Zusammenfassung
Gestützt auf die empirischen Befunde Brights wandte sich auch Braverman mit Nachdruck gegen die These, daß die sich wandelnden Bedingungen der Industrie-und Büroarbeit eine Arbeitsbevölkerung mit zunehmend anspruchsvollerer Schulbildung und besserer beruflicher Ausbildung benötige (Braverman, 1977, 320). Die verbreitete These von der Notwendigkeit einer höheren beruflichen Qualifikation der Arbeitsbevölkerung sei nur deshalb weithin akzeptiert, weil „das durchschnittliche berufliche Können“ mit Entwicklung und Anwendung der neuen Technologien in der Produktion ansteige; aber „die Frage ist gerade die, ob der Wissenschafts- und Bildungsgehalt der Arbeit dazu neigt, durchschnittlich zu sein, oder ob er umgekehrt zu einer Polarisierung tendiert“ (ebd., 322). Eine derartige Polarisierungstendenz wird in dem Verlust der Beherrschung der Arbeitsprozesse durch die Masse der Arbeiter und die zunehmende Verlagerung dieser Beherrschung auf die Manager und Ingenieure gesehen. Die notwendigen Fertigkeiten der Arbeiter nehmen danach nicht nur absolut, sondern relativ sogar noch stärker ab, wenn man sie mit dem Zugewinn an Fertigkeiten auf seiten der Ingenieure und des Managements vergleicht. Nicht „upgrading“, wie weitgehend vermutet, sondern „degradation“ der Arbeit sei der heimliche Lehrplan des Kapitals. Der Prozeß der Substitution von Arbeit durch Kapital, ein mit dem Kapitalismus per se verbundener Prozeß in wachsenden Ökonomien, wird für Braverman zum Triumph von „toter Arbeit über lebendige Arbeit“ (Braverman, 1974, 231). Dabei versuche das Management, einen möglichst größer werdenden Teil an Kontrolle über die Arbeit zu gewinnen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
v. Lüde, R. (1996). Technischer Wandel und die Veränderung der Arbeitsbedingungen unter dem Einfluß komplexer Produktionsanforderungen. In: Die Reorganisation der Fabrik und die Wiederentdeckung der Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93497-0_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93497-0_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12862-7
Online ISBN: 978-3-322-93497-0
eBook Packages: Springer Book Archive