Zusammenfassung
Unsere Schlußbilanz des gesamten Diskussionsverlaufes ergibt, daß die analytische und heuristische Brauchbarkeit des Konzeptes, insbesondere aber des Begriffes der „Volkspartei“, in den letzten Jahren zunehmend in Frage gestellt worden ist. Die Zweifel und ablehnenden Stellungnahmen mehren sich. Selbst Befürworter von Konzept und Begriff der „Volkspartei“ äußern angesichts der reichlich diffusen, wildwuchernden, zum großen Teil politisch-polemisch aufgeladenen, politisch mißbrauchten, sich gebetsmühlenartig wiederholenden und zirkulären Diskussion erhebliche Bedenken gegen die Weiterverwendung des Begriffes. Peter Haungs stellt nach seiner Erörterung des Pro und des Contra schließlich die Frage, ob man ihn angesichts seiner breiten Verwendung — nicht nur in der politischen Praxis — überhaupt durch einen anderen ersetzen könnte, selbst wenn man wollte“.1 Mit anderen Worten heißt das, die Kraft der Gewohnheit seines Gebrauchs sowohl in der Politik wie in der Sozialwissenschaft ließe keine andere Wahl mehr. Begriff und Konzept seien gewissermaßen zu „populären“ Selbstverständlichkeiten geworden, die sogar die einstmaligen historischen Belastungen verloren hätten. Dieses in Form einer Frage vorgetragene Argument steht im krassen Widerspruch zu dem wissenschaftstheoretischen Postulat, wonach Theoreme etc. kraft bloßer Tradition, das heißt traditionalistische Argumente, als solche in den außerwissenschaftlichen Erkenntnisbereich zu verweisen seien. Außerdem unterstützt es stereotype Wiederholungen und Behauptungen. Dieses Argument läßt außerdem unberücksichtigt, daß die kraft Gewohnheit als „Volkspartei“ bezeichnete Organisationswirklichkeit der politischen Großparteien sich längst in einem Maße verändert haben könnte, daß die neue Wirklichkeit nicht mehr mit diesem Begriff, der möglicherweise zu einem rein „historischen“ Begriff geworden sein könnte, getroffen wird. Das in zahlreichen Beiträgen indirekt sichtbar gewordene „Vier-Phasen-Modell“ der Entwicklungsgeschichte der bundesrepublikanischen Großparteien läßt darauf schließen, daß von vielen Beobachtern eine derartige Weiterentwicklung der Parteien und des Parteiensystems gesehen wird.
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Mintzel, A. (1984). Abschied von einem Typus. In: Die Volkspartei. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93569-4_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93569-4_16
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