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Massenzwangsmigrationen in Mittel- und Osteuropa (1933–1950)

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Book cover Deutschland und das Weltflüchtlingsproblem

Zusammenfassung

Zu Recht wird das 20. Jahrhundert als das „Jahrhundert der Flüchtlinge“ bezeichnet. Verharrt man in einer eurozentrischen Betrachtungsweise, läßt sich dies insbesondere an den Flucht- und Vertreibungswellen, die im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Herrschaft und dem Zweiten Weltkrieg standen, veranschaulichen. Als Effekt des Krieges fanden in Mittel- und Osteuropa die zahlenmäßig größten Massenzwangswanderungen der Menschheitsgeschichte statt. Das Völkerrecht kannte dafür seit 1913 den Begriff der (freiwilligen) „Umsiedlung“.1 Diese Bezeichnung war euphemistisch und verschleierte den Blick auf die Realität. In Wirklichkeit beugten sich die Menschen in aller Regel einem staatlichen Zwang und verließen ihre Heimat nicht aus freien Stücken. Die Flüchtlinge der dreißiger, vierziger und fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts waren Opfer mißbrauchter staatlicher Herrschaft und menschenverachtender Ideologie und Machtpolitik, die sich in Rückführungen, staatlichen Zwangsansiedlungen, vertragsmäßigem Bevölkerungsaustausch, Ausweisungen und Verdrängungsprozessen äußerten. Angesichts des Ausmaßes der Zwangsmigration — Schätzungen zufolge verloren durch die Vorgeschichte, den Verlauf und die Folgegeschichte des Zweiten Weltkriegs rund 50 Millionen Europäer ihren Wohnsitz2 — tritt nicht nur das Einzelschicksal, sondern gar das Schicksal ganzer Gruppen in den Hintergrund.

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Literatur

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Carsten Tessmer

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© 1994 Leske + Budrich, Opladen

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Boldorf, M. (1994). Massenzwangsmigrationen in Mittel- und Osteuropa (1933–1950). In: Tessmer, C. (eds) Deutschland und das Weltflüchtlingsproblem. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93628-8_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93628-8_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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