Zusammenfassung
Der Mensch entsteht als Kind in der unbedingten Beziehung im Leib seiner Mutter. Mit dem Akt der Geburt, der physischen Trennung von ihr tritt er eigenständig ins Leben. In der Sicht Morenos ist die Geburt eine Leistung gerade auch des Kindes: Demnach war er auch vorher schon Mensch. Zugleich ist er auch hinterher noch nicht vollständig entwickelter Mensch, wofür Moreno den Begriff der sozialen Plazenta gebraucht hat. Die psychodramatische Entwicklungstheorie beschreibt, wie sich das Erlebniskontinuum des Säuglings im Kontakt mit der Umwelt und den anderen emotional und kognitiv ausdifferenziert und strukturiert, wie in sozialen Beziehungen Selbst, Rollen, Handlungsund Erlebensmuster entstehen, wie sich in der Interaktion mit anderen die Fähigkeit zum Rollentausch als Grundprinzip des Verstehens ausbildet und sich das soziale Atom des einzelnen in Abhängigkeit von Kreativität und Spontaneität entwickelt. Der Mensch im Psychodrama erzeugt sich selbst, aber nicht als Robinson in der Einsamkeit, sondern in notwendiger Beziehung zu sich, zu seiner Umwelt und zu den anderen: die psychodramatische Welt ist als durch und durch kommunikativ gedacht. Der Preis der Eigenständigkeit des sozialen Wesens Mensch, die nur durch soziale Beziehungen überhaupt zustande kommen kann, ist, zumindest für unsere Epoche, das Problem von Nähe und Distanz, von Eigenständigkeit und Beziehung.
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Krotz, F. (1996). Psychodrama als konstruktivistische Interaktionstheorie. In: Buer, F. (eds) Jahrbuch für Psychodrama psychosoziale Praxis & Gesellschaftspolitik 1995. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93691-2_9
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