Zusammenfassung
In den vorangegangenen Analysen wurde der Versuch unternommen, die relative Bedeutung politischer und sozialer Erklärungsfaktoren des Wählerwandels abzuschätzen. Auch wenn der experimentelle Aufbau diese Erklärungsansätze antagonistisch gegenüberstellte, wurde beachtet, daß beide plausible Deutungsversuche darstellen, die durchaus ergänzend wirken können. Die empirischen Ergebnisse führten jedoch wiederholt zu dem Schluß, daß, sobald politische Erklärungen berücksichtigt waren, die sozialen Erklärungsansätze nicht zum Verständnis der individuellen Instabilität im Wahlverhalten beitragen konnten. Die Gelegenheitsstruktur des Wählens, also das jeweilige Angebot an den Wähler, ist als Erklärung der Wählerentwicklungen den Thesen von einer durch den sozialen Wandel veränderten Sozialpsychologie der Wahlentscheidung demnach vorzuziehen. Die Ergebnisse entsprechen damit nicht den Erwartungen derjenigen Thesen, die einen Anstieg der Wechselaktivität insbesondere infolge der Bildungsexpansion oder des Wachstums der “neuen Mittelschicht” konstatieren. Für ein aus dem sozialen Wandel resultierendes dealignment besteht — trotz gegenteiliger Aussagen in der Literatur — kein Anhaltspunkt. Dagegen entsprechen die Ergebnisse den Erwartungen des politischen Erklärungsansatzes: Veränderungen in der Gelegenheitsstruktur des Wählens, wie deren zunehmende Ausrichtung an Personen oder eine gestiegene Zahl von Parteien, schlugen sich in der Wechselaktivität nieder. Während die Wechselaktivität nicht vom sozialen Wandel abzuhängen scheint, reagiert sie nachweislich auf die Struktur des politischen Angebotes.
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Zelle, C. (1995). Schlußfolgerungen. In: Der Wechselwähler. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 160. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93500-7_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93500-7_9
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Print ISBN: 978-3-531-12766-8
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