Zusammenfassung
Die Jugendforschung hat sich mit der Familie als Lebensort von Jugendlichen bisher nur am Rande beschäftigt. Im „Boom“ der Subkulturforschung sind Jugendliche von Forschern vor allem in ihren peer-groups, ihren Straßen-Gangs, in Dicotheken, auf dem Fußballplatz und in der Rocker-Szene aufgesucht worden. Daß damit eine Konzentrierung auf die männlich dominierten Formen des Jugendlebens verbunden ist, wurde von Jugendforscherinnen schon sehr bald kritisiert (vgl. McRobbie/Garber 1979); denn Mädchen treten viel seltener in auffälliger oder gar aggressiv getönter Weise in der Öffentlichkeit auf, sie praktizieren hingegen viel häufiger im familiären Kontext eine „Kultur der vier Wände“ (ebenda, S. 224). Solche Handlungsformen junger Mädchen sind aber — weil unspektakulär — oft erst gar nicht in den Blick der Jugendforschung gelangt. Zugleich droht bei dieser Betrachtungsweise aus dem Blick zu geraten, daß auch männliche Jugendliche in der Familie leben — daß sie dort agieren, dort versorgt werden, dort wohl auch emotionalen Rückhalt suchen. Betrachtet man hierzu die vorliegende Forschung, so scheint die Familie als Lebensort männlicher Jugendlicher besonders uninteressant zu sein. Damit wird deutlich, daß bereits durch die Wahl von Forschungsfragen und -perspektiven ein deutlicher Geschlechter-Bias in die jüngere Jugendforschung hineingetragen wurde. In diesem Aufsatz wird der Versuch unternommen, dieser Tendenz entgegenzutreten, indem der angeblich unspektakuläre Ort der Familie in den Mittelpunkt gestellt wird: Welche Erkenntnisse über die familiäre Situation von männlichen und weiblichen Jugendlichen liegen vor, welche Aussagen über Prozesse der Geschlechtersozialisation lassen sich anhand dieses Materials formulieren? Unter dieser Fragestellung wird die bundesdeutsche Forschung der 70er und 80er Jahre gesichtet und im folgenden interpretierend dargestellt.
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Anmerkungen
Eine differenzierte Analyse der jüngsten Statistiken zum Bereich „Jugend und Familie“ findet sich bei Popp/Tillmann 1990b.
Die vorliegenden Repräsentativstudien stammen allesamt aus der 1. Hälfte der 80er Jahre — die jüngsten wurden 1983/84 durchgeführt. Ob sich seitdem ein Wandel in der familiären Sozialisation vollzogen hat, muß bis zur Vorlage jüngerer Untersuchungen offen bleiben.
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© 1992 Leske + Budrich, Opladen
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Tillmann, KJ. (1992). Söhne und Töchter in bundesdeutschen Familien — Mehr Kontinuität als Wandel?. In: Tillmann, KJ. (eds) Jugend weiblich — Jugend männlich. Studien zur Jugendforschung, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93653-0_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93653-0_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0942-5
Online ISBN: 978-3-322-93653-0
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