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Je näher man es anschaut, desto ferner blickt es zurück

Ausstellungen in KZ-Gedenkstätten

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Zusammenfassung

„Jugendliche haben heutzutage kaum noch Interesse an einer Ausstellung, die nur aus Schwarzweißfotos und viel, unendlich viel Text besteht. Im Zeitalter der Videoclips, der Spielautomaten und der dreißigsekündigen Werbespots ist die Konzentration, die eine traditionelle Ausstellung erfordert, für viele Jugendliche kaum noch aufzubringen. Und gerade die schwierigste Information verdient es, so — excusez le mot! — attraktiv wie möglich angeboten zu werden unter Benutzung möglichst vieler Techniken.“ 1

„Dagegen die Todesaura der KZ-Gedenkstätten, diese Antimuseen, die von Auflösung reden: der Ort so konkret, das Geschehen nur noch der Phantasie zugänglich. Und wer weiß, was die daraus macht.“

Ruth Klüger

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Literatur

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  6. Ich setze voraus, daß etwas wie ein ‘kulturelles Gedächtnis’ existiert, ein einer bestimmten Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit eigentümlicher Bestand an Wiedergebrauchs-Texten, -Riten und -Bildern. Empirisch nachweisen lassen sich der genaue Bestand und die Verbreitung eines solchen Bildgedächtnisses kaum. Aufschluß darüber, wie sich ein Kanon von „Bildern, die Geschichte machen“ bildet, verspricht die Bildanalyse einzelner Fotografien, die Entstehungs- und Veröffentlichungskontext einbezieht. (Vgl. etwa Hannig, Jürgen: Bilder, die Geschichte machen. Anmerkungen zum Umgang mit „Dokumentar-fotos“ in Geschichtslehrbüchern. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 1/1989, S. 10–32). Auch aus der unübersehbaren Menge von Bildern aus Konzentrations- und Vernichtungslagern hat sich eine begrenzte Anzahl von Fotografien herausgeschält, die besonders populär wurden. Was sie abbilden und warum einige in der Bundesrepublik besonders geeignet scheinen, die Verbrechen zu dokumentieren, untersuche ich zur Zeit in einer Dissertation.

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  9. Ebd.

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  10. Hier knüpfe ich an die sozialpsychologischen Überlegungen Alfons Söllners an. Söllner vergleicht eine Passage aus der „Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss, in der dieser die Hinrichtung von Mitgliedern der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ im Zuchthaus Plötzensee rekonstruiert, mit Ernst Jüngers Textsammlung „Das abenteuerliche Herz“. Er weist nach, wie bei Jünger, anders als bei Peter Weiss, die Schockwirkung von Schreckensszenen beim Leser neurotische Angst und damit Täteridentifikation bewirken kann. Es lohnte, Söllners Gedanken über die unterschiedliche Wirkung der Folterdarstellungen bei Jünger und Weiss mit Blick auf die Ausstellungen in Gedenkstätten zu überprüfen: „[...] einmal ist offensichtlich [...], daß die Hinrichtung der Widerstandskämpfer, wie man filmtechnisch sagen würde, in direkter Einstellung abgebildet ist — der Tötungsvorgang tritt in seinem maschinenförmigen Ablauf hervor; zweitens legt Peter Weiss größten Wert auf die historische und soziale [...] Bestimmtheit des grausigen Geschehens [...] schließlich [...] fehlt die Figur des Ich-Erzählers, f...] Weiss’ Darstellung verbaut die Möglichkeit der Désinvolture, sie kennt den Voyeur nicht, der sich schadlos zurücklegen kann, nachdem er seine Lust im Verborgenen befriedigt hat.“ Söllner, A.: Peter Weiss’ „Ästhetik des Widerstands“ gelesen von einem Sozialwissenschaftler. In: Leviathan 3/1984, S. 368–404. Historikerinnen und Historikern mag der Vergleich mit einem Roman und dessen Wirkung unzulässig erscheinen. Wie dieser ist eine historische Ausstellung auch eine Form ästhetisch gestalteten Geschichtsbewußtseins.

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  11. Hilberg, Raul/Söllner, Alfons: Das Schweigen zum Sprechen bringen. Ein Gespräch über Franz Neumann und die Entwicklung der Holocaust-Forschung. In: Diner, Dan (Hg.): Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Frankfurt/M. 1988, S. 198.

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  12. Vgl. Hannig, Jürgen (Anm. 6).

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  14. Lesenswert ist der Aufsatz von Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard: „Veranschaulichen und Vergegenwärtigen“. Die Autoren unterscheiden ‘Anschauung’, ‘Anschaulichkeit’ und ‘Veranschaulichen’, Begriffe, die in der Geschichtsdidaktik meist synonym und damit unpräzise gebraucht werden. In: Dies. (Hg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Düsseldorf 1985, S. 3–10.

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  15. Aus einem Faltblatt, das in der Ausstellung verteilt wurde.

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  20. Andere Museen entsprechen diesen Erwartungen: In London wurde erst kürzlich ein Kriegsmuseum eröffnet, in dem die Besucher das Schreckensszenario der Bombenangriffe der Deutschen im Zweiten Weltkrieg — im Gegensatz zu damals — freiwillig erleben (taz, 4. Dezember 1992).

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  23. Vgl. dazu und zum folgenden: Boldt, Werner: Bemerkungen zur didaktischen Besonderheit von Gedenkstättenarbeit — aus der pädagogischen Arbeit des DIZ Emslandlager. In: Gedenkstätten-Rundbrief 23/1987, S. 3–7. 1993 wurde im DIZ eine neue Dauerausstellung eröffnet.

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  24. In einem Gespräch während des Gedenkstättenseminars, das die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste im Dezember 1992 veranstaltete, ergänzte Werner Boldt, wie Besucher und Besucherinnen die beabsichtigte Wirkung der Inszenierung geradezu auf den Kopf stellten: Sie gingen vom Auffälligen, Bekannten aus -den Stiefeln und dem Torf-, bevor sich ihr Blick auf die Zeichnung von Walsken richtete.

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  25. Neumann, Enno: Infoblatt zum Erinnerungsmal. Essen 1992. Bernd Kopps Text über die Ausstellung im Gedenkstätten-Rundbrief 53 vom März 1993 referiert das Infoblatt in weiten Teilen.

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  26. Vgl. Benz, Wolfgang (Hg.): Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Lexikon zur Zeitgeschichte. München 1990, S. 134 f. und S. 172 f.

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  30. Vgl. dazu z.B. Hepp, Nicolas: „Kunst kann begreifbar machen, was weder reine Dokumentationen noch geschickte Inszenierungen auf den Punkt bringen können.“ Hepp, Nicolas; „Ästhetik des Gedenkens?“ Zum Umgang mit Geschichte und Kunst in Gedenkstätten. In: Kritische Berichte 4, 1990, S. 64–70.

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  31. Das wäre auch im Zusammenhang mit der Rezeption von „Lagerkunst“ zu überlegen. Was anders als Sinnstiftung ist gemeint, wenn die Rede von der Menschlichkeit dieser Kunst ist, die eine moralische Qualität vermittle, aus der wir Lehren ziehen könnten? Vgl. Milton, Sybil: Kunst gegen Entmenschlichung. Die Kunst im Holocaust. In: Augenblick. Berichte, Informationen und Dokumente der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf 2/1992, S. 6–14.

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  32. Den Vergleich verdanke ich Ilse Bindseils „Versuch über den Faschismus“. In: Kritik & Krise 6, Frühjahr 1993.

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  33. Film und Fernsehen wird man ebenfalls nicht mehr unberücksichtigt lassen können. Welche Möglichkeiten ästhetischer Auseinandersetzung mit Auschwitz gerade der Film bietet, hat zuletzt Claude Lanzmans „Shoah“ gezeigt.

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  34. Grasskamp, Walter: Museumsgründer und Museumsstürmer. Zur Sozialgeschichte des Kunstmuseums, München 1981, S. 28.

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Annegret Ehmann Wolf Kaiser Thomas Lutz Hanns-Fred Rathenow Cornelia vom Stein Norbert W. Weber

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Brink, C. (1995). Je näher man es anschaut, desto ferner blickt es zurück. In: Ehmann, A., Kaiser, W., Lutz, T., Rathenow, HF., vom Stein, C., Weber, N.W. (eds) Praxis der Gedenkstättenpädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93668-4_4

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