Zusammenfassung
Ohne daß sich ein Federstrich im Unionsvertrag oder im Grundgesetz verändert hätte, rückte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) mit seinem Maastricht-Urteil2 den Deutschen Bundestag (stellvertretend für alle mitgliedstaatlichen Parlamente) von einer Zaungastrolle in den Mittelpunkt der europäischen Integration: Das Gericht sah die Verfassungsmäßigkeit des Maastrichter Vertrages nicht zuletzt dadurch gewahrt, daß die demokratische Legitimation der EU-Organe im Wege ihrer Rückkopplung an die Parlamente der Mitgliedstaaten gegeben sei (Ls. 3a und 4 des Urteils)3.
Der Aufsatz berichtet Zwischenergebnisse aus der im Entstehen befindlichen juristischen Dissertation des Verfassers.
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Literatur
Vereinzelt wurde hierfür auch der Begriff „Integrationsgewalt“ benützt; vgl. Jochen A. Frowein,Bundesrat, Länder und Europäische Einigung, in: Bundesrat (Hrsg.), 40 Jahre Bundesrat, 1989, S. 285 (293); Helmut Steinberger,Der Verfassungsstaat als Glied einer europäischen Gemeinschaft, in: VVDStRL 1991 (Bd. 50), S. 9 (41 mit Fn 92); Michael Brenner,Das Gesetz über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäischen Union, in: ThürVBl. 1993, S. 196 (201). Dies ist mehr als mißverständlich, da dieser Begriff bereits anderweitig besetzt ist. Als „Integrationsgewalt” bezeichnet man die Kompetenz zur Übertragung von Hoheitsrechten bis hin zur Integration in supranationale Organisationen vgl. Wilhelm G. Grewe,Auswärtige Gewalt, in: Josef Isensee/Paul Kirchhof (Hrsg.), Handbuch des Staatsrechts (HBStR), Bd. III, 1988, § 77, Rz 68; Andreas Ruppert,Die Integrationsgewalt, 1969. Nicht von ihr umfaßt ist die hier interessierende Wahrnehmung der Mitgliedschaftsrechte innerhalb dieser zwischenstaatlichen Organisation. Ihren „Sitz“ hat die Integrationsgewalt in Art. 24 Abs. 1 GG und neuerdings auch in Art. 23 Abs. 1 Satz 2.
So Karl Albrecht Schachtschneider, Das Maastricht-Urteil — Die neue Verfassungslage der Europäischen Gemeinschaft, in: RuP 1994, S. 1 (6).
Heute noch Jost Delbrück/Rüdiger Wolfrum, Völkerrecht, Band I/1, 1989, S. 248.
Eine einfachgesetzliche Teil-Regelung bestand allerdings in Art. 2 des Zustimmungsgesetzes zu den römischen Verträgen, BGBI II 1957, 753. Danach hatte die Bundesregierung Bundestag und Bundesrat „laufend“ (d.h. unaufgefordert) „über die Entwicklungen im Rat” zu unterrichten. Die Beteiligungsrechte des Bundesrates wurden im Zustimmungsgesetz zur Einheitlichen Europäischen Akte, BGB1 II 1986, 1102 (im folgenden: EEAG) wesentlich erweitert.
Z.B. Meinhard Schröder, Bundesstaatliche Erosionen im Prozeß der europäischen Integration, in: JöR 1986 (Bd. 35), S. 83 ff.; Georg Ress, Die Europäische Gemeinschaften und der deutsche Föderalismus, in: EuGRZ 1986, S. 549 ff.; Rudolf Hrbek/Uwe Thaysen (Hrsg.), Die deutschen Länder und die Europäische Gemeinschaft, 1986; Siegfried Magiera/Detlev Merten (Hrsg.), Bundesländer und Europäische Gemeinschaft, 1988; Konrad Kruis, Variationen zum Thema Kompetenzkompensation, in: FS Geiger 1989, S. 155 ff.
Z.B. Rüdiger Rubel, Das neue Grundgesetz, in: JA 1992, S. 265 (269); Rupert Scholz, Grundgesetz und europäische Einigung, in: NJW 1992, S. 2593 (2596); Claus-Dieter Classen, Maastricht und die Verfassung: kritische Bemerkungen zum neuen „Europa-Artikel“ 23 GG, in: ZRP 1993, S. 57 (60); ablehnend Jochen A. Frowein (Fn 4), 1989, S. 285 (293 mit Fn 27).
Christian Tomuschat, Bundesstaats-und Integrationsprinzip in der Verfassungsordnung des Grundgesetzes, in: Siegfried Magiera/Detlev Merten (Fn 24), 1988, S. 21 (40).
BVerfGE 68, 1 ff. — Pershing —; auf dieses Urteil wird nur im Hinblick auf die Anforderungen an die Bestimmtheit eines vertraglich vereinbarten Integrationsprogramms gemäß Art. 24 Abs. 1 GG verwiesen.
Vgl. etwa Christian Tomuschat (Fn 26), 1988, 21 (40): „bedarf wegen Evidenz keines Beweises“.
Vgl. z.B. Konrad Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, 19. Auflage, 1993, Rz 105.
Je nach Materie ist eine Zustimmung des Bundesrats erforderlich.
Nach h.M. entfällt das Zustimmungserfordernis, wenn im jeweiligen Sachbereich der Bundesgesetzgebung eine allgemeine Verordnungsermächtigung besteht. Gegen dieses Unterlaufen der Parlamentskontrolle wendet sich zu Recht Meinulf Dregger, Die antizipierte Zustimmung des Parlaments zum Abschluß völkerrechtlicher Verträge, die sich auf Gegenstände der Bundesgesetzgebung beziehen, 1989, S. 65 ff.
Rudolf L. Bindschedler, Rechtsakte der internationalen Organisationen, in: Berner FG für den Schweizer Juristentag, 1979, S. 361 (362 und 369).
Ignaz Seidl-Hohenveldern/Gerhard LoibL Das Recht der Internationalen Organisationen einschließlich der Supranationalen Gemeinschaften, 5. Aufl. 1992, Rz 1548. Allerdings kann laut BVerfGE 68, 1 (78 ff.) — Pershing — die Bundesregierung per einseitigem völkerrechtlichen Akt die Bundesrepublik an den Inhalt eines an sich unverbindlichen Beschlusses binden. Da somit die Regierung das bei vertraglicher Bindung gemäß Art. 59 II GG bestehende Erfordernis der Parlamentsmitwirkung willkürlich umgehen kann, hat diese Rechtsprechung zu Recht Kritik erfahren, vgl. Sondervotum Ernst-Gottfried Mahrenholz, BVerfGE 68, 1 (127 ff.), Brun-Otto Bryde, Sicherheitspolitik zwischen Regierung und Parlament, in: Jura 1986, S. 363 (367).
Jost Delbrück in: Bruno Simma (Hrsg.), Charta der Vereinten Nationen — Kommentar, 1991, zu Art. 25 UNCh, Rz 14.
Rudolf Geiger, EG-Vertrag, Kommentar, 1991, zu Art. 189 EGV, Rz 10.
So die Denkschrift der Bundesregierung zum Maastrichter Vertrag, BT-DrS. 12/3334, S. 114.
Georg Ress, Die Direktwirkung von Richtlinien: Der Wandel von der prozeßrechtlichen zur materielirechtlichen Konzeption, in: GS Arens, 1993, S. 351 (362 ff.); Carl Otto Lenz, Zur horizontalen Wirkung von EG-Richtlinien, in: AnwBl 1994, S. 266 (270 ff.).
Gegen diese Sichtweise der GASP auch Helmut Lecheler, Die Pflege der Auswärtigen Beziehungen in der Europäischen Union, in: AVR 1994, S. 1 (20).
Vgl. etwa zur alten Rechtslage des GASP-Vorläufers EPZ (als noch nicht von „Rat“ und „Mitgliedstaaten”, sondern von „Hohen Vertragsparteien“ die Rede war) Art. 30 EEA.
Christopher W Stoller, Europa nach Maastricht: Die Gemeinsame Außen-und Sicherheitspolitik, in: NZWehrr 1992, S. 221 (222).
Klaus-Peter Nanz, Der „3. Pfeiler der Europäischen Union“: Zusammenarbeit in der Innen-und Justizpolitik, in: integration 1992, S. 126 (126).
Thomas Oppermann, Der Maastrichter Unionsvertrag — Rechtspolitische Wertung, in: Rudolf Hrbek (Hrsg.), Der Vertrag von Maastricht in der wissenschaftlichen Kontroverse, 1993, S. 103 (107).
Otto Harnier in Hans van der Groeben/Jochen Thiesing/Claus-Dieter Ehlermann (G/T/E), Kommentar zum EWGV, 4. Aufl., 1991, zu Art. 146 EWGV/Art. 2 FusV Rz 1.
Eberhard Schmidt-Aßmann in Theodor Maunz/Günter Dürig/Roman Herzog/Rupert Scholz (MDHS), Grundgesetz-Kommentar, zu Art. 19 Abs. 4 GG Rz 50; Rudolf Streinz, Bundesverfassungsgerichtliche Kontrolle über die deutsche Mitwirkung am Entscheidungsprozß im Rat der Europäischen Gemeinschaften, 1990; Rupert Scholz, Wie lange bis „Solange III“?, in: NJW 1990, S. 941 (945); aA Gert Nicolaysen, Tabakrauch, Gemeinschaftsrecht und Grundgesetz — Zum BVerfG-Beschluß vom 12. 5. 1989, in: EuR 1989, S. 215 (218 f.).
Selbst Ulf Oetting, Bundestag und Bundesrat im Willensbildungsprozeß der Europäischen Gemeinschaften, 1973, streift das Problem nur, vgl. S. 74 ff., S. 106 ff.
Z.B. Jochen A. Frowein (Fn 4), 1989, S. 185 (293); Konrad Kruis (Fn 24), FS Geiger 1989, S. 167; Staatssekretär Horst Waffenschmidt in der 11. Sitzung der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat (im folgenden: GVK), Sten. Prot. S. 31 f.
Karl Albrecht Schachtschneider,Erwiderung in der Verfassungsbeschwerdesache Brunner auf den Schriftsatz der Bundesregierung, in: Ingo Winkelmann (Hrsg.), Das Maastricht-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Oktober 1993. Dokumentation des Verfahrens mit Einführung, 1994, S. 367 (400); Hans A. Stöcker, Deutschland demnächst — eine europäische Unionsprovinz, in: KritV 1991, S. 87 (94); Friedrich-August von der Heydte, Die politischen Organe der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, in: FW 1957/1958 (Bd. 54), S. 1 (11).
Als „Verschlafenheit“ des Bundestags kritisieren dies Konrad Kruis (Fn 24), in: FS Geiger 1989, S. 155 (176); Udo Di Fabio, Der neue Art 23 des Grundgesetzes — Positivierung vollzogenen Verfassungswandels oder Verfassungsneuschöpfung, in: Der Staat 1993, S. 191 (210).
Vgl. z.B. Rita Süssmuth, Die Rolle des Deutschen Bundestags im Europäischen Einigungsprozeß zwischen Anspruch und Wirklichkeit, in: Renate Hellwig (Hrsg.), Der Deutsche Bundestag und Europa, 1993, S. 11 (19).
Klaus Vogel, Die Verfassungsentscheidung des Grundgesetzes für eine internationale Zusammenarbeit, 1964; Christian Tomuschat, Die staatsrechtliche Entscheidung für die internationale Offenheit, in: HBStR, Bd. VII, 1992, § 172.
Rüdiger Breuer, Die Sackgasse des neuen Europaartikels (Art. 23 GG), in: NVwZ 1994, S. 417, (423) m.w.N.
Ulf Oettinn (Fn 60) 1973, S. 110; Georg Ress (Fn 24), in: EuGRZ 1986, S. 549 (551 ff.); Ulrich Everling, Überlegungen zur Struktur der Europäischen Union und zum neuen Europa-Artikel des Grundgesetzes, in: DVBI. 1993, S. 936 (946 f.).
Art. 146 EGV ersetzte im Rahmen der Maastrichter Vertragsänderungen den inhaltsgleichen Art. 2 Fusionsvertrag.
Jorstrom Moller, Danish EC Decision-Making, in: Journal of Common Market Law Studies 1983, S. 245 ff.; Wolfang Schumann, Dänemark in der Gemeinschaft, 1985, s. 48 ff.; Bertil Cottier, Danemark, in: Bertil Cottier (Hrsg.), Staatsrechtliche Auswirkungen der Mitgliedschaft in den Europäischen Gemeinschaften, 1991, S. 57 ff.
Eberhard Grabitz, in: Eberhard Grabitz, Kommentar zum EWGV, Stand: 4. Ergänzungslieferung, 1990, Rz 2.
Vgl. allg. hierzu Norbert Achterberg, Parlamentsrecht, 1984, S. 34.
Roman Herzog in MDHS (Fn 58) zu Art. 20 GG Abschnitt II Rz 84, Abschnitt V Rz 79 und Rz 106, Abschnitt VI Rz 44; Thomas Puhl, Die Minderheitsregierung nach dem Grundgesetz, 1986, S. 157 f. und 176.
Vgl. zum Verhältnis von Vorbehalts-und Zugriffsbereich Siegfried Magiera, Parlament und Staatsleitung in der Verfassungsordnung des Grundgesetzes, 1979, 298 ff.; Klaus Stern,Staatsrecht I, 2. Aufl. 1984, § 22 III 4, S. 1003; BVerfGE 40, 237 (252) — Gefangenenbeschwerde —.
Z.B. Michael Brenner (Fn 4), in: ThürVB1 1993, S. 201 und J ochen A. Frowein (Fn 4), 1989, S. 285 (293).
Deutlich insofern die Auflistung des Gerichts, welche Mitwirkungsrechte sich jedenfalls aus einer direkten Anwendung von Art. 59 Abs. 2 GG nicht ergeben, BVerfGE 68, 1, (85).
Walter Leisner, Die quantitative Gewaltenteilung, in: DÖV 1969, S. 405 (411).
Christian Tomuschat, Der Verfassungsstaat im Geflecht der internationalen Beziehungen, in: VVDStRL 1978 (Bd.36), S. 7 (60); Reiner Schmidt, Der Verfassungsstaat im Geflecht der internationalen Beziehungen, in: VVDStRL 1978 (Bd. 36), S. 65 (91 ff.); Brun-Otto Bryde (Fn 35), in: Jura 1986, S. 363 (366).
Hans H. Klein, Aufgaben des Bundestags, in: HBStR (Fn 4), Bd. II, 1987, § 40, Rz 18.
Vgl. Suzanne S. Schüttemeyer, Funktionsverluste des Bundestages durch die europäische Integration, in: ZParl, 9. Jg. (1978), S. 261 ff.
Dies hält Michael Brenner (Fn 4), in: ThürVBl 1993, S. 196 (202) für ausreichend.
Hans H. Klein (Fn 108), in: HBStR Bd. II, 1987, § 40, Rz 30; Helmuth Schulze-Fielitz, Das Parlament als Organ der Kontrolle im Gesetzgebungsprozeß, in: Horst Dreier/Jochen Hofmann (Hrsg.), Parlamentarische Souveränität und technische Entwicklung, 1986, 71 (94 f., 123); Norbert Achterberg (Fn 88), 1984, 411 ff.; a.A.: Hans Meyer, Die Stellung der Parlamente in der Verfassungsordnung des Grundgesetzes, in: Hans-Peter Scheider/Wolfgang Zeh (Hrsg.), Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, 1989, § 4, Rz 70.
Wilhelm A. Kewenig, Staatsrechtliche Probleme parlamentarischer Mitregierung am Beispiel der Arbeit der Bundestagsausschüsse, 1970; Christian Tomuschat, Die Parlamentarische Haushalts-und Finanzkontrolle in der Bundesrepublik Deutschland, in: Der Staat 1980, S. 1 ff.; Herbert Mandelartz, Zur sogenannten „mitwirkenden Kontrolle“, insbesondere beim Haushaltsvollzug, in: ZParl, 13. Jg. (1982), S. 7 ff.
Z.B. Hans-Peter Schneider, Das parlamentarische System, in: Ernst Benda/Werner Maihofer/ Hans Joachim Vogel u.a. (Hrsg.), Handbuch des Verfassungsrechts, 1983, S. 239 (269 f.).
So schon Ernst Friesenhahn, Parlament und Regierung im modernen Staat, in: VVDStRL 1958 (Bd. 16), S. 9 (69 f.).
Camilla Werner, Das Dilemma parlamentarischer Opposition, in: Dieter Herzog/Hilke RebenstorflBernhard Wefff’els (Hrsg.), Parlament und Gesellschaft, 1993, S. 184 (184).
Martin Sebaldt, Die Thematisierungsfunktion der Opposition: die parlamentarische Minderheit des Deutschen Bundestags als innovative Kraft im politischen System der Bundesrepublik, 1992, S. 50 und 209 ff.
Z.B. Jürgen Schwarze, Das Staatsrecht in Europa, in: JZ 1993, S. 585 (588).
Vgl. Generaldirektion Wissenschaft des Europäischen Parlaments (Hrsg.), Kompetenzübergang und Demokratiedefizit, 1990, S. 53 f.
So Brun-Otto Bryde, Das Maastricht-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Vorträge und Berichte aus dem Graduiertenkolleg „Europäische Integration“ der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Nr. 5, 1993, S. 8; Jürgen Gerhards, Westeuropäische Integration und die Schwierigkeiten der Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit, in: ZfS 1993, S. 96 (108).
Vgl. z.B. Sven Holscheidt/Thomas Schotten, Demokratie in Europa nach der Maastricht-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, in: VR 1994, S. 183 (188).
Vgl. die interinstitutionelle Erklärung von Rat, Kommission und Europäischem Parlament, BT-DrS. 12/6460, S. 4 und 16.
Skeptisch auch Friedrich Schnapp,Der Verwaltungsvorbehalt, in: VVDStRL 1985 (Bd. 43), S. 172 (191 f.).
Vgl. Ulf Getting (Fn 60), 1973, 77; neuerdings auch erwähnt in § 4 EUZBLG.
Eingeführt 1979 aufgrund einer schriftlichen Erklärung des Bundeskanzlers, dokumentiert in Rudolf Hrbek/Uwe Thaysen (Fn 24), 1986, 237 f.; gesetzlich geregelt seit 1986 in Art. 2 EEAG (Fn 23); verfassungsrechtlich ausdrücklich garantiert seit 1992 in Art. 23 Abs. 5 GG.
Das Verfahren gemäß § 5 Abs. 2 EUZBLG ist beschrieben bei Rudolf Morawitz/Wilhelm Kaiser, Die Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei Vorhaben der Europäischen Union, 1994, S. 94 ff.
Z.B. Wolfgang Ismayr, Der deutsche Bundestag, 1992, S. 330.
Ulf Oetting (Fn 60), 1973, S. 174; RudolfMorawitz/Wilhelm Kaiser (Fn 134), 1994, S. 47.
Stark zugespitzte Darstellung bei Harald Schumann, Selbstentmachtung der Politik, in: Kursbuch 107 (März 1992), S. 177 (183).
Hans Jürgen Rabe, Europäische Gesetzgebung — das unbekannte Wesen, in: NJW 1993, S. 1 (4), ähnlich Maurizzio Bach, Eine leise Revolution durch Verwaltungsverfahren — bürokratische Integrationsprozesse in der Europäischen Gemeinschaft, in: MS 1992, S. 16 (20).
Konsequenterweise ist deshalb bereits vorgeschlagen worden, die Gewaltenteilung künftig als eine solche zwischen Politik und Bürokratie zu begreifen, vgl. Hans D. Jarass, Politik und Bürokratie als Elemente der Gewaltenteilung, 1975, S. 93 ff. Gegen dieses Modell spricht allerdings, daß es dazu verführt, durch die Regierungsbeteiligung am Geschehen den Anteil der Politik bereits als abgedeckt zu betrachten und das Parlament (und damit auch die Opposition und die Öffentlichkeit) guten Gewissens außen vor bleiben zu lassen.
Hans Peter Ipsen, Fusionsverfassung der Europäischen Gemeinschaften, 1969, S. 62 ff.
So z.B. auch Ulrich Everling, in: DVBI. 1993, S. 936 (937 f.).
Gegen „Zersplitterungen“ z.B. Peter Lerche, Stellungnahme bei der Sachverständigen-Anhörung der GVK (Fn 62), S. B.
Maurizzio Bach (Fn 142), in: ZfS 1992, S. 16 (23, 26). Quasi naturgegebene „deutsche Interessen“, die eine Regierung ihrer Politik ohne weiteres zugrunde legen kann, gibt es ohnehin nicht. Es gibt nur bestimmte rechtliche und politische Traditionen (oder Optionen), die man bei der Rats-Rechtssetzung berücksichtigt sehen will oder eben auch nicht. Manche dieser sogenannten „deutschen Interessen” mögen politisch außer Streit stehen, wie etwa die sozialpartnerschaftliche Unternehmensmitbestimmung, die nicht einem einheitlichen europäischem Aktienrecht zum Opfer fallen soll. Andere können aber auch durchaus politisch umstritten sein, wie etwa das Fehlen von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf deutschen Autobahnen. Politisch begründungspflichtig ist die deutsche EU-Politik also allemal.
Ulrich Fastenrath, Kompetenzverteilung im Bereich der auswärtigen Gewalt, 1986, S. 244 mit Fn 1175; Christian Tomuschat (Fn 100), in: VVDStRL 1978 (Bd. 36), S. 7 (36); a.A.: Klaus-Albrecht Seilmann, Der schlichte Parlamentsbeschluß, 1966, S. 74 ff.; Cornelius Grupp, Die parlamentarische Kontrolle der auswärtigen Gewalt in Form von Entschließungen, Diss. Augsburg, 1975, S. 143 ff.
Eckart Klein, Der Verfassungsstaat als Glied einer europäischen Gemeinschaft, in: VVDStRL 1991 (Bd. 50), S. 56 (76).
Verhandlungskompromisse quer durch alle Ressorts, vgl. Jurgen Bellers, Parlamentarische Souveränität und europäische Integration, in: Raban Graf von Westphalen (Hrsg.), Parlamentslehre, 1993, S. 514 (520).
Zu dieser Vorwirkung des Gesetzgebungsrechts Siegfried Magiera (Fn 91), 1979, 216 und 285; Hans H. Klein (Fn 108), HBStR Bd. II, 1987, § 40, Rz 12.
Zur Zulässigkeit: Lothar Gaa, Planung als neue Funktion des Parlaments, 1983, 80; Werner Hoppe, Planung, HBStR (Fn 4), Bd. III, 1988, § 71, Rz 72; Klaus Stern (Fn 160), 1980 § 40 III 3 d), S. 716 und III 5 b), S. 720.
Vorher: z.B. Thomas Oppermann (Fn 55), 1993, S. 103 (116); nachher: z.B. Albrecht Weber, Die Wirtschafts-und Währungsunion nach dem Maastricht-Urteil des BVerfG, JZ 1994, S. 53 (55); Lotte Incesu, Zwischen Europaoffenheit und Ewigkeitsgarantie des Grundgesetzes, in: RuP 1994, S. 70 (77).
Volkmar Götz, Das Maastricht-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, in: JZ 1993, S. 1081 (1084 f.); Rudolf Streinz, Das Maastricht-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, in: EuZW 1994, S. 329 (333).
Konrad Kruis (Fn 24), in: FS Geiger 1989, S. 155 (174); Georg Ress (Fn 24), EuGRZ 1986, S. 549 (556); Peter Lerche, „Systemverschiebung“ und verwandte verfassungsgerichtliche Argumentationsformeln, in: FS Zeidler 1987, S. 557 (568).
Inzwischen ist mit Art. 23 Abs. 4 bis 7 GG eine explizite Verfassungsanordnung nachgereicht worden.
Rupert Scholz, Europäische Union und deutscher Bundesstaat, in: NVwZ 1993, S. 817 (820).
Rupert Scholz (Fn 25), in: NJW 1992, S. 2593 (2595); Paul Wilhelm, Europa im Grundgesetz: Der neue Artikel 23, in: BayVBI 1992, S. 705 (708).
Aufgrund dieser verfassungsrechtlichen Gleichbehandlungspflicht muß dem Bundestag sinngemäß auch die gleiche Behandlung zugestanden werden, wie die Bundesregierung dem Bundesrat in der Bund-Länder-Vereinbarung vom 29. Oktober 1993 (im folgenden Bund-LänderV 1993), Bundesanzeiger 2. 12. 1993, S. 10425, zugesagt hat, vgl. hierzu auch Michael Borchmann, Neue Bund-Länder-Vereinbarung über die Zusammenarbiet in Angelegenheiten der Europäischen Union, in: EuZW 1994, S. 172 f. und Rudolf Morawitz/Wilhelm Kaiser, (Fn 134), 1994, S. 86 ff.
Udo di Fabio (Fn 66), in: Der Staat 1993, S. 191 (210), der auf die Gesetzgebungskompetenz des Bundestags nicht eingeht, sieht deshalb hier sogar eine Verletzung von Art. 79 Abs. 3 GG gegeben.
Franz Möller/Martin Limpert, Informations-und Mitwirkungsrechte des Bundestages in Angelegenheiten der Europäischen Union, in: ZParl, 24. Jg. (1993), S. 21 (27); BT-Sonderausschuß Europäische Union, DrS. 12/3896, 19 und 24.
Auch Michael Brenner (Fn 4), in: ThürVBl. 1993, S. 196 (198) sieht, daß das „Berücksichtigen“ „von unterschiedlicher Intensität” sein kann.
Vgl. BVerfGE 9, 268 (280) — Bremer Personalvertretung —; ähnlich Roman Herzog in MDHS zu 20 GG Abschn V Rz 120; a.A. Eberhard Schmidt-Affmann, Der Rechtsstaat, HBStR (Fn 4), Bd. I, 1987, § 24, Rz 57.
Vgl. Wolf-Rüdiger Schenke, Die Verfassungsorgantreue, 1977, S. 148.
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Rath, C. (1995). Die „unionswärtige Gewalt“ des Deutschen Bundestages. Zur verfassungsrechtlichen Legitimation des gemeinschaftlichen Rechtssetzungsprozesses. In: Steffani, W., Thaysen, U. (eds) Demokratie in Europa: Zur Rolle der Parlamente. Zeitschrift für Parlamentsfragen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93517-5_7
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