Zusammenfassung
Der demokratische Verfassungsstaat — oder kurz: die Demokratie — ist also aus der Demokratisierung des Parlaments hervorgegangen. Aus dem Honoratiorenparlament wurde — insbesondere durch das allgemeine und gleiche Wahlrecht — das Repräsentationsorgan des Volkes. Diese Umwandlung folgte mit logischer Konsequenz aus den naturrechtlichen Grundgedanken, die dem Parlamentarismus zugrundeliegen. Sie ist nichts anderes als die Evolution der ihm zugrundeliegenden Ideen. Das ist eine folgenreiche These, die freilich im Widerspruch zu einer weitverbreiteten Ansicht steht. Die Gegenmeinung erblickt im demokratischen Verfassungsstaat einen Kompromiß zwischen im Grunde unvereinbaren Ideen, nämlich zwischen Freiheit und Gleichheit, zwischen repräsentativem Parlamentarismus und Demokratie, wobei eine gewisse Entsprechung einerseits zwischen Freiheit und Repräsentation, andererseits zwischen Gleichheit und Demokratie gesehen wird.
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Kriele, M. (1994). Die naturrechtlichen Grundlagen des Parlamentarismus. In: Einführung in die Staatslehre. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93514-4_10
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12564-0
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