht des Reichskanzlers eine Zentralauskunftsstelle für Auswanderer geschaffen, die bei 325.900 deutschen Auswanderern in den Jahren 1902–1913 über 140.000 mal angerufen wurde. Vgl. Mombert, Paul 1921: Überbevölkerung und Auswanderung, in: Anschütz, Gerhard u.a. (Hrsg.): Handbuch der Politik, Bd. 3: Die politische Erneuerung, 3. Aufl., S. 332–337.
Datenmaterial entnommen aus: Thomas, Brinley 1968: Artikel über die Ökonomischen Aspekte der Migration, in: The International Encyclopedia of the Social Sciences, Vol. 13, S. 294–300.
Vgl. Fischer, Wolfram/van Houtte, Jan A./Kellenbenz, Hermann/Mieck, Ilja/ Vittinghoff, Friedrich (Hrsg.) 1985, Bd. 5, Stuttgart, S. 31.
Bade, Klaus J. 1983, S. 14. Vgl. auch Dowty: “Surpringly, the large-scale emigration, far from causing a crisis, apparently benefited those left behind. The exodus of surplus workers caused wages to rise. The sale and consolidation of small farms helped place agriculture on a more efficient footing, easing the transition from tillage to pasturage.” Siehe: Dowty, Alan 1987, S. 50.
Krockow, Christian Graf von 1990: Die Deutschen in ihrem Jahrhundert. 1890–1990, Reinbek, S. 23.
So schrumpfte der Anteil der deutschen Auswanderer in die Vereinigten Staaten zwischen 1892 und 1905 von knapp 110.000 auf knapp 25.000, während der Anteil der Einwanderer aus Italien und Rußland im gleichen Zeitraum von 32.000 bzw. 17.000 auf mehr als 285.000 bzw. 160.000 anstieg.
Higham hat dies detailliert herausgearbeitet: Higham, J. 1969: Strangers in the Land. Patterns of American Nativism 1860–1925, New York.
Palmie, Stephan 1992: Einwanderung und Einwanderungspolitik, in: Adams, Willi Paul u.a. (Hrsg.): Länderbericht USA, Band II: Außenpolitik, Gesellschaft, Kultur, Religion, Erziehung, Bonn, S. 325–338, hier S. 328.
Nicht als Einwanderer betrachtet wurden generell die in die Vereinigten Staaten deportierten Sklaven aus schwarzafrikanischen Staaten.
Tait, Christie D. 1927: International Aspects of Migration, in: International Affairs. Journal of the Royal Institute of International Affairs, Vol. 6, Nr. 1, S. 25–46, hier S. 38f.
Vgl. mit ausführlichen Beiträgen zu den jeweiligen Immigrationspolitiken dieser Staaten: Kubat, Daniel 1979 (Hrsg.): The Politics of Migration Policies. The First World in the 1970’s, New York. Das heutige Einwanderungssystem der Vereinigten Staaten sei kurz geschildert. Das im Dezember 1990 verabschiedete Änderungsgesetz zum sogenannten Immigration and Naturalization Act (INA) von 1952 sieht jährliche Aumahmekontingente von jeweils knapp 700.000 Einwanderern vor. Auf Basis eines mehrstufigen Präferenzsystems stellen nahe Familienangehörige von amerikanischen Staatsbürgern die Hauptgruppe der Einwanderer, gefolgt von Personen mit volkswirtschaftlich relevanten beruflichen Qualifikationen.
Vgl. grundsätzlich: Keely, Charles B./Elwell, Patricia J. 1981: International Migration. Canada and the United States, in: Kritz, Mary M./Keely, Charles B./Tomasi, Silvano M. (Hrsg.): Global Trends in Migration. Theory and Research on International Population Movements, New York, S. 181–207;
Groos, Hartmut 1991: Einwanderungspolitik der USA seit dem Zweiten Weltkrieg, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Nr. 4, S. 169–173;
Fix, Michael/Passei, Jeffrey S. 1994: Immigration and Immigrants. Setting the Record Straight, Washington, D.C..
Vgl. Hofmann, Rainer 1988: Die Ausreisefreiheit nach Völkerrecht und staatlichem Recht, Berlin u.a., S. 23ff
Dowty, Alan 1987, S. 54.
Hirschman beschreibt drei Wege, auf Konfliktsituationen zu reagieren. Werden diese als unproblematisch empfunden, reagiert man durch ‘loyalty’. Werden sie jedoch als konfligierend betrachtet, kann der Protest einmal durch ‘voice’, das heißt durch Widerspruch und Widerstand oder durch ‘exit’, das heißt durch Entzug, durch Abwanderung, geäußert werden. Neben den eingeschränkten Möglichkeiten des ‘voice’ war es die Chance des ‘exit’, die die europäische politische Kultur im 19. Jahrhundert mitbestimmte. Vgl. Hirschman, Albert O. 1970: Exit, Voice and Loyalty. Responses to Decline in Firms, Organizations and States, Cambridge (Mass.)/London.
Scheuner, Ulrich 1950: Die Auswanderungsfreiheit in der Verfassungsgeschichte und im Verfassungsrecht Deutschlands, in: Festschrift Richard Thoma zum 75. Geburtstag, Tübingen, S. 199–224, hier S. 202.
United Nations General Assembly Official Records 3rd Sess., Resolutions part I, S. 71. Deutsche Übersetzung aus: Menschen rechte. Ihr internationaler Schutz, Beck Texte, 2. Aufl., Nr. 5551, S. 5–11, hier S. 7.
Vgl. Hailbronner, Kay 1989: Ausländerrecht. Ein Handbuch, Heidelberg, S. 18ff.
Zur staatlichen Bedingtheit der Migration: Verdross, Alfred/Simma, Bruno 1976: Universelles Völkerrecht. Theorie und Praxis, Berlin, S. 584ff. Die Autoren des völkerrechtlichen Standardwerkes zitieren gleichzeitig den Richter Read in seiner Dissenting Opinion im Falle Nottebohm, ICJReports 1955, S. 46: “When an alien comes to the frontier, seeking admission, either as a settler or on a visit, the State has an unfettered right to refuse admission.”
Weiner, Myron 1985: On International Migration and International Relations, in: Population and Development Review, Nr. 3, S. 441–455, hier S. 442.
Driesch, Hans 1951: Lebenserinnerungen. Aufzeichnungen eines Forschers und Denkers in entscheidender Zeit, München/Basel, S. l00f.
Ströbele, Hans-Christian 1990: Offene Grenzen für Aussiedler wie für Flüchtlinge, in: Otto, Karl A. (Hrsg.): Westwärts-Heimwärts? Aussiedlerpolitik zwischen ‘Deutschtümelei’ und ‘Verfassungsauftrag’, Bielefeld, S. 109–114, hier S. 111.
Vgl. United Nations Development Programme (UNDP) 1992: Human Development Report 1992, New York/Oxford, S. 58.
Carens, Joseph H. 1988: Immigration and the Welfare State, in: Gutman, Amy (Hrsg.): Democracy and the Welfare State, Princeton, S. 207–230, hier S. 217.
Der Entstehungsprozeß des Sozial- und Wohlfahrtsstaates ist von Ritter in komparativer Perspektive aufgearbeitet worden. Vgl. Ritter, Gerhard A. 1989: Der Sozialstaat. Entstehung und Entwicklung im internationalen Vergleich, München, S. 20.
Vgl. Hammar, Tomas 1990: Democracy and the Nation State. Aliens, Denizens and Citizens in a World of International Migration, Aldershot u.a., S. 59ff.
Zolberg hat diese innereuropäischen Ereignisse präzise aufgearbeitet. Vgl. Zolberg, Aristide R. 1983b: The Formation of New States as a Refugee-Generating Process, in: The Annals of the American Academy of Political and Social Science, Nr. 467, S. 24–38.
Vgl. Castles, Stephen/Kosack, Godula 1973: Immigrant Workers and Class Structure in Western Europe, London u.a., S. 15ff.
Diese Aufzählung ist sicherlich nicht erschöpfend, sie gibt aber die zentralen ‘flight causes’ wieder. Das komplexe innereuropäische Fluchtgeschehen von 1914 bis zum Ende des 2. Weltkrieges wird neben dem bereits erwähnten Werk von Kulischer analysiert in: Marrus, Michael R. 1985: The Unwanted. European Refugees in the Twentieth Century, New York;
Bramwell, Anna (Hrsg.) 1988: Refugees in the Age of Total War, London u.a.
Lemberg, Eugen 1959: Zur Vorgeschichte. Das Nationalitätenproblem, in: Ders./Edding, Friedrich (Hrsg.): Die Vertriebenen in Westdeutschland. Ihre Eingliederung und ihr Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Geistesleben, Kiel, S. 10–16, hier S. 13.
Rhode, Gotthold 1959: Phasen und Formen der Massenzwangswanderung in Europa, in: Lemberg, Eugen/Edding, Friedrich (Hrsg.), S. 17–36, hier. S. 28.
Vgl. zu den europäischen Zwangemigrationen auch: De Zayas, AlfredMaurice: A Historical survey of twentieth century expulsions, in: Bramwell, Anna (Hrsg.), S. 15–37.
Vgl. Rhode, Gotthold 1959, S. 25f. Rhode zitiert gleichzeitig die berühmt gewordene Äußerung des damaligen britischen Außenministers Lord Curzon, der den von der internationalen Gemeinschaft unterstützten Bevölkerungstranfer als “eine durchaus schlechte und verwerfliche Lösung, für die die Welt in den nächsten hundert Jahren eine schwere Strafe zu zahlen haben wird”, bezeichnete.
Vgl. Nuscheier, Franz 1988, S. 50ff.
Vgl. Holborn, Louise W. 1968: Refugees, in: Sills, David L. (Hrsg.): International Encyclopedia of the Social Sciences, Vol. 13. S. 361–373.
Vgl. mit weiteren Literaturhinweisen auch: Fox, John P. 1988: German and European Jewish refugees 1933–1945. Reflections on the Jewish condition under Hitler and the Western World’s response to their expulsion and flight, in: Bramwell, Anna (Hrsg.), S. 69–85.
Vgl. Opitz, Peter J. 1990, S. 370.
Herbert, Ulrich 1992: ‘Ausländer-Einsatz’ in der deutschen Kriegswirtschaft, 1939–1945, in: Bade, Klaus J. (Hrsg.): Deutsche im Ausland — Fremde in Deutschland. Migration in Geschichte und Gegenwart, München, S. 354–367, hier S. 367.
Vgl. zur Konferenz von Evian: Loescher, Gil 1993: Beyond Charity. International Cooperation and the Global Refugee Crisis, New York/Oxford, S. 44ff.
Collinson, Sarah 1993, S. 41.
Einen plastischen zeitgeschichtlichen Einblick in die Bewältigung der europäischen Flüchtlingsströmenach 1945 liefern: Von Schmieden, Werner 1951: Die Flüchtlingspolitik der Vereinten Nationen und des Europarates, in: Europa-Archiv. Zeitschrift für internationale Politik, Nr. 3, S. 3695–3704 sowie Riggs,
Fred W. 1951: Das Welt-Flüchtlingsproblem, in: Europa-Archiv. Zeitschrift für internationale Politik, Nr. 6, S. 3807–3818.
Vgl. Nuscheier 1988, S. 69.
Vgl. zum quantitativen Ausmaß dieser Rückwanderung: Reichling, Gerhard 1968: Vergleich der Flüchtlingsprobleme in Europa aus der Sicht der Statistik und Terminologie, in: Ders.: (Hrsg.), S. 185–204.
Marrus, Michael R. 1985, S. 4. Siehe auch: Sutton, Francis X. 1987: Refugees ans Mass Exoduses. The Search for a Humane, Effective Policy, in: Alonso, William (Hrsg.), S. 201–226, hier insbesondere S. 202f.
Pinkus, Benjamin/Fleischhauer, Ingeborg 1987: Die Deutschen in der Sowjetunion. Geschichte einer nationalen Minderheitim 20. Jahrhundert, Baden-Baden, hier S. 531f. Die Autoren übersehen jedoch, daß es durchaus kommunistische Staaten gab, die Auswanderung nicht generell unterbanden, sondern ganz im Gegenteil gezielt zur Stabilisierung ihrer Diktaturen benutzten. Das Paradebeispiel für diesen Typus ist Kuba, das in zeitlichen Abständen immer wieder die Abwanderung von Regimegegnern in die Vereinigten Staaten zuließ. Insgesamt dürften seit der kommunistischen Machtübernahme knapp 10% der kubanischen Bevölkerung in die USA ausgewandert sein. Kuba erhoffte sich durch die Ausweisung von Dissidenten und die Einziehung ihres Eigentums eine Schwächung der binnen staatlich en Opposition.
Vgl. die Länderberichte in: Hammar, Tomas (Hrsg.) 1984: European Immigration Policy. A Comparative Study, Cambridge;
Serow, William J./Nam, Charles B./Sly, David F./Weller, Robert H. (Hrsg.) 1990: Handbook on International Migration, New York u.a.;
Sigler, Jay A. 1987: International Handbook on Race and Race Relations, Westport/Connecticut.
Vgl. Lohrmann, Reinhard 1974: Politische Auswirkungen der Arbeitskräfte Wanderungen auf die Bundesrepublik Deutschland, in: Ders./Manfrass, Klaus (Hrsg.): Ausländerbeschäftigung und internationale Politik. Zur Analyse transnationaler Sozialprozesse, München, S. 103–140.
Vgl. Blotevogel, Hans Heinrich/Müller ter Jung, Ursula/Wood, Gerald 1993: From Itinerant Worker to Immigrant? The Geography of Guestworkers in Germany, in: King, Russel (Hrsg.): Mass Migrations in Europe. The Legacy and the Future, London, S. 83–100.
Steinert, Johannes-Dieter 1992: Drehscheibe Westdeutschland. Wanderungspolitik im Nachkriegsjahrzehnt, in: Bade, Klaus J. (Hrsg.), S. 386–392.
Collinson, Sarah 1993, S. 49.
Vgl. Hollifield, James F. 1992: Immigrants, Markets, and States. The Political Economy of Postwar Europe, Cambridge (Mass.)/London, S. 53ff.
Vgl. grundsätzlich zur französischen Bevölkerungspolitik: Schultheis, Franz 1990: Die pronatali-stische Bevölkerungspolitik in Frankreich, in: Birg, Herwig/ Mackensen, Rainer (Hrsg.): Demographische Wirkungen politischen Handelns, Frankfurt/New York, S. 303–355.
Moulier, Yann/Tapinos/Georges: 1977: Frankreich, in: Gehmacher, Emst/Kubat, Daniel/Mehrländer, Ursula (Hrsg.): Ausländerpolitik im Konflikt. Arbeitskräfte oder Einwanderer? Konzepte der Aufnahme- und Entsendeländer, Bonn, S. 139–152.
Vgl. Castles/Kosack 1973, S. 32f.
Vgl. zur Situation in der Türkei, Atalik, Gündüz/Beeley, Brian 1993: What Mass Migration has meant for Turkey, in: King, Russel (Hrsg.), S. 156–173.
Der Spiegel 1964, Nr. 42, S. 44.
Vgl. Castles, Stephen/Kosack, Godula 1973, hier insbesondere S. 93ff.
Simon, Julian L. 1989: The Economic Consequences of Immigration, Oxford, S. 103f.
Fielding, Anthony 1993: The Evolution of European Migration Policies, in: King, Russel (Hrsg.), S. 40–62, hier S. 52.
Vgl. Barisik, Ayfur/Eraydin, Ayda/Gedik, Ayse 1992: Turkey, in: Serow, William J./Nam, Charles B./Sly, David F./Weller, Robert H. (Hrsg.), S. 301–323.
Vgl. Séché, Jean-Claude 1989: Freizügigkeit in der Europäischen Gemeinschaft. Einreise und Aufenthalt, Luxemburg.
Der Vertragstext zur Europäischen Union ist abgedruckt in: Bulletin des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung, Nr. 16 vom 12.2.1992.
Daten entnommen aus: OECD. SOPEMI 1994, S. 50. Vgl. zu den sehr unterschiedlichen Einbürgerungspolitiken in Europa: Brubaker, Rogers (Hrsg.) 1989: Immigration and the Politics of Citizenship in Europe and North-America, Lanham/New York/London;
Santel, Bernhard 1995: Staatsangehörigkeit/Staatsbürger, in: Woyke, Wichard/Andersen, Uwe (Hrsg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl., Opladen.
Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Ausländer 1994: Ausländerinnen und Ausländer in europäischen Staaten, Bonn, S. 5.
Vgl. Süddeutsche Zeitung, 26.8.1994.
Europäische Sozialcharta vom 18.10.1991, BGBl 1964 II S. 1262. Vgl. auch Art. 8 Abs. 1 der Europäischen Konvention zum Schutze der Mensehenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) vom 4.11.1950, BGBl 1952 II S. 686.
Vgl. die Beiträge in: Barwig, Klaus/Lörcher, Klaus/Schumacher, Christoph (Hrsg.) 1985: Familiennachzug von Ausländem auf dem Hintergrund völkerrechtlicher Verträge, Baden-Baden. Mit Ausnahme Deutschlands erlauben alle Staaten der Europäischen Union den Nachzug von Kindern mindestens bis zum 18. Lebensjahr, sofern diese nicht verheiratet sind. Nur in Deutschland ist das Nachzugsalter auf maximal 16 Jahre festgelegt. Vgl. Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Ausländer 1994, S. 31.
Vgl. Werner, Heinz 1993: Integration ausländischer Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt. Vergleich von Frankreich, Deutschland, Niederlande und Schweden, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nr. 3, S. 348–361.
Vgl. zur unbefriedigenden aufenthaltsrechtlichen Stellung bei andererseits weitgehend verwirklichter arbeits- und sozialversicherungsrechtlicher Gleichbehandlung der Arbeitsmigranten in Europa: Layton-Henry, Zig 1990 (Hrsg.): The Political Rights of Migrant Workers in Western Europe, London u.a; Hammar, Tomas 1990 sowie in deutlich kritischer Argumentationsführung: Cohen, Robin 1987, hier insbesondere S. 111–144.
Widgren, Jonas 1990: International migration and regional stability, in: International Affairs, Nr. 4, S. 749–766, hier S. 753.
Auf den Zusammenhang von Anwerbestopp und Erhöhung der Asylbewerberzahlen verweist Quaritsch, Helmut 1985: Recht auf Asyl. Studien zu einem mißdeuteten Grundrecht, Berlin, S. 41ff. Vgl. zur Kritik an dieser Interpretation: Köfner, Gottfried/Nicolaus, Peter 1986, S. 37f.
Loescher, Gil 1992, S. 17.
Eurostat Schnellberichte Bevölkerung und soziale Bedingungen, Nr. 4, 1994. Angaben beruhen zum Teil auf Schätzungen. Daten für Island beziehen sich auf 1992. Für Italien ansässige Bevölkerung. Einschließlich verwaltungstechnischer Korrekturen für die Niederlande.
Für Deutschland muß bedacht werden, daß hier die jährlichen Aussiedlerzahlen nicht enthalten sind. Berücksichtigt man auch diese, würde der Anteil der Asylbewerber an der Gesamteinwanderung weiter absinken. Daß die Kriterien, nach denen Asylbewerber in die Wanderungsbilanz eingehen, nicht unproblematisch sind, wird im folgenden Kapitel noch näher erläutert.
Vgl. Birg, Herwig/Flöthmann, Emst-Jürgen/Hein S, Frank/Reiter, Iris 1993: Migrationsanalyse. Empirische Längsschnitt- und Querschnittenalysen auf der Grundlage von Mikro- und Makromodeilen für die Bundesrepublik Deutschland, Bonn, S. 9.
Vgl. zur internationalen Eliten migration: Salt, John/Ford, Reuben 1993: Skilied International Migration in Europe. The Shape of Things to Come, in: Rüssel, King (Hrsg.), S. 293–309.
Bauböck, Rainer 1991: Einwanderungs-und Minderheitenpolitik. Ein Plädoyer für neue Grundsätze, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 16. Jg., Nr. 3, S. 42–56, hier S. 45.
Neben Strafen für illegale Arbeitnehmer können Sanktionen insbesondere gegen Arbeitgeber illegaler Einwanderer verhängt werden. Zudem muß ein Arbeitgeber die Abschiebungskosten eines ausländischen Arbeitnehmers tragen, der die erforderliche Arbeitserlaubnis nicht besitzt und daher das Territorium der Bundesrepublik verlassen muß. Zudem werden auch diejenigen Personen mit Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bedroht, die ohne Zustimmung der Bundesanstalt für Arbeit Arbeitnehmer aus dem Ausland anwerben oder vermitteln. Hier droht bei Gewerbsmäßigkeit oder bei Handeln aus grobem Eigennutz eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Siehe: Der Bundesminister des Innern 1991 : Aufzeichnung zur Ausländerpolitik und zum Ausländerrecht in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, S. 55.
Vgl. den Beitrag über illegale Beschäftigung in den Niederlanden von Siggi Weidemann: Die Verbannung aus dem Treibhaus, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 6 vom 9.1.1990.
Vgl. grundsätzlich zurillegalen Einwanderung: Moulier-Boutang, Yann/Garson, Jean-Pierre 1984: Major Obstacles to Control of Irregular Migrations. Prerequisites to Policy, in: International Migration Review, Vol. 18, Nr. 3, S. 579–592.
Overbeek, Henk 1994: Mondialisering en regionalisering. De wording van een Europese migratiepolitiek, in: Migrantenstudies, 10. Jg., Nr. 2, S. 66–84, hier S.76f.
Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 1989: Eurobarometer. Die öffentliche Meinung in der Europäischen Gemeinschaft. Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, Brüssel. Auf diese sozialwissenschaftliche Untersuchung wird hingewiesen, da sie auf der Basis eines ausdifferenzierten Analyserasters mit einem hohen Standardisierungsgrad ländervergleichendes Datenmaterial über ausländerfeindliche Tendenzen liefert, das über den Bereich nationalbezogener und subjektiv-pauschalisierender Bewertungen hinausgeht.
Vgl. etwa die Zahlenangaben bei: Reichert, Mathias 1991: Überlegungen zur Lösung der Asylfrage, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Nr. 3, S. 121–125.
Vgl. zu den asylrechtlichen Strukturen in anderen europäischen Staaten die im Rahmen der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages erarbeitete Material Sammlung: Asylrecht unter besonderer Berücksichtigung des Verfahrensrechtes in 15 europäischen Ländern und den USA, Nr. 116, 1991, Bonn. Zeitweise sind in Deutschland nach Angaben der Bundesregierung bis zu 50% der verwaltungsgerichtlichen Neueingänge Asylverfahren gewesen. Vgl. BT-Drs. 12/2062 vom 12.2.1992.
Vgl. BT-Drs. 12/2062 vom 12.2.1992.
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Santel, B. (1995). Europa: Die Kontinuität von Migration. In: Migration in und nach Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93694-3_4
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