Alltägliche psychosoziale Intervention

Zusammenfassung

Wenn Dörner u.a. (1979) meinen, „Angesichts der großen Häufigkeit seelischen Leidens kann man davon ausgehen, daß der allergrößte Teil ohne professionelle Hilfe zu einer Lösung kommt. Das heißt, die meisten psychosozialen Probleme werden im Familien-, Verwandten-, Freundes-, Bekannten-, Nachbar- oder Kollegenkreis gelöst“(19), und Keupp (1982) postuliert, daß „nur ein mittlerer Prozentsatz der real vorhandenen psychischen Probleme professioneller Bearbeitung zugeführt wird…“(45f.), wird deutlich, daß ein von Cowen (1982) kritisierter,Mythos‘ins Wanken geraten ist. Eine bislang offenbar oft unreflektiert von vielen geteilte Ansicht, daß Menschen mit psychosozialen Problemen diese zu professionellen Helfern tragen, daß diese die Probleme lösen und die Betroffenen danach unbeschwert weiterleben, scheint zu schwinden. Spätestens seit einer rapiden Expansion der Netzwerk-, sozialen Unterstützungs- und informellen Hilfeforschung (s.a. Keupp, Röhrle 1987) sind die Autoren nicht mehr auf Vermutungen und unsystematische Alltagsbeobachtungen angewiesen, wenn sie die These vertreten, daß informelle und alltägliche psychosoziale wie medizinische Intervention (Psychosoziale Aspekte medizinischer Intervention 1.1.) als das „Normale“und „Übliche“, die Inanspruchnahme des professionellen Versorungssystems (→ Psychologische Intervention 1.3.) hingegen als das „selten Vorkommende“zu betrachten ist (s.a. Grunow u.a. 1983,4).