Zusammenfassung
Soziale Organisationen entstehen, wo immer Menschen zusammenleben. Vier Beispiele: Wenn der Bürgermeister einen runden Geburtstag hat, wird das Dorf ein Festkomitee bilden, das Jubelrede, Umzug und Tanz auf der Tenne organisiert. Wenn alles vorbei ist, löst sich diese temporäre Organisation wieder auf. Ein Stamm, der wiederholt von anderen heimgesucht worden ist und in Panik das Falsche getan hat, wird irgendwann regeln, was wer zu tun hat, wenn der Feind wieder anrückt. Das wird von der Aufstellung der Kämpfer und der Koordination ihrer Aktivitäten bis zur Sicherung des Nachschubs reichen. Diese natürliche Organisation, die schon formale Elemente (so wird zum Beispiel festgelegt, wer wann dreinzuschlagen und wer wem zu gehorchen hat) enthält, bleibt so lange bestehen, wie die Gefahr besteht. Ein Dorf, das mit seinem Passionsspiel regelmäßig tausende Besucher anlockt, muss Jahre vorher organisieren, wie die Leute untergebracht und beköstigt werden, wer die Hauptrolle spielen soll und wie die Statisten motiviert werden können usw. usw. Letztes Beispiel: Eine Gesellschaft, die ihren Mitgliedern bestimmte Dienste anbietet, z. B. Verteidigung, Sicherheit der Wege oder Versorgung mit Gütern, wird ihnen auch etwas abverlangen.
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Literatur
Vgl. oben Kapitel 4.2 „Sumner: Folkways, Mores, Institutions“.
Sehen Sie sich unter diesem Aspekt doch einmal den Film „Einer flog über das Kuckucksnest“(1975) an. Ein besonders eindringliches Beispiel für einen kompletten Gegenentwurf zur offiziellen, unerträglichen Organisation schildert der Film „Das Leben ist schön“, wo ein Vater versucht, seinem kleinen Sohn die Brutalität des KZ als grandioses Spiel zu verkaufen.
So berichtet Eugen Kogon, der sechs Jahre im KZ Buchenwald war, in seinem Buch „Der SS-Staat“(1946), dass die SS Häftlinge zur Weihnachtszeit gerne als Schneider oder Anstreicher benutzte.
Vgl. dazu auch Band 2, Kapitel 8.4 „Bezugsgruppe und soziale Beeinflussung in der Gruppe“.
Was das genau ist, weiß ich auch nicht, aber ich kann es mir, wie Sie sicher auch, denken.
Dieses sog. AGIL-Schema wird im nächsten Kapitel ausführlich hergeleitet und dargestellt.
Nehmen Sie es zunächst einmal als Schnellkurs in Sachen Systemtheorie (erster Teil) hin. Im nächsten Kapitel sollte sich dann hoffentlich alles klären.
Was ich hier schon einmal unterstelle, werde ich in den Kapiteln 7.4 „Herrschaft: Die Legitimation von Macht“und 7.5 „Bürokratie: Reine Herrschaft und ihre Gefahr“unterfüttern!
Auf dieses Thema komme ich noch einmal in Kapitel 7.6 „Bürokratie: Reine Herrschaft und ihre Gefahr“zurück.
Natürlich dient dies alles auch der symbolischen Präsentation der Organisation nach außen. Wie anders wäre zu erklären, dass Organisationen über kurz oder lang nach einer „repräsentativen Unterbringung“suchen? Doch über den Effekt der Identifikation der Mitglieder mit dieser Repräsentanz dient es letztlich wieder der kollektiven Motivierung.
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Abels, H. (2001). Organisation. In: Einführung in die Soziologie. Hagener Studientexte zur Soziologie, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93555-7_5
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