Zusammenfassung
Wie eingangs dargelegt, soll der Erfolg oder Mißerfolg der Entwicklungszusammenarbeit nicht anhand globaler Meßgrößen ermittelt werden, sondern auf der Ebene entwicklungspolitischer Vorhaben, denn die Zusammenarbeit vollzieht sich vorwiegend auf der Basis von Projekten1), die prinzipiell als Vorhaben der Entwicklungsländer definiert werden, zu denen externe Geber einen Beitrag leisten. Instrumentell sind Entwicklungsprojekte als Maßnahmenbündel zur Erreichung festgelegter Planziele konzipiert, mit deren Hilfe Innovationen innerhalb sozialer Systeme eingeleitet werden sollen. Organisatorisch betrachtet handelt es sich um Einheiten, die sich personell aus einheimischen und ausländischen Arbeitskräften (Counterparts und Experten) zusammensetzen, die in ein bestehendes oder neu gegründetes Organisationsgefüge (Trägerorganisation) eingebettet sind, das wiederum Bestandteil eines größeren Systemzusammenhangs ist.
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Literatur
Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die Projekte als ihr “Haupt-Produkt” ansieht, definiert: “Unter Projekt wird ein gegenständlich, regional und zeitlich abgegrenztes Bündel von Aktivitäten verstanden, das von einer Institution im Partnerland (Projektträger) mit Unterstützung der GTZ und gegebenenfalls weiterer Organisationen durchgeführt wird, um eine Reihe von Ergebnissen im Hinblick auf ein vereinbartes Projektziel zu erreichen.” (Leitfaden für die Projektfortschrittskontrolle 1987:6). Dabei werden zahlreiche Varianten unterschieden: “Die deutsche Förderung eines Projekts reicht z.B. von der kurzzeitigen Entsendung eines Beraters oder Gutachters über Fortbildungsmaßnahmen bis zur Finanzierung eines viele Millionen Deutsche Mark umfassenden Projektes der Infrastruktur.” (Jounalistenhandbuch 1987) Die Weltbank verwendet ebenfalls einen umfassenden Projektsbegriff: “A project is taken to be a discreet package of investments, policy measures, and institutional and other actions designed to achieve a specific development objective (or set of objectives) within a designated period.” Oft wird zwischen Projekten und Programmen unterschieden, oft werden die Begriffe aber auch synonym verwandt, so auch hier.
Vollkommen in die Irre führt die extreme Verkürzung des Nachhaltigkeitsbegriffs in der BMZ-Querschnittsanalyse von 1991. Dort wird behauptet: “Bei der Frage der Nachhaltigkeit von Projektwirkungen handelt es sich immer um geplante Wirkungen. (…) Grundsätzlich ist dies auch nicht anders denkbar.” (BMZ 1991: Anhang 4, S. 9 ) Wenn die nicht-intendierten Effekte aus der Betrachtung ausgeschlossen werden, sollte es niemanden verwundern, wenn das BMZ aufgrund dieser Definition in Zukunft nur noch zu positiven Prüfergebnissen käme. Gerade die nichtgeplanten negativen Effekte, z.B. die ökologischen Schäden eines Staudammprojektes, könnten die Nachhaltigkeit eines Projektes doch wohl ohne Zweifel schwer in Frage stellen. Da es sich bei diesem Effekt jedoch keinesfalls um eine “geplante Wirkung” handeln dürfte, würden sie nach der Definition der Autoren der BMZ-Querschnittsanalyse bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit des Projekts nicht berücksichtigt.
Wenn behauptet wird, daß diese Sichtweise schon längst üblich sei, muß auf den Widerspruch zur entwicklungspolitischen Praxis verwiesen werden, in der die Zeit nach Beendigung der Geberhilfe bisher kaum Aufmerksamkeit erfuhr. Dies wird besonders daran deutlich, daß die GTZ über kein Nachbetreuungskonzept verfügt und die Projektakten des BMZ nach Förderende in den Archiven verschwinden. Weder die GTZ noch das BMZ führen eine systematische Nachbeobachtung, geschweige denn eine langfristige, über das Förderende hinausgehende Erfolgskontrolle durch.
Das Lebenszyklusmodell wurde schon mehrfach fruchtbar angewendet. Vgl. Kohli 1978, Müller 1980, Baltes u.a. 1986, Sorensen u.a. 1986, Voges 1987. Neuerdings auch in der Organisationsforschung im Rahmen der Evolutions-und Population-Ecology Ansätze. Vgl. u.a. Hannan u. Freeman 1977; Aldrich 1979; Kimberley, Miles u.a. 1980; Freeman 1982; McKelvey u. Aldrich 1983; Carroll 1984 u. 1988; Astley 1985, Kieser 1985.
Zu den Anpassungsschwierigkeiten nach der Projektübergabe vgl. die interessanten Ausführungen von Schubert, Agrawal u. a. 1984: 37ff.
Es handelt sich dabei um eine kleine Auswahl; in den Fallstudien wurden weit mehr Faktoren bewertet. In der Untersuchung stellte sich jedoch heraus, daß die ausgewählten Indikatoren den größten Einfluß auf die Nachhaltigkeit ausüben.
Die angegebenen Vergleichskapitel im zitierten Text beziehen sich auf die Fallstudie.
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Stockmann, R. (1992). Ein methodisches Konzept zur Evaluierung der Nachhaltigkeit von Entwicklungsprojekten der Technischen Zusammenarbeit. In: Die Nachhaltigkeit von Entwicklungsprojekten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93597-7_2
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