Zusammenfassung
Jedes politische Machtsystem beruht auf der Androhung und Anwendung von Gewalt (zum Gewaltbegriff: H. Popitz 1986, 68 ff.), und in den Formen, Motiven und der Massivität der “Gewalt von oben” liegen die wichtigsten Kriterien zur Unterscheidung von Typen politischer Macht. Selbst die grausamsten Gewaltandrohungen aber haben so lange nicht den Charakter des “Terrors”, solange sie als Strafen für verbotene Handlungen, als Instrumente zur Durchsetzung und Aufrechterhaltung eines Normensystems erkennbar sind. Es ist auch nicht der Totalitätsanspruch des Normensystems, der Versuch einer “lückenlosen” zentralistischen Regelung aller Sozialbereiche, der — in Verbindung mit “umfassenden” Überwachungsmethoden und unmenschlichen Sanktionsregeln — “Terror” zu definieren vermag: Das Terrorsystem ist kein System “totaler” Ordnung, sondern kalkulierter Unordnung; und die von ihm erwirkte Depersonalisierung der Beherrschten ist von ganz anderer Natur als diejenige, die der Angleichungsversuch einer Gesellschaft an die durchrationalisierte Ordnung des Kasernenhofs erzeugen würde.
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© 1990 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Pohlmann, F. (1990). Anmerkungen zum Verhältnis von Ideologie und Terror im Nationalsozialismus. In: Oswald, H. (eds) Macht und Recht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93609-7_11
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-322-93609-7
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