Zusammenfassung
Im Schaubühnen-Heft vom 13. März 1913 befand sich erstmals ein Artikel, mit dem eine thematische Erweiterung auf politische Themen vollzogen wurde: Der Wirtschaftsjurist Martin Friedlaender beschäftigte sich unter dem Pseudonym Vindex mit Börsenfragen.2 Der zweite Beitrag von Friedlaenders/Vindex erschien am 25. September desselben Jahres und handelte vom Oligopolcharakter der amerikanischen Tabakwirtschaft, die auch den europäischen Markt zu beherrschen begann.3 In der Rubrik »Antworten«4 dieses Heftes teilte Jacobsohn mit:
Wenn hier neun Jahre das Theater und nur das Theater betrachtet worden ist, so habe ich damit noch nicht das Recht verwirkt, einmal andre Dinge betrachten zu lassen und zu betrachten. Ein Feld abgesondert von allen andern zu beackern, hat seine Reize, seine Vorteile, aber auch seine Gefahren. Es gibt hundert Zusammenhänge mit den andern Feldern, die auf die Dauer doch nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Wir können uns nicht entziehen, wenn der Reichsbankdiskont hinaufgesetzt wird, und letzten Endes hängen wir alle an Fäden, die wir nicht immer sehen. Aber gerade deswegen sollten wir sie sorgfältig ansehen, sollten wir lernen, wie es auf der Welt zugeht. Denn schließlich sitzt im Theater, dessen Bühne wir seit neun Jahren zu säubern versuchen, auch ein Publikum, von dem hier noch viel zu wenig gesagt worden ist. Jetzt also wollen wir öfters das Fenster des Arbeitszimmers öffnen, ein wenig hinausblicken und Ihnen dann berichten, was es draußen gibt.5
S[egfried] J[acobsohn] aber hat einen Fehler: er überschätzt das Theater und unterschätzt sich. Denn wenn der einmal (wie Harden) vom Theater los und zur Politik und Kultur kommt, — dann gnade euch Gott!
Kurt Tucholsky1
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Literatur
Ignaz Wrobel: Siegfried Jacobsohn, Zeit im Bild, 1.10.1913, 2711–2712, hier: 2712.
»Börsentheater — Theaterbörse«, Sb, 13.3.1913,1, 299–302. Friedlaender/Vindex war Tucholskys Repetitor bei seiner Dissertations-Vorbereitung; 1913 hat Tucholsky ihn Jacobsohn als Autor für die Sb vorgeschlagen (vgl. Kurt Tucholsky: Fünfundzwanzig Jahre, Wb, 9.9.1930, II, 373–382, hier: 376; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 8, 200–211, hier: 204).
Sb, 25.9.1913, II, 924–928.
Diese 1913 in der Sb eröffnete Rubrik ist der bis 1907 bestehenden Rubrik »Antworten des Herausgebers« in der Fackel nachgebildet.
Antwort: K. St. in Helsingborg, Sb, 25.9.1913, II, 929 f.
Jacobsohn 1913, 52 f.
Brief von Goethe an Charlotte von Stein vom 6.3.1779; in: Goethe 1976, Bd. 1, 264.
»Voltaire — Goethe« 1910 (zuerst u.d.T. »Französischer Geist«); in: Mann 1989, 23.
Ebd., 19.
Ebd., 21.
»Geist und Tat«; in: Mann 1989, 17 f.
Harry Kahn: Heinrich Mann, Sb, 8.12.1910, II, 1276–1277, hier: 1276.
Sb, 16.11.1911,11, 470–471, hier: 471.
»Schauspielerin«, Deutsche Montagszeitung, 13.11.1911; dann gekürzt in der Zukunft, Bd. 80 (1912), 368–371; schließlich wieder in vollständiger Fassung in Jacobsohn 1912 ff, Bd. 1, 75–80.
Harry Kahn: Heinrich Mann, Sb, 8.12.1910, II, 1276–1277, hier: 1277.
»Die Politik des Unpolitischen [I.]«, Sb, 10.7.1919, II, 39–43, hier: 42 f.
»Die Politik des Unpolitischen [IV.]«, Sb, 31.7.1919, II, 133–137, hier: 137.
»Die Politik des Unpolitischen [III.]«, Sb, 24.7.1919, II, 104–109, hier: 108.
Ebd., 107.
Ebd., 106.
»Thomas Mann und der Krieg«, Sb, 4.2.1915,1, 104–108, hier: 108.
Ebd., 107.
Ebd., 108.
Ebd.
Vgl. die Literaturangaben in Kap. 4.2., Anm. 66.
Hecht 1991, 51 f.
Sb, 10.9.1914,11, 139–140.
Friedrich Markus Huebner: Krieg und Expressionismus, Sb, 3.12.1914, II, 441–443.
Kurt Tucholsky legte in einer Rezension von Emil Julius Gumbels »Verräter verfallen der Feme« Wert auf die Feststellung: »Wenn da steht, daß Carl Mertens das größte Verdienst an der Aufklärung der Fememorde zukommt, so ist das richtig. Wenn da aber nicht steht, daß es diese Aufklärung nicht hätte geben können ohne den Mut und die Zivilcourage Siegfried Jacobsohns, so ist das unvollständig.« (»Auf dem Nachttisch«, Wb, 11.2.1930, I, 248–252, hier: 250; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 8, 46–52, hier: 49).
»Sommerbelustigungen«, Sb, 1.7.1915, II, 19.
Antworten: Kurt B., Wb, 16.1.1919,1,72.
»Theater Ostern?«, Wb, 24.4.1919,1, 484.
»Die falsche Aktualität«, Wb, 30.1.1919,1, 120.
»Beter und Spötter«, Wb, 6.2.1919,1, 142–143.
»Alt[e] und Neue Märchen«, Wb, 6.3.1919,1, 262–265, hier: 264.
Peter Panter: Schnipsel, Wb, 30.12.1930, II, 999; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 8, 345–346, hier: 345.
Vgl. Porombka 1990, 11.
Goethe 1981, Bd. 12,471.
Moritz 1981, Bd. 1,291.
»Indem nun aber die Bedeutung in der Allegorie das Herrschende und die nähere Veranschaulichung ihr ebenso abstrakt unterworfen wird, als sie selbst eine bloße Abstraktion ist, so gewinnt die Gestalt solcher Bestimmtheiten hier nur den Wert eines bloßen Attributs. [...] Ihre allgemeine Personifikation ist leer, die bestimmte Äußerlichkeit nur ein Zeichen, das für sich genommen keine Bedeutung mehr hat; und der Mittelpunkt, der die Mannigfaltigkeit der Attribute in sich zusammenfassen müßte, hat nicht die Kraft einer subjektiven, in ihrem realen Dasein sich selbst gestaltenden und sich auf sich beziehenden Einheit, sondern wird bloß abstrakte Form, für welche die Erfüllung mit dergleichen zum Attribut herabgesetzten Besonderheiten etwas Äußerliches bleibt. Daher ist es auch der Allegorie mit der Selbständigkeit, zu der sie ihre Abstraktionen und deren Beziehungen personifiziert, kein rechter Ernst, so daß also dem an und für sich Selbständigen nicht eigentlich die Form eines allegorischen Wesens gegeben werden müßte« (Hegel 1970, Bd. 13,513).
»Denn das Symbol hat das Eigenthümliche, dass die Darstellung und das Dargestellte immer wechselweise den Geist einladend nöthigen länger zu verweilen und tiefer einzugehen, da die Allegorie hingegen, wenn einmal die vermittelnde Idee aufgefunden ist, wie ein gelöstes Räthsel, nur kalte Bewunderung oder leichtes Wohlgefallen an anmutig gelungener Gestalt zurücklässt« (Humboldt 1903 ff, Bd. 1,218).
Dt. (Teilübers.): Allegorien des Lesens (Man 1988). Vgl. zur aktuellen Allegorie-Diskussion auch Harro Müller: Einige Notizen zu Diskurstheorie und Werkbegriff; in: Fohrmann/Müller 1988,235–243.
Der Ursprung des deutschen Trauerspiels, entworfen 1916, verfaßt 1925, erschienen 1928; jetzt in: Benjamin 1980, Bd. 1, 207–430. Vgl. auch Benjamins Allegorie Möwen und ihre Deutung in: Kurz 1982, 27–64.
Vgl. dazu neben Benjamins »erkenntniskritischer Vorrede« die Erinnerungen von Asja Lacis über ihre Begegnung mit Benjamin: »Zweitens, sagte er, sei seine Untersuchung nicht bloß eine akademische Forschung, sondern habe unmittelbaren Bezug zu sehr aktuellen Problemen der zeitgenössischen Literatur. Er betonte ausdrücklich, daß er in seiner Arbeit die Barockdramatik in der Suche der Formensprache als analoge Erscheinung zum Expressionismus bezeichnet. Deshalb habe ich, sagte er, so ausführlich die künstlerische Problematik der Allegorie, der Embleme und des Rituals behandelt. Die Ästhetiker bewerteten bisher die Allegorie als ein zweitrangiges Kunstmittel. Er wolle beweisen, daß die Allegorie ein künstlerisch hochwertiges Mittel sei, mehr noch, es sei eine besondere Form des künstlerischen Wahrnehmens« (Lacis 1971, hier zitiert nach Benjamin 1980, Bd. 1, 879).
Vgl. zu Benjamins Interesse an der Allegorie die Beiträge von Willem van Reijen, Uwe Steiner und Michael Kahl in: Reijen 1992.
Dieser neu entdeckte Text, der erstmals in der Abend-Ausgabe des Berliner Tageblatts vom 31.12.1918 erschienen ist, wurde dokumentiert in: Nickel 1994.
Peter Panter: Die Katze spielt mit der Maus, Sb, 9.11.1916, II, 443–444; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 1,252–254.
Peter Panter: Die Wanzen, Wb, 3.4.1919,1, 392; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 2, 73–74, hier: 74.
In einem 1913 fiir den Simplicissimus geschriebenen Text waren es Vögel, mit denen Tucholsky allerdings nicht Journalisten, sondern Dichter verglichen hat: »Mit den modernen Dichtern ist es so eine Sache: weil nicht jeder einzeln die Welt umspannen kann, so haben sie sich das geteilt; der eine bearbeitet die soziale Not, der andere das verschüttete Venedig, und der dritte protestiert feige gekränkt zeit seines Lebens gegen die Schlüsselromane. Jeder seins.« So ist es auch mit den Vögeln in einem Vogelladen: »Da herrscht eine strenge Arbeitsteilung]. Sie fressen, saufen, blinzeln faul und träge, und manchmal pfeifen sie, aber jeder seins, jeder seins.« (Kurt Tucholsky: Der Vogelladen, Simplicissimus, 7.4.1913; jetzt in: Tucholsky 1989b, 42–44).
Vgl. Theobald Tiger: An Peter Panter (Wb, 11.7.1918, II, 42; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 1, 311–312) sowie Peter Panter: An Theobald Tiger (Wb, 18.7.1918, II, 62–63; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 1,312–313).
Diese neuentdeckte Antwort auf eine als Serie gedruckte Umfrage, die erstmals in der Zeitschrift Das Stachelschwein erschienen ist, wurde ebenfalls dokumentiert in: Nickel 1994.
Ein Pachulke, so notierte Heinrich Mann in einem Aufsatz mit dem Titel Die Schicht Pachulke, könne »neben seinem Bett unmöglich andere Bücher haben als die von Karl May« (Heinrich Mann: Die Schicht Pachulke. Erstdruck in: Die neue Weltbühne, Nr. 7 vom 13.2.1936, 192–197, hier: 193; jetzt in: Mann 1992, 56–64, hier: 58).
Brief von Kurt Tucholsky an Mary Gerold-Tucholsky vom 6.10.1918; in: Tucholsky 1982, 174–176, hier: 175.
Kaspar Hauser: Dienstzeugnisse, Wb, 3.3.1925, I, 329–330, hier: 329; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 4, 54–56, hier: 54.
Peter Panter: Fontane und seine Zeit, Berliner Tageblatt, 27.12.1919, Abend-Ausgabe; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 2, 241–244, hier: 242.
Peter Panter: Der Bär tanzt, Wb, 24.4.1928, I, 634–638, hier: 635; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 6, 109–114, hier: 111. Die Pikanterie des Vorwurfs der Impotenz liegt in einer wahrscheinlich unfreiwilligen Parallele zur rigiden Kritik der musikalischen Moderne in Hans Pfitzners 1919 veröffentlichter Streitschrift Neue Ästhetik der musikalischen Impotenz.
Ignaz Wrobel: Militaria, Wb, 22.1.1920, I, 106–114, hier: 114; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 2, 263–272, hier: 272.
Ignaz Wrobel: Interessieren Sie sich für Kunst -? Zürcher Student Jg. 4, Heft 2 vom Mai 1926, 64–67; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 4, 421–423, hier: 423.
Zur Fülle der literarischen Anspielungen vgl. Meyer 1990, 9–106.
»Ich habe Erfolg. Aber ich habe keinerlei Wirkung. Und darum mache ich keine Zeitschrift« (Tucholsky an Hans Schönlank am 10.1.1923; in: Tucholsky 1962, 153–154, hier: 154). »Das, worum mir manchmal bange ist, ist die Wirkung meiner Arbeit. Hat sie eine? (Ich meine nicht den Erfolg; er läßt mich kalt.) Aber mir erscheint es manchmal als so entsetzlich wirkungslos« (Tucholsky an Franz Hammer am 5.5.1931; in: ebd., 213).
Vgl. z.B.: Peter Panter: Corneille auf der Schreibmaschine. Vossische Zeitung, 26.6.1924, Morgen-Ausgabe; jetzt in: Tucholsky 1985a, 356–360.
Von einem Berliner: Ein sauberer Vogel, Berliner Volks-Zeitung, 19.5.1919, Abend-Ausgabe; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 2, 100.
Goethe 1981, Bd. 4, 143.
Vgl. dazu auch die wenig befriedigenden Erläuterungen zum Gedicht Ein sauberer Vogel bei Bemmann 1990, 187 f.
Peter Panter: Die Reportahsche, Wb, 27.1.1931,1, 151–152; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 9, 122. Vgl. auch seine Kritik an Ernst Ottwalts Ruhe und Ordnung: »Der Verfasser hätte seine Arbeit nicht >Roman< nennen sollen — es ist ein deutscher Irrtum zu glauben, dreihundert Seiten im Erzählton seien schon ein Roman« (Peter Panter: Auf dem Nachttisch, Wb, 25.3.1930, I, 466–472, hier: 469; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 8, 76–84, hier: 81) sowie die Bemerkung über Stendhals Luden Leuwen: »Bei uns steht bei jedem Fliegenhusten von Buch vorn auf dem Titel: >Roman<. Hier steht das Wort nicht — aber das ist ein Roman. Das ist einer« (Peter Panter: Auf dem Nachttisch, Wb, 3.3.1931,1, 321–325, hier: 321; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 9, 139–145, hier: 140).
Reinbek 1984, 593.
Dritte neubearb. Aufl., Stuttgart 1988, 1532.
Gütersloh 1991, Bd. 11, 451 (Verfasser: Anton Austermann).
Hrsg. von Walter Jens. München 1991, Bd. 16, 810 (Verfasser: Meinhard Prill).
Vgl. Hepp 1993,324.
Bereits in dem zwischen Tucholsky und dem Rowohlt Verlag geschlossenen Vertrag ist explizit von einer »kleinen Geschichte mit dem Titel: >Schloß Gripsholm< [-] Die Geschichte eines Sommerurlaubs« die Rede. Vgl. die faksimilierte Wiedergabe des Vertrags in: Tucholsky 1990b, 48.
Tucholsky 1975, Bd. 9, 9.
Tucholsky 1975, Bd. 9, 9–11.
Tucholsky 1975, Bd. 9, 8.
Tucholsky 1975, Bd. 9, 16. Vgl. Goethe 1981, Bd. 7, 558.
Goethe 1981, Bd. 7, 558 (für den Hinweis auf diese Parallele danke ich Renke Siems).
Brief an Nuuna vom 19.9.1935. Das Original befindet sich im Kurt-Tucholsky-Archiv des Deutschen Literaturarchivs, Marbach. Für die Erlaubnis zur Publikation danke ich der Kurt-Tucholsky-Stiftung, Hamburg.
Brief vom 13.6.1931; in: Tucholsky 1970, 74.
Im Kurt Tucholsky-Archiv des Deutschen Literaturarchivs, Marbach.
Tucholsky 1993. Das Sudelbuch enthält zahlreiche Einträge über »Technik«, die ganz offenkundig die Erzähltechnik im Roman betreffen; vgl. insbesondere die Einträge Nr. 631, 645, 719, 722, 723, 732, 743, 765, 766, 770.
Peter Panter: Romanwürfel, Vossische Zeitung, 24.9.1931; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 9, 295–297.
Peter Panter: Das Gleichgewicht des Lebens, Wb, 26.6.1924, I, 889–891, hier: 889; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 3, 401–404, hier: 402.
Vgl. Olle Hambert: »...mir wird mein Leben gestohlen«; in: Tucholsky 1990b, 126–141.
Ignaz Wrobel: Die Kegelschnitte Gottes, Wb, 26.7.1923, II, 79–83, hier: 79; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 3, 346–351, hier: 346.
Auf den Ulysses von James Joyce reagierte Tucholsky ablehnend (vgl. Peter Panter: Ulysses, Wb, 22.11.1927, II, 788–793; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 5, 379–385). Alfred Döblins 1929 erschienenen Roman Berlin Alexanderplatz hat er nicht besprochen. Eine Rezension über Musils Der Mann ohne Eigenschaften (der erste Band erschien 1930) hat er ebenfalls nicht verfaßt. Vgl. jedoch seine Bemerkung: »Ließe man mich auf André Gide, auf Paul Claudel, auf Robert Musil los: das gäbe ein rechtschaffenes Unglück. Ich verstehe sie nicht; sie sagen mir nichts; ich weiß gar nicht, was ihre Schriften zu bedeuten haben« (Peter Panter: Die Aussortierten, 13.1.1931, I, 58–61, hier: 59; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 9, 112–115, hier: 113). Einzige Ausnahme bilden seine bemerkenswerten Rezensionen über Kafkas »Betrachtung« (Kurt Tucholsky im Prager Tagblatt, 27.11.1913, jetzt in: Tucholsky 1985a, 49–52) »In der Strafkolonie« (Peter Panter in Wb, 3.6.1920, I, 655–657; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 2, 344–346) und »Der Prozess« (Peter Panter in Wb, 9.3.1926,1, 383–386; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 4, 370–374)
Peter Panter: Bert Brechts Hauspostille, Wb, 28.2.1928,1, 334–336, hier: 336; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 6, 60–63, hier: 63.
Ebd., 335 f (Wb), 62 (Tucholsky 1975, Bd. 6).
Tucholsky bedankte sich für die Sendung in seinem Brief an Kate Kühl vom 25.8.1928; in: Tucholsky 1962, 162–163.
Brief vom 26.8.1928; in: Tucholsky 1962, 487. Grathoff (in: Reinhardt 1989, 298) wies bereits daraufhin, daß in der Ausgabe des Briefwechsels mit Mary Gerold-Tucholsky die zitierte Textpassage irrtümlich auf Brechts Gedicht »Erinnerung an die Marie A.« bezogen wurde (vgl. Tucholsky 1989, 608), während sich in den Anmerkungen zur Briefausgabe von 1962 noch der korrekte Hinweis auf »Surabaya-Jonny« befand (vgl. Tucholsky 1962, 560).
Peter Panter: Christian Wagner, Wb, 13.2.1919, I, 182–183; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 2, 46–48, hier: 47.
Siems 1995,51.
Brief vom 25.11.1915; in: Tucholsky 1962,27.
Brief vom 4.3.1916; in: Tucholsky 1962, 30.
Brief vom 8.1.1918; in: Tucholsky 1962, 55.
Ignaz Wrobel: Die fehlende Generation, Wb, 15.6.1926,1, 929–931, hier: 929; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 4, 462–464, hier: 462.
Ebd., 463.
Brief vom 25.1.1916; in: Tucholsky 1962, 28–29, hier: 28.
Siems 1995, 51 f.
Ignaz Wrobel: Die zufallig Republik, Wb, 13.7.1922, II, 25–30, hier: 25; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 3, 219–224, hier: 219.
Ignaz Wrobel: Das politische Kino, Die Freiheit, 10.9.1920, Abend-Ausgabe; jetzt in: Tucholsky 1985a, 168–172, hier: 168 f.
Ebd., 169.
Ignaz Wrobel: Machen wirs richtig? Das Andere Deutschland, 8. [= 1.] 8.1925; jetzt in: Tucholsky 1985a, 460–462, hier: 460 f.
Ignaz Wrobel: Das politische Kino, Die Freiheit, 10.9.1920, Abend-Ausgabe; jetzt in: Tucholsky 1985a, 168–172, hier: 169.
Ignaz Wrobel: Gebrauchslyrik, Wb, 27.11.1928, II, 808–811, hier: 808; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 6, 316–320, hier: 316 f.
Ignaz Wrobel: Rote Signale, Wb, 29.12.1931, II, 959–961, hier: 959; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 9, 327–329, hier: 327.
Peter Panter: B. Traven, Wb, 25.11.1930, II, 793–800, hier: 800; jetzt in: Tucholsky 1975, Bd. 8, 296–304, hier: 303.
»Die Tarnung«; in: Tucholsky 1929, 43.
Brief vom 18.2.1930; in: Tucholsky 1970, 36.
Der Neue Deutsche Verlag, in dem das Deutschland-Buch erschien, war ein Arbeiterverlag, dessen Produktion von einem Lesering für Arbeiter (der Universum-Bücherei) in sein Programm übernommen wurde.
Mörchen 1973, 65.
Porombka 1990, 117.
Ebd., 139.
Mit einer Ausnahme: Theodor Lessing antizipierte 1930 in seinem Buch »Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen« (Lessing 1983) eine postmoderne Kritik sowohl der Geschichtsphilosophie als auch der Hypostasierung des historischen Subjekts. Dies bewertete Rita Bischof: »Die Erkenntnis, daß Geschichte von menschlichen Wunschvorstellungen geschrieben wird, gehört zu den großartigsten von Theodor Lessing. Sie hat Konsequenzen für ein völlig neues Geschichtsverständnis, insofern sie die Herstellung historischer Ereignisse in Analogie zu ästhetischen Prozessen analysiert.« (Rita Bischof: Nachwort; in: Lessing 1983, 284) Vgl. auch Anm. 29.
1920 wurde Jacobsohn bereits auf Ossietzky aufmerksam. In der Rubrik »Antworten« notierte er: »Wenn Sie schon nicht auf die tapfere Berliner Volkszeitung abonniert sind, dann besorgen Sie sich wenigstens die Morgennummer vom dritten Januar. Sie finden darin einen prachtvollen Artikel von Carl von Ossietzky, der eigentlich genügen müßte, um selbst einen Stockpreußen von dem militaristischen Elend dieses Landes zu überzeugen« (Wb, 22.1.1920, I, 128; gemeint war Ossietzkys Artikel »Der Adlerknopf«, Berliner Volks-Zeitung, 3.1.1920, Morgen-Ausgabe; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 1, 171–173). Tucholsky lernte Ossietzky im Herbst 1919 kennen, so daß Tucholsky Jacobsohn möglicherweise auf Ossietzky aufmerksam machte. Auf Einladung Karl Vetters trafen sich u.a. Emil Julius Gum-bel, Georg Friedrich Nicolai, Willy Meyer, Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky, um »das Projekt der Gründung eines Kriegsteilnehmerverbandes von ausgesprochen antimilitaristischer Tendenz« zu besprechen (das berichtete Ossietzky in dem Artikel >»Nie wieder Krieg!< Der Rundlauf einer Parole«, Die Friedens- Warte, 13. Jg., Heft 6, Juni 1923, 208–209, hier: 208; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 2, 267–270, hier: 268).
Carl von Ossietzky [im folgenden: CvO]: Canarisfilm und Völkerbundtheater, Wb, 13.9.1927, II, 393–395, hier: 393; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 4, 202–205, hier: 202.
»Der Verrat an Kürten«, Wb, 5.5.1931,1, 643–644, hier: 643; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 93–97, hier: 95.
»Adria, Kanton und Kyrill«, Wb, 5.4.1927,1, 523–526, hier: 523; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 4, 72–77, hier: 72.
»Kandidat Zéro«, Wb, 10.4.1928,1, 541–545, hier: 543; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 4, 355–361, hier: 358.
»Minoritäten«, Wb, 1.1.1929,1, 7–9, hier: 9; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 23–25, hier: 25.
»... als Gast Herr Dr. Paul Levi«, Wb, 4.6.1929,1, 841–844; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 134–139. Paul Levi war Mitbegründer der KPD, der USPD, dann Wortführer der linken Opposition der SPD und Strafverteidiger in zahlreichen aufsehenerregenden politischen Gerichtsprozessen.
»Die Alberich-Bewegung«, Wb, 8.4.1930, I, 525–530, hier: 525; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 330–337, hier: 330.
»Frenzel und Hellweg«, Wb, 9.12.1930, II, 852–854, hier: 853; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 487–490, hier: 489.
»Die große alte Null«, Wb, 22.7.1930, II, 115–117, hier: 115; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 400–403, hier: 400 f.
»Romulus Augustulus«, Wb, 7.10.1930, II, 535–537, hier: 535; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 458–461, hier: 459.
»Es ist erreicht«, Wb, 21.7.1931, II, 79–82, hier: 79; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 145–150, hier: 146.
»Bülow-Platz«, Wb, 18.8.1931, II, 239–247, hier: 241; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 169–180, hier: 172.
Ebd., 245 (Wb); 178 (Ossietzky 1994, Bd. 6).
»Nach der Sintflut?«, Wb, 14.4.1931,1, 519–522, hier: 519; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 79–83, hier: 79.
»Bankrott der Autorität«, Wb, 17.1.1933, 81–85, hier: 85; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 449–455, hier: 454.
Celsus [= CvO]: Großes Welttheater, Wb, 10.12.1929, II, 875–878; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 254–258. Zur Tradition des Topos von der Welt als Theater, der vor allem durch Calderóns allegorisches Drama »Das große Welttheater« bekannt ist, vgl. Curtius 1978, 148–154; Barner 1970; Balthasar 1973, 121–238.
Wie Anm. 17, S. 81 (Wb); S. 450 (Ossietzky 1994, Bd. 6).
Vgl. Horkheimer/Adorno 1947.
Wie Anm. 17, S. 84 (Wb); S. 454 (Ossietzky 1994, Bd. 6).
»Groeners beinahe legaler Putsch«, Wb, 20.11.1928, II, 761–674, hier: 763; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 4, 530–534, hier: 533. Ernst Lemmer war Reichstagsabgeordneter der DDP, Hans Brausewetter Schauspieler komischer Rollen.
>»B<«, Wb, 22.4.1930,1, 601–603, hier: 601; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 339–342, hier: 339. Gottfried Treviranus war bis zum Parteiaustritt 1929 Mitglied der DNVP, 1930 Mitbegründer der »Volkskonservativen Vereinigung«, 1930–32 Minister in wechselnden Ressorts der Kabinette Brünings.
»Maß für Maß in Bremen«, Wb, 21.6.1927,1, 993–995, hier: 993; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 4, 145–148, hier: 145.
Wie Anm. 23, S. 601 (Wb); S. 340 (Ossietzky 1994, Bd. 5).
Gemeint ist der Zentrums-Politiker Franz von Papen. Mit gleichlautenden Formulierungen charakterisierte Ossietzky vier Jahre zuvor bereits den Jungdeutschen Arthur Mahraun: »Immer, wenn es der Republik schlecht geht, erscheint der ewig irrende Ritter Arthur Mahraun wie ein Lohengrin oder Lancelot vom See« (»Gänse und Krieger«, Wb, 12.3.1929,1, 395–397, hier: 396; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 5, 70–73, hier: 72).
Gemeint ist Hermann Warmbold, Vorstandsmitglied der IG-Farben, dann Wirtschaftsminister des zweiten Brüning-Kabinetts, das er wegen unüberbrückbarer Differenzen in wirtschaftspolitischen Fragen am 6.5.1932 verließ. Nach dem Sturz der Regierung Brüning berief Franz von Papen ihn erneut zum Wirtschaftsminister. Warmbold favorisierte eine Art keynesianische Politik der aktiven Konjunktursteuerung, insbesondere forderte er kreditfinanzierte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Dabei stützte er sich auf die Konzeptionen wirtschaftspolitischer Reformtheoretiker, von denen die Pläne seines Schwagers Ernst Wagemann, Präsident des Statistischen Reichsamtes und Leiter des Berliner Instituts für Konjunkturfoschung, die größte öffentliche Resonanz hatten. Dazu ausführlich: Marcon 1974.
»Wintermärchen«, Wb, 3.1.1933, 1–6, hier: 1; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 437–443, hier: 437.
Ossietzky war keineswegs der einzige Weimarer Kritiker, angesichts dessen Texten sich diese Frage stellt. Vergleichbares findet sich — wie bereits erwähnt (vgl. Anm. 2) — bei Theodor Lessing. Lessings Biograph, Rainer Marwedel, stellte die »überaus ernst[e] [...] Frage, was Theatermetaphern für die Erkenntnis historischer Strukturen und Ereignisse zu leisten vermögen« (Marwedel 1987, 199), und er konstatierte im Hinblick auf Bücher von Hagen Schulze (Schulze 1982) und Michael Stürmer (Stürmer 1983): »Es mag naheliegen, Kapitel historischer Werke mit Überschriften wie >Bühne< und >Drama< zu schmücken; doch bleibt es eine äußerliche Redeweise, wenn man pauschal geschichtliche Abschnitte >tragisch< nennt und wenn unter Tragik nichts anderes verstanden wird als >allseitige tragische Verstrickung< und gemeinsam geteilte Schuld aller handelnden Zeitgenossen« (Marwedel 1987, 200). Dessen ungeachtet schrieb Marwedel andernorts: »Unter Wilhelm II. sah das Kaiserreich aus wie ein überbesetztes Schauspiel mit politischen Dilettanten und Abenteurern in großzügig betreßter Garderobe; die Weimarer Republik konnte sich auf kein festes Ensemble einigen und schwankte zwischen Komödie und Tragödie, bis die >Demokratie< vom Spielplan gestrichen wurde; der Staatsstreich von 1933 bescherte den Deutschen die schaurigste Schmiere, die kein Theaterkritiker mehr zu rezensieren vermag, ohne dadurch politisch zu verharmlosen. Im Welttheater wird entdeckt und konstruiert, gelebt und moralisiert [...] Die Redensart seiner Großmutter, es könne einem im Leben alles nur einmal passieren, hat Theodor Lessing auf die Wiederholungsveranstaltungen der Weltgeschichte übertragen: Einmal (und nie wieder) erlebe man das Theater improvisierter Lebendigkeit mit den wechselnden Uniformen, Togen und Talaren, wobei die goldenen Worte der historischen Persönlichkeiten nur der Rollentext schlecht geschriebener Stücke seien [...] Den meisten Menschen fällt erst gegen Ende der Vorstellung auf, welchen Sinn das Welttheater hat. Da es ihnen nie langweilig wurde, zuzusehen und zu erdulden, was man ihnen zumutete (gelegentliche Pfiffe in-begriffen), verfehlen sie ihren Auftritt und damit ihren Lebenssinn. Als Mißbrauchte und Geschundene treten sie ab« (Rainer Marwedel: »Ich warf eine Flaschenpost ins Eismeer der Geschichte«; in: Lessing 1989, 24–25).
»Die Robe der Frau Kollontai«, Das Tage-Buch, 25.10.1924, 1525–1526, hier: 1526; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 2, 385–388, hier: 386. Vgl. Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise 3. Akt, 7. Szene.
»Staatskrise: Wir müssen durch!«, Wb, 16.6.1931,1, 864–867, hier: 865; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 126–130, hier: 127. Vgl. die erste Fassung von Friedrich Schiller: An die Freude; in: Schiller 1984, Bd. 1, 133 (Vers 7) und Anm., S. 872.
>»Kulturbolschewismus<«, Wb, 21.4.1931,1, 559–563, hier: 562; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 83–88, hier: 88. Zum von Ossietzky beklagten Verlust der Überzeugungskraft moralischer Werte in den zwanziger Jahren und der Herausbildung »kalter« Verhaltenslehren vgl. Lethen: 1994.
Vgl. dazu Youngs Kritik des dokumentarischen Theaters als Ideologie (Young 1992, 110–136).
Ebd., 116.
Vgl. Mann, K. 1981, 120.
In einem Brief an ihre Tochter Rosalinde berichtet sie, Ossietzky habe »mit 10 Jahren die Schule geschwänzt [...] und Schiller und Goethe gelesen«. Das Original des Briefes befindet sich im Oldenburger Ossietzky-Archiv unter der Signatur 301 JB 4011–63. Vgl. auch folgende Passage aus Maud von Ossietzkys Erinnerungsbuch: »Carl von Ossietzky war etwa neun Jahre alt, als ihn eines Tages ein Polizist ansprach. Seit Tagen hatte er beobachtet, daß der Junge in den Vormittagsstunden mit einem riesigen Buch, tief versunken, in den Anlagen herumspazierte. Carl war sehr erschrocken. Er drückte seinen Schiller an sich, Schuldgefühl sprach aus seinen Augen. Ein paar Worte — und der Gesetzeshüter wußte Bescheid. Er nahm den Schüler an der Hand und brachte ihn nach Hause. Carl mußte Farbe bekennen, alles kam ans Licht. Um mit den geliebten Klassikern ungestört und unbehindert durch lästige Schulaufgaben in der Welt ihrer Helden zu leben, war er auf die kühne Idee verfallen, die Schule zu schwänzen. Einmal unbemerkt davongekommen, wiederholte er das mehrere Tage hintereinander, ohne zu ahnen, daß einem Ordnungshüter ein bücherlesender Knabe während der Schulstunden verdächtig erscheinen mußte.« Maud von Ossietzky erzählt. Typoskript, S. 23; das Original befindet sich im Besitz von Rosalinde von Ossietzky-Palm, eine Kopie im Oldenburger Ossietzky-Archiv. Sowohl in der ersten (Berlin 1966) als auch in der revidierten zweiten Auflage (Berlin 1988) des Buches von Maud von Ossietzky fehlt diese Passage.
Jens 1988, 10.
»Der Weltbühnen-Prozeß«, Wb, 1.12.1931, II, 803–811, hier 806 f; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 249–260, hier: 254 f.
»Staatskrise: Wir müssen durch!«, Wb, 16.6.1931,1, 864–867, hier: 867; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 6, 126–130, hier: 130.
Young 1992, 140 f.
Axel Eggebrecht: Einer sagte nein. Zum 20. Todestag von Carl von Ossietzky; in: Colloquium 6 (1958), 6–7. Weitere Beispiele: Kurt Tucholsky (Brief vom 4.3.1933 an Walter Hasenclever über Ossietzky (in: Tucholsky 1961, 248): »Dieser ausgezeichnete Stilist«. Mia Leche-Löfgren (Hard Tid. Stockholm 1946, 287): »[...] ist es auch ein literarischer Genuß, seine politischen Artikel zu lesen. Seine Stilkunst hat nichts von deutscher Schwere, sie ist bescheiden und zugleich raffiniert« (für den Hinweis auf diese Stelle und die Übersetzung danke ich Christoph Schottes).
Suhr 1988,27.
Aus diesen Gründen erscheint es auch verwunderlich, daß Walter Jens, der diese Passage an den Anfang seiner Laudatio zur Verleihung des Wolfgang-Abendroth-Preises an Elke Suhr stellte, sie als »Wechselspiel von Enthusiasmus und Kritik, von appellativer Verteidigung [...] und großer Nüchternheit« lobend hervorhob (Jens 1988, 8). Die Abwesenheit von kritischer Distanz und Nüchternheit ist gerade das beklagenswerte Manko der Darstellung von Suhr.
Im übrigen wird in Suhrs Biographie wie in der jüngsten Lebensdarstellung unter ihrer Beteiligung (Kraiker/Suhr 1994) ausschließlich der politische Publizist, mit keinem Wort der kulturkritischen Schriftsteller Ossietzky gewürdigt. Unbeachtet blieben seine Filmkritiken (darunter sein Verriß von Josef von Sternbergs Film »Der Blaue Engel«), seine über 100 Buchbesprechungen (die Palette der behandelten Genres reichte von den Lebenserinnerungen Bismarcks, Poincarés und Trotzkis über die Literaturgeschichte Arthur Eloessers und Ernst Pollacks Darstellung der »Russischen Filmkunst« bis hin zu Romanen von Feuchtwanger, Hemingway und André Gide) sowie den ebenfalls über 100 Theaterkritiken (u.a. zu Inszenierungen von Erich Engel, Jürgen Fehling, Heinz Hilpert, Leopold Jessner, Max Reinhardt).
Celsus [= CvO]: Der unsterbliche Rezensent, Wb, 22.1.1929, 132–137, hier: 132; jetzt in: Os-sietzky 1994, Bd. 6, 35–42, hier: 35 f.
Wie Anm. 44, S. 135 (Wb); S. 39 (Ossietzky 1994, Bd. 6). Julius Richter stellte in seinem »Rückblick aufs Lessingjahr 1929« fest, daß der Dichter und Ästhetiker Lessing kaum mehr Interesse auf sich zöge, griff aber Ossietzkys Einschätzung als Ausnahmeposition auf: »Zwar wird ihm das Dichtertum nur ausnahmsweise völlig abgesprochen. So erklärt ein Beurteiler seine Dichtung für rettungslos dem Tode verfallen. Allerdings scheint sie nach ihm schon von jeher nur ein Scheinleben gehabt zu haben, dank den >Lorbeerzüchtern und Statuenmachern der Schulstuben< [so Ossietzky in seinem Lessing-Aufsatz, in dem er allerdings von >Lorbeerzüchtern und Statutenmachern< (!) gesprochen hatte], die ihren Urheber mit der Erhebung in den Rang eines Klassikers gestraft haben« (Ztschr. für Deutschkunde 44 (1930), 562–576, hier: 570).
Wie Anm. 44, S. 136 (Wb); S. 41 (Ossietzky 1994, Bd. 6).
Ossietzkys einzige selbständige Publikation war die schmale Schrift »Der Anmarsch der neuen Reformation«, die 1919 im monistischen Pfadweiser-Verlag erschienen ist..
Hilde Walter: Kommentare und ergänzende Informationen zur dreibändigen Sammlung von Dokumenten aus der Geschichte internationaler Aktionen, die im vierten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft zur Verleihung des Friedensnobelpreises an einen Gefangenen der Staatspolizei — den politischen Publizisten Carl von Ossietzky — geführt haben. Undatiertes und unveröffentlichtes Manuskript. Institut für Zeitgeschichte München, Signatur: ED 192/1, S. 7.
Yatagan [= CvO]: Die Presseprofessur, Berliner Volks-Zeitung, 10.6.1922, Abend-Ausgabe; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 2, 90–91. 1925 kritisierte er scharf einen Artikel von Emil Dovifat (erschienen unter dem Titel »Zur beruflichen Vor- und Fortbildung« in: Deutsche Presse, 7.1.1925), der sich ebenfalls für eine Akademisierung der Journalistenlaufbahn aussprach. Ossietzky schrieb: »Wie dem Organ des Reichsverbandes der Deutschen Presse zu entnehmen ist, hat eine deutsche Universität sich kürzlich bemüßigt gefühlt, die akademische Jugend in einem Merkblatt über die journalistische Laufbahn aufzuklären. Dieses Opus, strotzend von Weltfremdheit und professoraler Arroganz, ist beschämend. Nicht nur für den Herrn Verfasser, sondern fast in höherem Grade noch für die Zeitungsschreiber, die es nicht verstanden haben, sich für ihren Stand dasjenige Maß von Achtung zu verschaffen, das etwa der Verband der bei der städtischen Müllabfuhr Tätigen für sich beansprucht. [...] In der öffentlichen Einschätzung bedeutet Journalist Schreibekuli, Individuum ohne Stimme und mit auswechselbaren Meinungen. [...] Der Journalismus ist der einzige loser oder enger mit dem Geiste zusammenhängende Beruf auf Gottes Erde, der nicht in das Prokrustesbett des Examens zu spannen ist. Die Tüchtigkeit, die Eignung entscheidet. [...] Die Zeitung von heute ist, darüber brauchen wir kein Wort zu verlieren, kaum eine moralische Anstalt zu nennen. Aber sie hat den Universitäten von gestern und heute noch immer ein gewisses Maß Intelligenz voraus.« (»Professoren, Zeitungsschreiber und verkrachte Existenzen«, Das Tage-Buch, 31.1.1925, 159–162; jetzt in: Ossietzky 1994, Bd. 3, 23–27).
Tucholsky 1982,441.
Ebd., 446.
Ebd., 471.
Ebd., 473, vgl. auch 475.
Ebd., 477.
Ebd., 482.
Ebd., 516.
Tucholsky 1989a, 94.
Suhrl986,9.
Ebd., 10.
Ebd., 30 f.
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Nickel, G. (1996). Literarische Positionsbestimmung des politischen Journalismus. In: Die Schaubühne — Die Weltbühne. Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93499-4_6
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