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Subjektiv-biographische Bedeutung kurz- und langfristigen Sozialhilfebezugs

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Book cover Dynamik von Armut

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 153))

  • 56 Accesses

Zusammenfassung

In der bisherigen Armutsforschung wird angenommen, daß sich Armutsfolgen mit der Zeit verschärfen und daß Langzeitarmut anders als Kurzzeitarmut mit zum Teil schwerwiegenden psychosozialen Folgen verbunden sei. In einigen Studien wurde jedoch darauf hingewiesen, daß ökonomische Deprivation in Abhängigkeit vom sozialen und biographischen Kontext unterschiedlich verarbeitet werden kann (Abschnitt 4.3.1). Unterscheiden sich also die Folgen des Sozialhilfebezugs wie Einengung des finanziellen Spielraums, soziale Isolation oder Kommunikationsprobleme mit dem Sozialamt bei Kurz- und Langzeitbeziehern? Werden diese Folgen abhängig vom Zeittyp unterschiedlich bewertet? Ist Langzeitbezug grundsätzlich folgenreicher und belastender als Kurzzeitbezug, wie in der Armutsforschung angenommen wird?219

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Literatur

  1. Wie Faltermaier (1987: 46 ff.) ausführt, ist bereits der Begriff “Belastung” unklar, wobei zwei Grundprobleme gesehen werden: “Soll man Belastung auf der Seite der Situation, als Umweltqualität definieren oder auf der Seite der Reaktion, als Zustand des Individuums? Oder soll man gar Situationen und Reaktionen in ihrer Wechselwirkung für die Definition heranziehen? Wenn ‘Belastung’ wesentlich einen Zustand des Individuums darstellt, dann fragt sich, auf welcher Ebene sich diese Zustandsqualität ausdrückt, auf einer psychologischen (emotional, kognitiv oder in Handlungen) oder auf einer physiologischen Ebene?” (46). In dieser Arbeit wird unter Belastung die kognitive Bewertung und Verarbeitung individuell relevanter “objektiver” sozialer Bedingungen verstanden, die ihrerseits von verschiedenen Faktoren wie der lebensgeschichtlichen Erfahrung abhängt.

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  2. Unter “Folgen” werden objektiv meßbare Tatbestände verstanden, wie Einschränkungen beim Kauf von Konsumgütern, Einschränkungen sozialer Kontakte oder gesundheitliche Probleme. Der Begriff “subjektiv-biographische Bedeutung” bezieht sich dagegen auf die subjektive Bewertung dieser Folgen, die Einschätzung des Sozialhilfebezugs allgemein, z.B. ob dieser als Hilfe oder als Kontrolle angesehen wird, sowie auf übergreifende biographische Funktionen des Bezugs. Die Spezifizierung “subjektiv-biographische” Bedeutung meint dabei, daß ich mich hier auf solche Folgen und Funktionen konzentriere, die die Befragten selbst benennen. Daneben gibt es auch “objektive” biographische Funktionen des Sozialhilfebezugs, die von den Betroffenen selbst nicht wahrgenommen werden.

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  3. Dies paßt zu dem Befund von Farwick u.a. (1993), die u.a. auf Basis der LSA zeigen, daß wohnungsbezogene Abstiegs- und Segregierungsprozesse für Sozialhilfeempfänger nicht typisch sind.

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  4. In diesen beiden Fällen relativiert die Trennung, die vor dem Sozialhilfebezug stattgefunden hat und diesen verursacht hat, die Bedeutung der Sozialhilfe. In einem anderen Fall (42) kommt es Jahre nach dem Bezug zur Trennung von der Freundin, die als sehr schmerzhaft erlebt wird. Aufgrund dieser späteren Erfahrung wird die Bedeutung der Sozialhilfe im nachhinein umgewichtet.

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  5. Fall 6 hat bereits eine längere diskontinuierliche Sozialhilfekaniere hinter sich. Die aktuelle Episode dauert jedoch erst ein Jahr an.

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  6. Die Fälle, die in Abschnitt 6.2. als “subjektive Überbrücker für die Zeit der Kindererziehung” behandelt wurden, und die hier behandelten Fälle, für die “Ermöglichung von Kindererziehung” eine übergreifende Funktion der Sozialhilfe ist, sind nicht deckungsgleich. Denn nicht bei allen “subjektiven Überbrückern” liegt auch eine ausgeprägte Kind- oder Erziehungsorientierung vor. Umgekehrt gibt es auch bei anderen subjektiven Zeittypen Fälle, bei denen Sozialhilfe dazu beitragen kann, Kinder zu erziehen oder ein “richtiges” Familienleben zu führen (so bei Fall 25, eine Frau, die als “resignierter oder alternativenloser” Langzeitbezieher eingeordnet wurde).

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  7. Der Sozialhilfebezug hat jedoch nicht für alle Hilfeempfänger, die als “subjektive Langzeit-Überbrücker” bezeichnet werden können, eine positive Bedeutung. Einige Befragte (so die Fälle 27 und 36) bewerten den Bezug eher ambivalent bis negativ. Bei einer Frau (Fall 49) verschiebt sich die Bedeutung der Sozialhilfe im Zeitverlauf von “eher positiv” zu “eher negativ” (siehe dazu unten: “Bedeutungswandel bei kontinuierlichem Bezug”.

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  8. Fall 14 hat insgesamt zweieinhalb Jahre Sozialhilfe bezogen, ist also eher als Bezieher mit mittlerer Dauer einzustufen.

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  9. Diese “resignierten oder alternativenlosen Langzeitbezieher” entsprechen damit den “locked in cases”, die in einer amerikanischen Untersuchung beschrieben wurden (vgl. Rainwater u.a. 1986: 216 ff.). Nicht alle “resignierten oder alternativenlosen Langzeitbezieher” schätzen die Sozialhilfe jedoch extrem negativ ein. Einige haben sich vielmehr mehr oder weniger arrangiert (etwa Fälle 16, 17 und 39). Bei Fall 25 erfüllte die Sozialhilfe, wie bereits erwähnt, zumindest zu Beginn eine positive Funktion (nämlich ein “richtiges” Familienleben zu führen), während sie heute eher negativ eingeschätzt wird. Diese Fälle sind möglicherweise Grenzfälle.

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  10. Wie bereits ausgeführt, können Warteepisoden als solche aber auch subjektiv bedeutsam sein, wenn die vorübergehend in Anspruch genommene Sozialhilfe eine übergreifende Funktion erfüllt, etwa die Zahlung der Miete sichert und damit vor Wohnungsverlust und sozialem Abstieg bewahrt.

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  11. Beispielhaft für positive Bedeutung bei abgeschlossenem Bezug sind die Fälle 7, 20 und 21, für positive Bedeutung bei laufendem Bezug die Fälle 3, 11 oder 68.

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  12. Befragte mit abgeschlossenem Bezug, die die Sozialhilfe im nachhinein eher negativ bewerten, sind beispielsweise die Fälle 23, 46, 52 und 66; laufende Bezieher, für die die Sozialhilfe eher negative Bedeutung hat, sind etwa die Fälle 2, 5 oder 62.

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© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Buhr, P. (1995). Subjektiv-biographische Bedeutung kurz- und langfristigen Sozialhilfebezugs. In: Dynamik von Armut. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 153. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93522-9_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93522-9_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12633-3

  • Online ISBN: 978-3-322-93522-9

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