Zusammenfassung
Die Frage, wie das Handeln im Alltag funktioniert, steht im Mittelpunkt einer soziologischen Theorie, die ihre Wurzeln in der Phänomenologie von Alfred Schütz und im Symbolischen Interaktionismus hat. Diese Theorie nennt sich Ethnomethodologie. Dieser Begriff wurde von dem amerikanischen Soziologen Harold Garfinkel (*1917), einem Schüler von Alfred Schütz, geprägt. Er hat auf die Frage, was Ethnomethodologie ist, eine Antwort1 gegeben, die selbst für Eingeweihte schwer zu verstehen ist, weshalb ich sie hier nicht wiederhole. Georges Psathas, ein intimer Kenner der Ethno-methodologie, übersetzt diese Definition und stellt fest, „daß sich Garfinkel mit den praktischen, alltäglichen Aktivitäten beschäftigt, die Menschen in der Gesellschaft entfalten, um sich selbst und anderen ihre alltäglichen Angelegenheiten verständlich und erklärlich zu machen, und mit den Methoden, die sie einsetzen, wenn sie ihre alltäglichen Angelegenheiten hervorbringen und bearbeiten.“1 Und an anderer Stelle schreibt er: „Das Interesse des Ethnomethodologen richtet sich darauf, die ‘Methoden’ zu entdecken, die Menschen in ihrem Alltagsleben in der Gesellschaft einsetzen, um soziale Wirklichkeit zu konstruieren, und weiterhin darauf, die Art der sozialen Wirklichkeiten zu bestimmen, die Menschen konstruieren und konstruiert haben.“2
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Literatur
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Abels, H. (1998). Ethnomethodologie — über Methoden des Handelns im Alltag. In: Abels, H. (eds) Interaktion, Identität, Präsentation. Hagener Studientexte zur Soziologie, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93559-5_5
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