Zusammenfassung
In der antisemitischen Agitation der extremen Rechten fällt ein Widerspruch auf: Einerseits propagieren Neonazis — besonders bei geschlossenen Veranstaltungen — einen äußerst rabiaten, bis zur Mordhetze gehenden Antisemitismus, andererseits leugnen sie den nationalsozialistischen Judenmord, dessen Fortsetzung und Vollendung sie doch anstreben.1
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Literatur
Vgl. die Äußerungen von Gottfried Küssel und Bela Ewald Althans in dem Dokumentarfilm „Wahrheit macht frei“ von Michael Schmidt (1991).
Nach einer im November/Dezember 1991 im Auftrag des „Spiegel“ durchgeführten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid plädierten 62 % der Befragten für einen „Schlußstrich“ (die Zustimmung variierte nach Alterstufen zwischen 53 und 70 %). Vgl. Der Spiegel, Nr. 3, 1992, S. 65.
Vgl. Vollnhals, Clemes (Hg.): Entnazifizierung. Politische Säuberung und Rehabilitierung in den vier Besatzungszonen, München (dtv) 1991.
Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand liefern jetzt zugängliche Dokumente aus DDR-Archiven keine zureichende Grundlage dafür, diese Einschätzung zu revidieren, wie es „Der Spiegel“ jüngst versucht hat („Für ehrliche Zusammenarbeit“ , in: Nr. 19, 1994, S. 84 – 91). Daß einige Täter vom Staatssicherheitsdienst geschützt und benutzt wurden, ist allerdings ein Grund mehr, die Selbststilisierung der DDR zum Hort des Antifaschismus kritisch zu beleuchten.
Vgl. Becker, Jurek: Mein Vater, die Deutschen und ich. In: Die Zeit. Nr. 21, 20. Mai 1994, S. 57 f.
Vgl. Giordano, Ralph: Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein, Hamburg 1987.
Vgl. z. B. den Fall des CSU-Funktionärs Adolf Kaniber, der sich gezwungen sah, wegen einer antisemitischen Äußerung bei der Jahreshauptversammlung des Regensburger Kreisverbandes der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerunion am 24. Januar 1994 aus der CSU auszutreten. Vgl. Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, Nr. 49/3 vom 10. Februar 1994, S. 3.
Silbermann, Alphons: Sind wir Antisemiten? Ausmaß und Wirkung eines sozialen Vorurteils in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1982, S. 63 und 73. Zu dieser und weiteren Studien vgl. Bergmann, Werner/Erb, Rainer: Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland. Ergebnisse der empirischen Forschung von 1946 – 1989, Opladen 1991, S. 57–62.
Vgl. zum einen die im November/Dezember 1991 im Auftrag des „Spiegel“ durchgeführte Umfrage. Die Autoren bezeichnen Befragte, die sich bei 6 oder mehr von 16 Fragen für „judenkritische Antworten“ entschieden haben, als „Menschen mit antisemitischer Einstellung“. In diese Kategorie fallen 13% der Befragten; 36% haben der Ansicht zugestimmt: „Juden haben auf der Welt zuviel Einfluß“. Vgl. Der Spiegel, Nr. 4, 1992, S. 44; eine weitere Studie über die Einstellung der Deutschen zu Juden und anderen Minderheiten wurde von Emnid im Auftrag des American Jewish Commitee durchgeführt, vgl. dazu Frankfurter Rundschau Nr. 56 vom 8. März 1994, S. 4.
Völkisches Denken ist auch bei der strikten Ablehnung der Möglichkeit doppelter Staatsangehörigkeit ausschlaggebend. Vgl. Hoffmann, Lutz: Völkische Ressentiments. Auch eine Million Unterschriften können Bonn nicht bewegen, in die doppelte Staatsangehörigkeit einzuwilligen. In: Die Zeit. Nr. 22, 27. Mai 1994, S. 12.
Kritisch zum völkischen Nationalismus bei deutschen Intellektuellen: Oberndörfer, Dieter: Abschied vom völkischen Wahn. In: Die Zeit, Nr. 6, 4. Februar 1994, S. 6 f.
Vgl. Hauer, Nadine: Die Mitläufer oder die Unfähigkeit zu fragen. Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Demokratie von heute, Opladen 1993, S. 138. Sehr aufschlußreich auch Brendler, Konrad: Die Holocaustrezeption der Enkelgeneration im Spannungsfeld von Abwehr und Traumatisierungen. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 3 (1994), S. 303 – 340.
Vgl. Rudolph, Hagen: Die verpaßten Chancen. Die vergessene Geschichte der Bundesrepublik, Hamburg 1979, S. 33 ff.
Vgl. u. a. Willems, Helmut/Würtz, Stefanie/Eckert, Roland/Steinmetz, Linda: Fremdenfeindliche Gewalt. Einstellungen, Täter, Konflikteskalation, Opladen 1993, S. 116.
Vgl. Baumann, Zygmunt: Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust, Hamburg 1992.
Levi, Primo: Die Untergegangenen und die Geretteten, München, Wien 1990, S. 205.
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Kaiser, W. (1995). Historische Erkenntnis contra Rechtsextremismus?. In: Ehmann, A., Kaiser, W., Lutz, T., Rathenow, HF., vom Stein, C., Weber, N.W. (eds) Praxis der Gedenkstättenpädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93668-4_23
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93668-4_23
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