Zusammenfassung
„Abschied von der Kindheit“ — mit diesem, auf Luise Kaplan anspielenden Motto ist es dem Herausgeber dieses Bandes gelungen, mich zur Mitarbeit an diesem Projekt zu gewinnen. Denn dieser Titel erweist sich, jedenfalls beim zweiten Hinhören, als sehr hintergründig: „Abschied“ vermittelt dialektisch zwischen Vergangenheit und Zukunft, und gerade die Psychoanalyse macht darauf aufmerksam, daß in ebenso dialektischer Weise „Sich Verabschieden“ bedeutet, etwas zurückzulassen und etwas mit auf den Weg zu nehmen ...
Die Adoleszenz ist eine Zeit aktiver Auflösung, Neugestaltung und Wiederherstellung, eine Phase, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neu gewebt und verflochten werden, mit einem Garn, das aus ... Phantasien und Wünschen gesponnen ist.
Luise Kaplan
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Anmerkungen
Dyade“ meint ursprünglich — so bei Spitz — die sich zunehmend ausdifferenzierende Zweieinheit von Mutter und Kind, heute auch allgemeiner — so bei Blos 1990 hinsichtlich Vater und Sohn — eine frühe, besonders entwicklungsrelevante Zweierbeziehung. Die „ödipale” Konstellation bezeichnet hingegen die geschlechtsspezifische Konturierung der frühen emotionalen Beziehungen im Grundmodell Kind-VaterMutter, und zwar in den Momenten „positiver Ödipuskomplex“ (in Bezug auf den andersgeschlechtlichen Erwachsenen) und „negativer” (in Bezug auf den gleichgeschlechtlichen Erwachsenen). Zur Problematik der männlichen Perspektive dieser Terminologie siehe unten!
Versagen muß ich mir hier, zugunsten neuerer Beiträge, insbesondere eine Diskussion der interessanten, aber m. E. nicht durchweg überzeugenden These Ziehes (1975) vom „neuen Sozialisationstyp“, die zudem empirisch ehestens Teile der seinerzeitigen Jugendgeneration im Blick hatte. Die neuere Jugendforschung verweist gerade auf die Pluralität adoleszenter Verarbeitungsformen und Stile; sie verstärkt damit meine langjährige Skepsis gegenüber vereinheitlichenden Generationsbildern.
Abschluß des Manuskripts März 1991.
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© 1992 Leske + Budrich, Opladen
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Scarbath, H. (1992). Abschied von der Kindheit — Jugend und Geschlecht in psychoanalytischer Sicht. In: Tillmann, KJ. (eds) Jugend weiblich — Jugend männlich. Studien zur Jugendforschung, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93653-0_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93653-0_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0942-5
Online ISBN: 978-3-322-93653-0
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