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Die Veränderung der Lebensverhältnisse — Anlaß für eine neue Revolution?

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Zusammenfassung

Wir sahen insbesondere in Kapitel III, daß in den neuen Bundesländern auch heute noch Unzufriedenheit herrscht, wenn diese auch geringer ist als die Unzufriedenheit vor der Wende. Insbesondere sind die Lebensverhältnisse in den neuen Bundesländern noch bei weitem nicht den Lebensverhältnissen der alten Bundesländer angeglichen. Würde man in dieser Situation nicht umfassende Proteste erwarten? Selbst wenn die Unzufriedenheit nach der Wende nicht mehr so groß ist wie vor der Wende, ist heute doch Protest weitaus leichter: Staatliche Repression für gewaltlose legale Protestformen gibt es nicht mehr. Man kann ohne staatliche Behinderung versuchen, andere Personen oder auch Gruppen für Protestaktionen zu gewinnen, ohne dabei persönliche Nachteile durch staatliche Instanzen befürchten zu müssen. Schließlich haben viele Bürger der neuen Bundesländer Protesterfahrungen aus DDR-Zeiten — sei es, daß sie selbst an Demonstrationen teilgenommen haben oder daß sie Mitglieder von Oppositionsgruppen waren. Solche Erfahrungen erleichtern sicherlich die Teilnahme an Protesten nach der Wende. Warum ist in dieser Situation das Ausmaß der Proteste in den neuen Bundesländern trotzdem so gering? Mit dieser Frage wollen wir uns im folgenden befassen.

Verfaßt von Karl-Dieter Opp.

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Literatur

  1. Die Unterschiede bei einer Reihe demographischer Variablen beider Stichproben waren relativ gering. Um weitere Unterschiede zu ermitteln, haben wir zunächst eine Dummyvariable „Zusatz‟ gebildet: Befragte der Panelstudie erhielten den Wert 0, Befragte der repräsentativen Zusatzstudie den Wert 1. Alle Regressionsanalysen der Tabellen 2 bis 4 und der Gesamtmodelle von Tabelle 5 wurden noch einmal unter Einbeziehung der Variablen „Zusatz‟ berechnet. Die Koeffizienten dieser Dummyvariablen waren meist nicht signifikant. Bei den Analysen von Tabelle 4 traten jedoch eine Reihe signifikanter Effekte mit negativen Vorzeichen auf. D.h. für Mitglieder der Zusatzstichprobe waren die Anreize für politisches Engagement geringer als für die Mitglieder der Panel-Stichprobe. Damit dürfte die Zusatzstudie eine gute Ergänzung der Panelstudie sein, in der vielleicht der Anteil der politisch engagierten Personen leicht überrepräsentiert ist.

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  2. Eine Reihe von Interviewfragen über die Arten von Ressourcen wurden nur einem Teil der Befragten gestellt. So wurden Arbeitslose nicht danach gefragt, wie sicher sie ihren Arbeitsplatz einschätzten. In solchen Fällen wurde den Befragten der Wert 0 zugeordnet, da ja kein Defizit im Hinblick auf die gemessenen Ressourcen vorlag. Bei der Frage nach der Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen Lage gaben insgesamt 193 Personen die Antwort „weiß nicht‟. Da auch hier kein erwartetes Ressourcendefizit vorliegt, wurde ebenfalls der Wert 0 zugewiesen. Dies geschah auch bei den restlichen insgesamt 8 fehlenden Werten.

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  3. In die Faktorenanalyse wurden die genannten Indikatoren 1 bis 5 einbezogen. Es ergab sich zwar ein einziger Faktor, der Indikator „Unzufriedenheit mit der Wohnsituation‟ lud jedoch so gering, daß wir ihn als getrennte Variable verwenden.

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  4. Bei den Regressionen wurden die fehlenden Werte paarweise eliminiert. Da einige Indikatoren nur für Erwerbstätige gemessen wurden, hätte eine Eliminierung aller Fälle mit nur einem einzigen fehlenden Wert („listwise deletion of missing values‟) dazu geführt, daß sich die Ergebnisse nur auf Erwerbstätige beziehen. Der paarweise Ausschluß berücksichtigt dagegen z.B. auch Arbeitslose, wenn die entsprechenden Fragen an diese gestellt und von diesen beantwortet wurden.

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  5. Es handelt sich um eine dichotomisierte Variable mit den Werten „nein‟ und ,ja‟. Unsere Stichprobe enthält 66 Arbeitslose.

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  6. Zuerst haben wir in jede der Zeilen, d.h. Gleichungen, von Tabelle 4 zusätzlich einen Interaktionsterm eingefügt: Wir haben unsere Skalen „Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation‟ und „Wahrnehmung staatlicher Verpflichtung, für Arbeitsplätze zu sorgen‟ multipliziert, da die zuletzt genannte Variable am ehesten einen Effekt haben dürfte. In keiner Regressionsanalyse war der genannte Interaktionsterm statistisch signifikant. Weiter unterschieden sich die erklärten Varianzen der Gleichungen mit und ohne Interaktionsterm kaum. Wir haben dann noch für jede der allgemeinen Unzufriedenheitsvariablen als abhängige und Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation als unabhängige Variable zwei Regressionsanalysen durchgeführt: Die erste wurde für Personen berechnet, die den Staat nicht als verpflichtet, und für Personen, die den Staat als verpflichtet ansahen, für Arbeit zu sorgen. Generell hätte der unstandardisierte Regressionskoeffizient größer sein müssen für diejenigen Personen, die eine staatliche Verpflichtung bejahten. Dies war jedoch in zwei von den fünf Analysen genau umgekehrt. In zwei anderen Analysen hatten zwar die Koeffizienten die erwarteten Weite, die Konstanten waren jedoch bei denen, die keine Verpflichtung sahen, größer als bei denjenigen, die eine Verpflichtung wahrnahmen. Insgesamt zeigten auch diese Analysen keine klar ausgeprägten Interaktionseffekte. 8 Die drei Unzufriedenheitsvariablen (politische, wirtschaftliche und soziale Unzufriedenheit) und die beiden Entfremdungsvariablen (politische und ideologische Entfremdung) wurden zunächst additiv zu einer einzigen Unzufriedenheitsskala zusammengefaßt (wobei die Variablen die gleichen Wertebereiche haben). Für die Regressionen mit legalem Protest, konventioneller Partizipation und illegalem Protest wurde diese Unzufriedenheitsskala jeweils mit der betreffenden Einflußvariablen (also Einfluß durch legalen Protest, durch konventionelle Partizipation und durch illegalen Protest) multipliziert und in die jeweilige Regression als komplexer Interaktionsterm einbezogen. „Protestnonnen‟ wurden in den Regressionen für legalen Protest und konventionelle Partizipation, „Gewaltnormen‟ in der Regression für illegalen Protest berücksichtigt. „Erwartungen legalen Protests von Bezugspersonen‟ wurde als Determinante für legalen Protest und konventionelle Partizipation, und „Erwartungen illegalen Protests von Bezugspersonen‟ als Determinante für illegalen Protest verwendet. Gleiches geschah für die Mitgliedschaft in legalen bzw. illegalen Protest ermutigenden Gruppen. Die Skalen „kritische Freunde‟ und „kritische Kollegen‟ wurden in allen Regressionsanalysen verwendet. 9 Es mag interessant sein zu erfahren, wovon es abhängt, ob jemand mit ihrer oder seiner Arbeitslosigkeit mehr oder weniger unzufrieden ist. Statistische Analysen zeigten, daß Unzufriedenheit mit der Arbeitslosigkeit besonders groß ist, wenn keine Aussicht auf einen neuen Arbeitsplatz besteht.

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  7. Wir haben bisher zuerst Arbeitslose mit Nicht-Arbeitslosen verglichen. Sodann haben wir uns nur mit Arbeitslosen befaßt, die ihre Situation unterschiedlich „schlimm‟ empfanden. Folgende Frage liegt nahe: Wie unterscheiden sich die Anreize für Erwerbstätige einerseits und die drei Gruppen von Arbeitslosen, die ihre Situation als „nicht so schlimm‟, „schlimm‟ und „sehr schlimm‟ empfinden? Wir haben eine neue Variable mit vier Werten gebildet: „erwerbstätig‟, „Arbeitslosigkeit nicht so schlimm‟, „Arbeitslosigkeit schlimm‟, „Arbeitslosigkeit sehr schlimm‟. Die Korrelationen zwischen dieser Variablen und den in Tabelle 6 angeführten Anreizen sind fast identisch mit denen von Spalte 2 der Tabelle 6. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß unsere Stichprobe relativ wenige Arbeitslose enthält und insbesondere wenige Personen, die Arbeitslosigkeit „nicht so schlimm und „schlimm‟ finden.

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  8. Die bivariaten Korrelationen zwischen der Einstellung, gemeinsame Proteste könnten das Problem der Arbeitslosigkeit lösen (nein/ja) einerseits und wahrgenommenem Einfluß durch legale Proteste, wahrgenommenem Einfluß durch konventionelle Partizipation und durch illegale Proteste andererseits betragen für unsere 66 Arbeitslosen: -0,20, -0,06 und -0,36. Nur der letzte Koeffizient ist signifiikant auf dem 0,05 Niveau. Besonders gering wird also der Einfluß durch illegale Proteste betrachtet.

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© 1997 Leske + Budrich, Opladen

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Opp, KD. (1997). Die Veränderung der Lebensverhältnisse — Anlaß für eine neue Revolution?. In: Die enttäuschten Revolutionäre. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93677-6_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93677-6_9

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1599-0

  • Online ISBN: 978-3-322-93677-6

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