Zusammenfassung
Die deutsche hochhöfische Literatur (ca. 1180–1220) kannte kaum das Genus der Kleinepik. Vorherrschend waren einerseits großepische Formen wie besonders der Artusroman (neben ihm die anverwandelte Heldendichtung eines Nibelungenliedes und das einstilisierte Geschichtsepos eines Willehalm) und andererseits die kunstvollen lyrischen Strophengebilde des Minnesangs. In diesen beiden Hauptgattungen verständigte sich der am großen Hof versammelte Adel, im Rahmen zeremonieller Vortragskunst, über Verhaltensbedingungen seines Herrendaseins. An den beiden Grundmodellen des nicht nur für sich selbst, sondern für den Hof kämpfenden Aventiureritters und des im beständigen Dienst des Frauenpreises sich bewährenden Minneritters entfaltete der Feudaladel die Programmatik und die Deutungsmöglichkeiten der sog. höfischen Tugenden, in denen höchst widersprüchlich Autonomic und Unterwerfung, Herrschaftspotenz und geregeltes Gebaren, Gewaltfähigkeit und Gewalteinschränkung, selbständige und ständisch eingebundene Grundherrenexistenz auf einen Nenner gebracht werden sollteiv Die wenigen Belege für kürzere epische Formen wie Hartmanns Armer Heinrich und Gregorius nehmen daher eine Sonderstellung ein, die man in intentionaler, strukturaler und thematischer Hinsicht eher wohl als Ableger des großen Epos begreifen darf und weniger, wie oft angenommen, als Derivat der Gattung Legende; geht es doch auch in ihnen um Grundprobleme höfischadliger Herrschaftslegitimierung, in der ausgeweiteten Dimension laikal-religiöser Bestimmung.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturhinweise
Neben den Textsammlungen zur Märendichtung gibt es eine größere Anzahl von Einzelausgaben, die hier nicht genannt werden können. Die zum Teil verstreuten Druckorte der Mären lassen sich am einfachsten über das Verzeichnis von Hanns Fischer (Studien zur deutschen Märendichtung, Tübingen 1968, S. 296–378) ermitteln.
Textsammltmgen und Obersetzungen
Friedrich Heinrich von der Hagen: Gesammtabenteuer. Hundert altdeutsche Erzählungen. 3 Bde., Stuttgart und Tübingen 1850 (Nachdruck: Darmstadt 1961)
Neues Gesamtabenteuer: Das ist Fr. H. von der Hagens Gesamtabenteuer in neuer Auswahl. Die Sammlung der mhd. Mären und Schwänke des 13. und 14. Jahrhunderts. Bd. 1, hrsg. von Heinrich Niewöhner. 2. Aufl. hrsg. von Werner Simon. Dublin/Zürich 1967
Die deutsche Märendichtung des 15. Jahrhunderts, hrsg. von Hanns Fischer. München 1966
Erzählungen des späten Mittelalters und ihr Weiterleben in Literatur und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Sagen, Märchen, Exempel und Schwänke, hrsg. von Lutz Röhrich, 2 Bde., Bern und München 1962–1967
Der münch mit dem genßlein. 13 spätmittelalterliche Verserzählungen, aus dem Codex Karlsruhe 408 hrsg. und erl. von Rolf Max Kully und Heinz Rupp (= Reclam Universal-Bibliothek 9379-81). Stuttgart 1972
Maeren-Dichtung, 2 Bde., hrsg. von Thomas Cramer. München 1979
Der Strieker: Verserzählungen. Bd. I–II hrsg. von Hanns Fischer; Bd. I, 3. Aufl. besorgt von Johannes Janota (= ATB 53). Tübingen 1973; Bd. II, 2. Aufl. besorgt von Johannes Janota (= ATB 68). Tübingen 1977
Konrad von Würzburg: Kleinere Dichtungen, Bd. I–II hrsg. von Edward Schröder. 3. Aufl. mit einem Nachwort von Ludwig Wolff. Berlin 1959
Heinrich Kaufringer: Werke, hrsg. von Paul Sappier. Bd. 1. Tübingen 1972
Schwankerzählungen des deutschen Mittelalters, ausgewählt und übersetzt von Hanns Fischer. Darmstadt 1967
Deutsche Verserzählungen des Mittelalters, ins Neuhochdeutsche übertragen von Ulrich Pretzel. München 1971
Konrad von Würzburg: Heinrich von Kempten. Der Welt Lohn. Das Herzmaere. Mhd. Text nach der Ausgabe von Edward Schröder, übersetzt von Heinz Rölleke (= Reclam Universal-Bibliothek 2855). Stuttgart 1968 (1976)
Der Schwanritter. Deutsche Verserzählungen des 13. und 14. Jahrhunderts, hrsg. und aus dem Mhd. übertragen von Hans Joachim Gernentz. 2. Aufl. Berlin 1979
Helmut de Boor: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter, 1. Teil: 1250–1350 (= Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 3,1). 4. Aufl. München 1973 (darin Überblick zur Marendichtung S. 221–297)
Hanns Fischer: Studien zur deutschen Märendichtung. Tübingen 1968
Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle. Tübingen 1969
Gerhard Köpf: Märendichtung (= Slg. Metzler 166). Stuttgart 1978
Erich Straßner: Schwank (= Slg. Metzler 77). 2. Aufl. Stuttgart 1978
Hedda Ragotzky: Gattungserneuerung und Laienunterweisung in Texten des Strickers. Tübingen 1981
Rights and permissions
Copyright information
© 1982 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Frey, W. et al. (1982). Märendichtung. In: Einführung in die deutsche Literatur des 12. bis 16. Jahrhunderts. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93589-2_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93589-2_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11484-2
Online ISBN: 978-3-322-93589-2
eBook Packages: Springer Book Archive