Zusammenfassung
Neben der Schul- und Bildungsreformpolitik hat kaum ein anderes Thema zur Veränderung der deutschen politischen Kultur OMGUS und HICOG solange beschäftigt wie die Reform des öffentlichen Dienstes. Sowohl in der Zeit der Militärregierungen als auch der Hohen Kommission gingen Versuche zu einer strukturellen Reform vornehmlich von den USA aus. Um so überraschender ist es, daß bisher zur amerikanischen Politik keine Monographie vorgelegt worden ist, die auf der Basis der zugänglichen Quellen die US-Politik zur Reform des Berufsbeamtentums analysiert. Demgegenüber liegen zur britischen Politik und zu den internen deutschen Auseinandersetzungen über die Beamtengesetzgebung neuere Studien vor1. Die Vertreter der amerikanischen Dienststellen in Deutschland, aber auch das State Department, sahen in der Durchsetzung der Reformvorstellungen ein zentrales Ziel der amerikanischen Präsenz. Zwar galt das deutsche Beamtensystem als eines der effizientesten Systeme der Welt, aber es enthielt auch viele undemokratische Charakteristika, die bereits “im Kaiserreich und unter Bismarck vorhanden gewesen waren und in der Zeit des Nationalsozialismus noch deutlicher geworden waren”2. Ausgehend von der Entnazifizierung des öffentlichen Dienstes sollte, wie OMGUS am 28. August 1946 bekanntgab, ein neues System-geschaffen werden, das in “seinen wesentlichen demokratischen Strukturen auf dem System der USA” aufbaute3.
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Literatur
Ulrich Reusch, Deutsches Berufsbeamtentum und britische Besatzung. Planung und Politik 1943–1947, Stuttgart 1985 (=Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte, Bd. 6)
Udo Wengst, Beamtentum zwischen Reform und Tradition. Beamtengesetzgebung in der Gründungsphase der Bundesrepublik Deutschland 1948–1953, Düsseldorf 1988 (=Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien, Bd. 84). Diese hervorragende Studie beschäftigt sich auf der Basis deutscher Quellen vornehmlich mit den internen Diskussionen der Interessengruppen, geht aber auch auf die deutsch-alliierten Differenzen ein.
Vgl. auch: Friedrich Schweigmann (Hg.), Die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums nach 1945. Geburtsfehler oder Stützpfeiler der Demokratiegründung in Westdeutschland? Düsseldorf 1986; Hans Hattenhauer, Geschichte des Berufsbeamtentums, Bd. 1, Köln/-Berlin/Bonn/München 1980.
Zu den wenigen detaillierten Untersuchungen zur amerikanischen Politik vgl.: Karl Albert Hochschwender, The Politics of Civil Service Reform, Ph.D. Yale University 1962, hier das Zitat S. 256
Wolfgang Benz, Versuche zur Reform des öffentlichen Dienstes in Deutschland 1945 – 1952, in: VfZ 29 (1981), S. 216–243
Lutz Niethammer, Zum Verhältnis von Reform und Rekonstruktion in, der US-Zone am Beispiel der Neuordnung des Öffentlichen Dienstes, in: VfZ 21 (1973), S. 177–188.
Department of State Publication 2783, Occupation of Germany: Policy and Progress 1945–1946, S. 186.
NA RG 466, General Records 1949–1952, D (49) 130, Wagoner — McCloy; ebd., Staff Conferences D (49) 1–5, “Civil Service Law”, August 30, 1949. Vgl. NZ, 5. Februar 1949, Es wird verzögert; ebd., 10. Februar 1949, Bürokratie sabotiert die Neugestaltung.
Allied Control Council for Germany, Directive No. 24, January 12, 1946, Official Gazette No. 5, March 31, 1946, S. 98.
Monthly Report of the Military Government for Germany, U.S. Zone, No. 11, S. 5. Vgl. Wolfgang Rudzio, Die Neuordnung des Kommunalwesens in der britischen Zone. Zur Demokratisierung und Dezentralisierung der politischen Struktur: eine britische Reform und ihr Ausgang. Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Stuttgart 1968 (=Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte, Bd. 17).
Erika J. Fischer/Heinz D. Fischer, John J. McCloys Reden zu Deutschland- und Berlinfragen, Berlin 1986, S. 61.
NZ, 10. Februar 1949.
Vgl. die Zusammenfassung bei Benz, Versuche zur Reform, S. 218f; als rechtshistorische Studie interessant: Johannes Dieter Blum, Das passive Wahlrecht der Angehörigen des öffentlichen Dienstes in Deutschland nach 1945 im Widerstreit der britisch-amerikanischen und deutschen Interessen. Ein alliierter Versuch zur Reform des deutschen Beamtenwesens, mit einem Vorwort von Kurt Oppler, Göppingen 1972 (=Göppinger Akademische Beiträge Nr. 46).
Vgl. u.a. James K. Pollock/Alfred V. Boerner, The German Civil Service Act, published by the Civil Service Assembly of the United States and Canada, o.O. 1938
James K. Pollock, The Government of Greater Germany, New York 1944.
Arnold Brecht, What is Becoming of the German Civil Service, in: Public Personnel Review, April 1951, S. 83–91.
Vgl. Lutz Niethammer, Entnazifizierung in Bayern. Säuberung und Rehabilitierung unter amerikanischer Besatzung, Frankfurt/M. 1972 (Neuausgabe 1982: Die Mitläuferfabrik. Entnazifizierung am Beispiel Bayerns).
Gillen, State and Local Government, S. 71ff.
Ebd., S. 78/79.
Ebd., 79.
Das “Merit-System” basierte auf dem System des beruflichen Aufstiegs nach Leistung und nicht nach dem Prinzip der Anciennität. Vgl. Herman Finer, The Theory and Practice of Modern Government, New York 1949, Kap. III; Deutsche Gesellschaft für Personalwesen, Der öffentliche Dienst in den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankfurt/M. 1950, S. 12.
Ebd. Hochschwender, S. 17ff.
“Report on Reorientation Programs, The Public Employee, the Citizen, and the State”, August 24, 1950, zit. in Gillen, State and Local Government, S. 77.
Hochschwender, S. 19ff.; Reusch, S. 225ff.
Benz, S. 324ff.; Hochschwender, S. 21ff. Hier der Text der Veröffentlichung S. 253ff.
Vgl. z.B. NZ, 17. Februar 1949, Clay: Beamtengesetz ist notwendig; ebd., 5. Februar 1949, Es wird gezögert. Von 1200 Zuschriften waren nur fünf gegen Reformen. Ebd., 24. November 1949, Beamte wollen Herren des Volkes sein. 42% sprachen sich für, 11% gegen die Reform aus.
Benz, S. 232f.; Wengst, S. 49ff.
Ebd.; Hochschwender, 24ff.; Wengst, S. 34ff.
Hochschwender, S. 27; Wengst, S. 49ff. NZ, 7. Juni 1949, Keine Beamten in den Bundestag mit den Bestimmungen von Gesetz Nr. 20. Vgl. Rudolf Morsey, Personal- und Beamtenpolitik im Übergang von der Bizonen- zur Bundesverwaltung (1947–1950), Kontinuität oder Neubeginn?, in: Verwaltungsgeschichte — Aufgaben, Zielsetzungen, Beispiele. Vorträge und Diskussionsbeiträge der verwaltungswissenschaftlichen Arbeitstagung 1976 der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, hg. v. Rudolf Morsey, Berlin 1977 (=Schriftenreihe der Hochschule, Bd. 66), S. 191–238.
Elmer Plischke, Allied High Commission Relations with the West German Government 1949–1951, o.O. 1952, S. 16ff. NZ, 21. Oktober 1950, Der Wortlaut des Beamtengesetzentwurfes; ebd., 24. November 1949, Beamtengesetz contra Gesetz Nr. 15.
Wengst, S. 87.
NZ, 13. August 1949, Militärregierung tadelt Beamtengesetz, 18. Oktober 1949, 20. Oktober 1949, 21. Oktober 1949.
Ebd., 20. Oktober 1949.
Ebd., 24. November 1949.
Ebd., Beamte wollen Herren des Volkes sein.
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NA RG 466, McCloy Papers, Box 7, D (50) 146–149, Tel. HICOG 734 — SoS, January 25, 1950; vgl. auch Plischke, Allied High Commission, S. 21f; Wengst, S. 117ff.
NA RG 59, 762A. 14/1–1050, Tel. SoS 189 — HICOG; ebd., 762A. 14/1–2550.
Ebd., 762A. 14/2–950, Tel. HICOG 31 — SoS; zur Haltung der SPD-Bundestagsfraktion: Wengst, S. 123ff.
NA RG 59, 762A. 14/3–250, Tel. HICOG 57 — SoS.
Ebd., 762A. 14/3–2050, Tel. SoS 1810 — HICOG; ebd., Tel. 1811; ebd., 762A.14/3–2250, Tel. HICOG 2395 — SoS; ebd., 762A. 14/4–550, Tel. SoS A 498 — HICOG.
Ebd., 762A. 14/4–450.
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Vgl. die wöchentlichen Auswertungen in NA RG 59, Public Opinion Polls No. 131 -No. 134, March 3, 1950 — April 1, 1950.
NZ, 18. Juli 1950, Robert Kempner warnt vor den Gefahren eines schlechten deutschen Beamtensystems.
NA RG 466, McCloy Papers, D (50) 575, Tel. HICOG 2399 — SoS, March 21, 1950.
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Ebd., 762A. 14/4–650, Tel. HICOG 137 — SoS, zur Diskussion in der AHK. Ebd., 762A. 14/4–1050, mit dem Gutachten des Rechtsexperten des State Departments John M. Raymond. Zur britischen Politik Raymond Ebsworth, Restoring Democracy in Germany. The British Contribution, London/New York 1960, S. 140–158. Ebsworth war für die Beamtenpolitik in der britischen Hohen Kommission zuständig.
NA RG, 762A. 14/4–650, Tel. SoS 2472 — HICOG. Art. 5 des Besatzungsstatuts gestattete den Alliierten die Verweigerung der Genehmigung von Gesetzen bei einer Bedrohung der Ziele der Besatzung sowie bei einem Verstoß gegen das Grundgesetz oder die Länderverfassungen.
Ebd., 762A. 14/4–1350, Tel. HICOG 153 — SoS.
Ebd., 762A.00/4–1450, Tel. HICOG 156 — SoS.
Ebd.,762A. 14/4–1550, Tel. HICOG 168 — Bonn.
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NA RG 466, McCloy Papers, D (50) 1244, Dayton/Wolfsberger, “German Proposal 26 April 1950 for Civil Service Reform”, May 1, 1950.
Ebd., D(50) 1338, Brief Adenauer — AHK, 12. Mai 1950 mit dem Kommentar. Vgl. NZ, 17. Mai 1950, HICOM zieht Veto gegen Beamtengesetz zurück. Zur Interpretation des Zölibatsparagraphen: NA RG 59, 762A. 14/4–650, Mrs. Nason — Miss Barton.
Gillen, State and Local Government, S. 84ff; Hochschwender, S. 36f.
Gedruckt in Informationen der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen, Frankfurt, Oktober 1950, S. 8. Vgl. auch NZ, 8. September 1950.
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NA RG 59, 762A. 14/10–3150, Tel. HICOG 262 — SoS. Mitteilung des SPD-Experten für den öffentlichen Dienst Walter Menzel.
NA RG 466, McCloy Papers, D (50) 2521 C, Tel. HICOG 338/339 — SoS.
Ebd., 762A. 14/11–2950, Wolfsberger — John Hay; hier auch weitere Briefe vom 22. November und 11. Dezember 1950.
NA RG 466, McCloy Papers, D (50) 2521c, Tel. Frankfurt 339 — SoS, 16. November 1950.
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Adenauer und die Hohen Kommissare, S. 428f; Wengst, a.a.O., S. 256ff.
Hochschwender, S. 179ff, mit einer Übersicht der Einstellung der Berufsorganisationen. Siehe auch Wengst, S. 66–78.
Ross Pollock, German Career Officials. Key Men in the Liberalization of Western Germany, December 1951; ders., The German Career Official: His Work and His Qualifications, March 1952. Pollock war Leiter der Policy, Standards, and Test Development Branch of the Examining Division.
Ellsworth Wolfsberger, Efforts Toward Reform of the German Civil Service, in: Report on Citizenship Participation Program, 1950–1952, 25. March 1952.
Report on Germany, September 21, 1949 — July 31, 1952, S. 156. Für eine Bewertung der Reformen vgl. John H. Herz, German Officialdom Revisited: Political Views and Attitudes of the West German Civil Service, in: World Politics Vol. VII, 1954/1955, S. 63–83.
Brecht, Personnel Management, in: Litchfield, S. 292f.
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Informationen der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen 1950–1951.
Informationen der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen, Nr. 4, Dezember 1950. Vgl. auch den Bericht von Wolfsberger: NA RG 59, 762A. 14/12–1150, Wolfsberger — Hay.
Informationen der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen Nr. 1, Januar 1951. Auszug aus der Regierungserklärung des Hessischen Ministerpräsidenten Georg A. Zinn vom 10. Januar 1954 und Nachdruck aus “Deutsche Zeitung” und “Wirtschaftszeitung” vom 3. Januar 1951, “Mehr Zugluft in die Beamtenstuben”. “Wünsche zum künftigen Bundesbeamtengesetz”.
Gillen, State and Local Government, S. 93.
Ebd., S. 97f. Karl Josef Partsch, Hermann Heimerich als Leiter des Instituts zur Förderung öffentlicher Angelegenheiten in Frankfurt am Main, in: Hermann Heimerich -Eine Freundesgabe zum 21. Dezember 1960, Frankfurt a.M. 1961, S. 83ff.
Gillen, State and Local Government, S. 99ff. Partsch, a.a.O., S. 91. Zur Person Heimerichs vgl. Hermann Heimerich, Lebenserinnerungen eines Mannheimer Oberbürgermeisters, aus dem Nachlaß herausgegeben und bearbeitet von Jörg Schadt, Stuttgart/ Berlin/-Köln/Mainz 1981, S. 73f.
NA RG 59, 762A. 14/12–1150, Wolfsberger — Hay. Positiv dagegen NZ, 30. Mai 1950, Konrad Mommsen, Institut zur Förderung öffentlicher Angelegenheiten. Ein interessanter Versuch amerikanisch-deutscher Zusammenarbeit.
Gillen, State and Local Government, S. 100f. Im Zentrum der Macht. Die Tätigkeit von Staatssekretär Lenz 1951–1953, hg. v. Klaus Gotto, Hans Günter Hockerts, Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz, Düsseldorf 1989 (=Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte, Bd. 11), S. 375.
Plischke, Allied High Commission, S. 162, mit einer differenzierten Aufstellung.
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Rupieper, HJ. (1993). Die Reform des öffentlichen Dienstes. In: Die Wurzeln der westdeutschen Nachkriegsdemokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93592-2_5
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