Zusammenfassung
Keine der klassischen Reichstagsparteien übte auf die Jugend eine so geringe Anziehungskraft aus wie die als wirtschaftsnah geltende DVP. Als Erbin der Nationalliberalen Partei konnte sie zwar den Appell an nationale Ideen nutzen, um den jugendlichen Bedarf an Idealismus zu decken; die “vaterländische” Position war jedoch schon in stärkerem Maße von den Deutschnationalen und von völkischen Splitterparteien besetzt. Und ihre liberale Komponente machte die Volkspartei bei einer derart antimaterialistisch eingestellten Generation, wie sie die deutsche Jugend nach dem Ersten Weltkrieg darstellte, vollends unglaubwürdig.1 Um Jugendliche zu werben und in ihren Reihen zu halten, mußte sich die Partei schon darum bemühen, mit ihren Adressen die Mentalität dieser Altersgruppen zu treffen. Sie zeigte sich keinesfalls darin verlegen, die richtigen Reizworte anzuwenden. Die Richtlinien über die Ziele der DVP-Jugend vom Dezember 1922 verbanden beispielsweise in ihrem Vokabular den politischen Appell mit der idealistischen Gedankenführung der jungen Generation.2
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Literatur
S. dazu Larry E. Jones: German Liberalism and the Dissolution of the Weimar Party System, Chapell Hill/London 1988, S. 325; zur Interessenstruktur der DVP s. Lothar Döhn: Politik und Interesse, Meisenheim 1970 sowie Immo Zapp: Programmatik und praktische Arbeit der Deutschen Volkspartei im Rahmen der Wirtschafts-und Sozialpolitik der Weimarer Republik, Diss. rer. pol. Aachen 1974.
Wolfgang R. Krabbe: Parteijugend in der Weimarer Republik. Ein typologischer Vergleich am Beispiel der Zentrums-und der DVP-Jugend, in: ders. (Hrsg.): Politische Jugend in der Weimarer Republik, Bochum, 1993, S. 38–72.
Larry E. Jones: German Liberalism and the Alienation of the Younger Generation, in: Konrad Jarausch/ders. (Hrsg.): In Search of a Liberal Germany, New York u.a. 1990, S. 287–321, hier S. 294; zur Gründung der DVP s. Lothar Albertin: Liberalismus und Demokratie am Anfang der Weimarer Republik, Düsseldorf 1972 sowie Wolfgang Hartenstein: Die Anfange der Deutschen Volkspartei 1918–1920, Düsseldorf 1962.
Otto Brines: Die deutsche Jugend und der liberale und nationale Gedanke, Berlin 1919, S. 3–5. Bericht über den Zweiten Parteitag der Deutschen Volkspartei am 19.-20. Oktober 1919 in Leipzig, Berlin 1920, S. 200 f.
BAK: R 45 I1/50, B11. 47 f. und 65; Bericht über den Zweiten Parteitag (Wie Anm. 7), S. 186; Hertha Siemering (Hrsg.): Die deutschen Jugendverbände, Berlin 1923, S. 160 f.
Ursula Schelm-Spangenberg: Die Deutsche Volkspartei im Lande Braunschweig, Braunschweig 1964, S. 52.
Wie Anm. 10 (Bl. 151); s. dazu auch Horst Romeyk: Die Deutsche Volkspartei in Rheinland und Westfalen 1918–1933, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 39 (1975), S. 189–236, hier S. 213.
S. dazu v.a. die in der Bibliographie genannten Arbeiten von Larry E. Jones, auch von Jürgen C. Hess sowie das Buch von Dieter Langewiesche: Liberalismus in Deutschland, Frankfurt a.M. 1988, Kap. V.
Hertha Siemering (Hrsg.): Die deutschen Jugendverbände, 3. Aufl., Berlin 1931, S. 261 und 264.
Jugendblätter der Deutschen Volkspartei 1929, Nr. 6, S. 9 f. (in: BAP: 60 Vo 1/233, Bl. 23).
BAK: R 45 II/50, Bll. 35, 37 und 123; der Zentralvorstand der DVP war sich schon am 12.4.1919 darüber einig geworden, daß die Jugendausschüsse wie die anderen Klientelausschüsse eng an die Parteiorganisation anzuschließen seien, damit sie keine eigenständige Politik trieben (BAK: R 45 1I/34).
Schaffende Jugend 3 (1926), S. 308. Aus dem Umkreis des ultrakonservativen Bundesvorsitzenden Luther stammte indessen ein die Politik des Außenministers Stresesmann konterkarierender Artikel in der Schaffenden Jugend (2/1925, S. 120 ff.), der den Lesern insinuieren wollte, der Völkerbund stelle eine große Gefahr fur Deutschland dar. Die “Feindstaaten” hielten den Deutschen eine Mitgliedschaft nur als Köder hin, um sie außenpolitisch zufriedenzustellen und von ihren eigentlichen nationalen Zielen abzulenken.
So der Hamburger Jugendausschußvorsitzende auf dem DVP-Reichsparteitag im März 1930, in: BAK: R 45 II/31, Bl. 271; vgl. auch Schaffende Jugend 3 (1926), S. 330.
Schaffende Jugend 3 (1926), S. 293; Jugendblätter der Deutschen Volkspartei 1930, Nr. 5, S. 3 f.
Hans Mommsen: Die verspielte Freiheit, Frankfurt a.M./Berlin 1990, S. 251.
HStAD: RWN 216/4 II, Bll. 259–264 (S. 21); BAP: 60 Vo 1/233, 1311.62–65 (S. 5); Schaffende Jugend 3 (1926), S. 63 (WJA Düsseldorf-West hatte vier verschiedene Typen von DVP-Jugendgruppen: 1. Gruppen “im alten Sinne”, 2. Gruppen mit Wehrabteilung, 3. Wehrsportgruppen, 4. Wehrsportgruppen mit Mädchenabteilung).
HStAD: RWN 216/4 II, Bl. 95. Werner Husen führte seit dem 15.10.1924 die Jugendabteilung der DVP-Reichsgeschäftsstelle (Schaffende Jugend 1/1924, S. 46). Er war wohl der eigentliche Leiter der DVPJugend, während Luther nicht mehr als eine Galionsfigur darstellte.
Larry E. Jones: Liberalism and the Challenge of the Younger Generation, in: Wolfgang R. Krabbe (Hrsg.): Politische Jugend in der Weimarer Republik, Bochum 1993, S. 106–128, hier S. 109 f.; ferner: s. unten Kap. 9. 2.
Larry E. Jones: The Crisis of White-Collar Interest Politics: DHV and DVP in the World Economic Crisis, in: Hans Mommsen u.a. (Hrsg.): Industrielles System und politische Entwicklung in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1974, S. 811–823.
Lothar Döhn (Zur Verschränkung der DVP mit großwirtschaftlich-industriellen Interessen, in: Hans Mommsen u.a. [Hrsg.]: Industrielles System und politische Entwicklung in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1974, S. 884–906) monierte wohl zu Recht, daß die wirtschaftliche Interessenfixierung in der Literatur als “Rechtsschwenkung” bezeichnet wird (S. 895).
Jones: Liberalism and the Alienation (wie Anm. 5), S. 316; Karl-Dietrich Bracher: Die Auflösung der Weimarer Republik, 4. Aufl., Villingen 1964, S. 407 ff. und 421.
Romeyk (wie Anm. 12), S. 224 und 231 f.; Werner Methfessel: Die Deutsche Volkspartei am Ende der Weimarer Republik, phil. Diss. (MS) Jena 1966, S. 226.
Ebd., BR. 53/54 und 79. In Bayern kam es im Dezember 1932, umgekehrt, zum Übertritt des Gauffihrers Baer vom deutschnationalen Bismarckbund sowie einer großen Zahl seiner Unterffihrer zum Hindenburgbund und zur DVP; sie ffihlten sich durch die permanente Mißachtung dazu veranlaßt, welche die Landespartei der Jugendarbeit habe zukommen lassen (BAK: NL Dingeldey/50, Bl. 32).
Otto Thiele: “Wie kommen wir zu einer großen Deutschen Volkspartei?” Vortrag auf der Rj V-Tagung in Berlin am 26.10.1930, in: BAK: NL Dingeldey/53, Bll. 6–20; Die Reichsgemeinschaft 1/2 vom 15. Okt. 1930 (Dr. Ludwig Fabel: Organisation und Kampfgedanke als Grundlagen der Partei, S. 85 f.), in: BAK: R 45 11/7.
Etwa Glatzels Schreiben an Dingeldey vom 20.12.1930, in: BAK: NL Dingeldey/ 53, BI. 46; s. dazu Jones: Liberalism and the Dissolution(wie Anm. 1), S. 406.
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Krabbe, W.R. (1995). Die Jugend der Deutschen Volkspartei. In: Die gescheiterte Zukunft der Ersten Republik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93507-6_5
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