Sanktionsprozesse unter Kindern

Zusammenfassung

Kinder sind Mitglieder ihrer Gesellschaft, wenn auch in dieser Eigenschaft noch nicht ernst und für voll genommen. Als Mitglieder ihrer Gesellschaft unterliegen sie den für alle geltenden Normen, den in bestimmten Situationen und Beziehungen auch für Erwachsene geltenden Rollennormen, den Normen gesellschaftlicher Untergruppen, welchen sie über ihre Eltern zugehören, Normen der eigenen Familie sowie spezifisch für Kinder geltenden Normen. Da sie noch nicht Vollmitglieder sind, werden an ihre Normkenntnisse und an ihre Normkonformität nicht dieselben Ansprüche gestellt wie bei Erwachsenen, dennoch ist für sie das Normenproblem von unkindlichem, oft dramatischem und bedrückendem Ernst. Das Rechtsinstitut der Strafmündigkeit und Sondereinrichtungen wie die Jugendgerichtsbarkeit reflektieren im Bereich der Rechtsnormen das noch nicht völlige Dazugehören. Aber ein stehlendes Kind beispielsweise wird von anderen Instanzen und Personen konsequent in die Sanktionszange genommen und einem Trommelfeuer an Normlegitimierung ausgesetzt. Im Bereich der Sittennormen ist dies nicht anders, gelegentlich können diese bei Kindern gar schärfer kontrolliert und härter durchgesetzt werden als bei Erwachsenen. Der Ernst ist in der Erziehungsaufgabe und der Sozialisationsfunktion begründet, das Kind muß die Normen lernen, es muß ihnen gehorchen, und es muß sie verinnerlichen.