Zusammenfassung
Ziviler Ungehorsam wird zumeist als eine Erscheinung verstanden, die im Spannungsfeld von Legalität und Legitimität angesiedelt ist. Er bringt danach einen Widerspruch zum Ausdruck, der, zumindest in den Augen der Beteiligten, zwischen dem tatsächlichen Geltungsanspruch einer Norm, ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten Rechtssystem, und dessen ideellen Grundlagen besteht.1 Sicher ist, daß ziviler Ungehorsam ein Verhalten darstellt, in dem sich, anders als beim banalen Rechtsbruch, Mißachtung und Anerkennung der gegebenen rechtlichen Ordnung in eigentümlicher Weise verbinden. Das mag ihm auch das Interesse eines Soziologen sichern, der sich, wie Heinrich Popitz, immer wieder mit dem Phänomen der sozialen Normen beschäftigt hat, und es rechtfertigen, ihm an dieser Stelle einige Überlegungen zu widmen, die über jenes vorherrschende Verständnis hinausgehen.
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Literatur
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© 1990 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Stratenwerth, G. (1990). Bemerkungen zum zivilen Ungehorsam. In: Oswald, H. (eds) Macht und Recht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93609-7_16
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