Zusammenfassung
Ich habe versucht, die Bedeutung sozialer, ökonomischer und politischer Faktoren aufzuzeigen, die die massenhafte Arbeitsemigration im Gegensatz zur Migration einzelner Personen aus der bürgerlichen Schicht bestimmen, die aus Ausbildungs-, Weiterbildungs- oder anderen persönlichen Motiven auswandern. Die Beschäftigung mit dem Stellenwert der Arbeitsmigration in der spanischen Wirtschaftspolitik der ausgehenden fünfziger Jahre und in der bundesrepublikanischen Remigrationspolitik insbesondere ab 1973 verdeutlicht, wie die Arbeitsmigranten zum Spielball der wirtschaftlichen Interessen ihres eigenen und des Immigrationslandes Bundesrepublik wurden, wo sie Schwerstarbeit unter Bedingungen offener und/oder verdeckter Diskriminierung leisteten. Mein Forschungsinteresse gilt der Verarbeitung der Migrationsrealität durch die Migrantin, die zusätzlich zu den Restriktionen der Arbeitsmigration durch soziale und emotionale Isolation und Mangel an Entscheidungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist.
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Literature
Vgl. Bingemer, Meistermann-Seeger und Neubert, 1972; Calvo, 1977; Grinberg und Grinberg, 1984.
Denford, 1981; Garza Guerrero, 1974; Stein, 1985.
Der von den Grinbergs (1984) und Garza Guerrero (1974) verwendete Identitätsbegriff beruht auf den psychischen Mechanismen der Introjektion und Projektion. Er unterscheidet sich von dem Eriksonschen sozialpsychologischen Begriff der Identität. „Der Begriff ‘Identität’ drückt also insofern eine wechselseitige Beziehung aus, als er sowohl ein dauerndes inneres Sich-Selbst-Gleichsein (selfsameness) wie ein dauerndes Teilhaben an bestimmten gruppenspezifischen Charakterzügen umfaßt“ (Erikson, 1956, S. 115).
Bowlby (1961) vertritt eine eigenständige Theorie des Trauerns, das für ihn eine angeborene, universelle Reaktion des Menschen und der Tiere darstellt. Er betont insbesondere den adaptativen Aspekt des Trauerprozesses.
Nicht-psychoanalytische, empirische Befunde sprechen von zwei kritischen Phasen, in der gehäuft Symptome nach einer Emigration auftreten. Es wird von einem Häufigkeitsgipfel nach einem halben Jahr und einem zweiten nach mehreren Jahren scheinbar problemloser Anpassung (vgl. Gunkel und Priebe, 1992) gesprochen;
Medizinisch-soziologischen Untersuchungen zufolge, von den Ian Prior (1977) berichtet, hätte es sich bei der von Calvo untersuchten Population um eine Risikogruppe gehandelt. Prior berichtet von einer Untersuchung, nach der Inselbewohner von den Tokelau Atollen, die nach Neuseeland emigrierten und sich dort mit Euro-päern mischten, einen signifikant höheren systolischen Blutdruck hatten als die Immigranten, die in Neuseeland mit ihren eigenen Landsleuten arbeiteten, eigene Kirchen und eigene Clubs besuchten.
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Zeul, M. (1995). Zur psychoanalytischen Theorie der Migration. In: Rückreise in die Vergangenheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93519-9_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93519-9_4
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