Zusammenfassung
Absicht dieser Arbeit ist es, zu verstehen, wie die Landarbeiter Andalusiens handeln und warum sie so handeln. Um diese Frage zu beantworten, mußten zuerst das „kulturell fremde Milieu“ und die Lebenswelt der Landarbeiter untersucht und rekonstruiert werden. Der Darstellung der Agrarstruktur Andalusiens im ersten Teil folgte deshalb im II. Teil die Analyse des individuellen, auf die Subsistenzsicherung gerichteten Handelns der Landarbeiter in seinen alltäglichen Formen und Ergebnissen, wobei durch die Aussagen der Akteure Einblicke in ihr Wissen und in ihr „Überzeugungssystem“ gewonnen wurden.
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Literatur
Die Ressourcen, daran sei hier noch einmal erinnert, werden von Giddens als die Macht über materielle Dinge (allokative Ressourcen) und über Menschen (autoritative Ressourcen) und als »die Medien der Ausdehnung von Macht innerhalb der verschiedenen Gesellschaftsformen« definiert (Giddens 1988: 316).
Die Interpretation des strategischen Handelns, die Goffman anbietet, ist davon völlig verschieden, da dieser Autor den Akzent gerade auf die Interdependenz der Handlungen setzt. Eine “strategische” Interaktion zwischen Gegnern ist, nach Goffman, so strukturiert, daß »die Einschätzung des Gegners von seiner eigenen Situation ein wichtiger Bestandteil seiner Situation ist« (1981: 87). Nur das Wissen über diese Einschätzung ermöglicht die Ausarbeitung einer Strategie, die als »ein System verschiedener Handlungsweisen, deren jede im voraus einer möglichen Entscheidung des Gegners zugeordnet ist« (ebd.: 88) bezeichnet wird. Der Anwendungsbereich des Ansatzes von Goffman ist gegenüber demjenigen von Habermas und Giddens viel enger, da sein Ansatz nur für eine echte “Spielsituation” angebracht ist (ebd.: 120).
Der Unterschied zwischen beiden Handlungsformen bezieht sich nicht so sehr auf deren Ausführung, sondern auf die Intention, die damit verbunden ist. Eine “ökonomische”, d.h. auf Erwerb gerichtete, Handlung kann durchaus “politische”, d.h. nach der Definition Webers, »auf die Beeinflussung des politischen Verbandshandelns« (1980: 30) gerichtete, Ziele verfolgen, wie die Produktivgenossenschaften Andalusiens oft zeigten.
Dazu gehört auch die Fähigkeit zur Selbstkontrolle, wie Wiesenthal anmerkte (val. 1987: 444).
Der Begriff “solidarische Kultur” bezeichnet im folgenden nicht ausschließlich die kollektiven Handlungen der Arbeiter, wie bei Fantasia: »“Cultures of solidarity” are more or less bounded groupings that may or may not develop a clear organizational identity and structure, but represent the active expression of worker solidarity within an industrial system and a society hostile to it« (1988: 19). Die Betonung liegt dabei auf der Aktivität, auf »the lived experience of workers in collective action«,(ebd.: 18). Fantasia verzichtet ausdrücklich auf einen ganzheitlichen Kulturbegriff: Meiner Meinung nach ist jedoch fraglich, ob das, was aus Aktion und Interaktion der Arbeiter entsteht, mit dem Begriff “Kultur” beschrieben werden kann, oder ob der Terminus Kultur dabei nicht allzu reduziert wird.
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Di Natale, S. (1994). Handlungsstrategien und strategisches Handeln: Definitorische Annäherung. In: Die andalusischen Landarbeiter. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93632-5_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93632-5_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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