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Zusammenfassung

Die folgenden Schilderungen zu den „Ansichten“ der Republikaner gründen hauptsächlich auf Interpretationen der Gruppendiskussion. Zum Zeitpunkt der Gruppendiskussion war ich seit etwa vier Monaten „im Feld“, das heißt, alle Teilnehmer der Diskussion kannten mich und wußten, daß ich eine Arbeit über die Republikaner schreiben wollte.

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Literatur

  1. Schneider ist ein Anhänger des 1. FC Burgdorf. Er besucht des öfteren Heimspiele und im „Schankstüberl“ hängen Wimpel und Poster des 1. FC Burgdorf.

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  2. Doppelte Anführungszeichen werden für Zitate aus den Transkripten und aus der Literatur verwendet. Einfache Anführungszeichen kommen dort zum Einsatz, wo ich einen Begriff in einer besonderen, metaphorischen Bedeutung verwende.

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  3. Der Zusammenhang zwischen beengten Wohnverhältnissen und fehlendem Verantwortungsgefühl wird dann deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß sowohl Schneider als auch Detlef Volkert die Ursache für die Scheidungen von ihren Frauen indirekt beengten Wohnverhältnissen im Elternhaus zuschreiben. Schneider selbst ist, weil er mit sieben Geschwistern zusammenleben mußte, mit siebzehn Jahren von zu Hause ausgezogen (Biographisches Interview mit Schneider) und hat dann in seinen Augen zu früh, mit zwanzig, seine erste Frau geheiratet. Bei Detlef Volkert war es die Frau, die wegen beengter Wohnverhältnisse, sie mußte mit ihren beiden Schwestern in einem Zimmer schlafen, sehr bald von zu Hause auszog und dann mit Volkert zusammenwohnte. Deshalb konnte sie sich nicht, wie Volkert selbst, vor der Ehe mit verschiedenen anderen Partner immer „austoben“ (Biographisches Interview mit Detlef Volkert) und hat ihn dann schließlich (mit oder wegen) eines anderen Mannes verlassen.

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  4. Hier werden die Beamten in den Wohnungsämter wieder als Mitglieder einer Institution angesehen, die gegen deren eigenen Überzeugungen handeln muß. Es sind nicht die Wohnungsämter selbst, die den Wohraum an die Übersiedler vergeben, sondern sie sind angewiesen worden, dies zu tun. Der einzelne Ausführende ist also nicht der Schuldige, sondern die ,Mächtigen. Vgl. dazu auch die Schilderung des Verhaltens der Redakteure der Burgdorfer Nachrichten (siehe oben, S. 30).

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  5. Hugo ist ein Gast im „Schankstüberl“, der zwar nur selten dort anzutreffen, aber den meisten bekannt ist.

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  6. Schneider fügt am Ende hinzu, daß es „nicht schlimm“ sei, wenn der „deutsche Staatsbürger“ den ganzen Tag schuftet und arbeitet. Er bezieht damit die Möglichkeit nicht zu arbeiten und nicht zu schuften für sich selbst als (positiven) Gegenhorizont zu dem normalen Leben des „deutschen

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  7. Staatsbürgers“ mit ein. Der „deutsche Staatsbürger“ allerdings hat diesen alternativen Lebensentwurf nicht, er kennt ihn nicht.

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  8. Daß die Ausländer an sich für die Republikaner nicht problematisch sind, zeigt ein Vorfall, der sich im „Schankstüberl“ ereignete: Die Kneipe war ziemlich leer, es waren nur Leute von der Stammtischgruppe anwesend. Unter anderem Schneider, dessen Frau und Ernst Kohl, der sich in der Gruppendiskussion besonders stark gegen die Ausländer gewandt hatte. An diesem Abend kam ein Farbiger in die Kneipe, der als Straßenhändler Schmuck und Lederwaren verkaufen wollte. Sein Eintreten hat bei niemanden der Gäste (außer bei mir) eine Regung verursacht. Schneider kaufte ihm eine Kette ab, und als der Straßenhändler die Kneipe wieder verlassen hatte, drehte sich die folgende Unterhaltung nur über den Preis der von Schneider gekauften Kette.

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  9. Anscheinend herrscht aber über die Sichtweise, daß Ausländer sich den Status von Mitbürgern durch angepaßtes Verhalten erwerben können, keine Einigkeit. Es gab zumindest auf einem Informationsabend stark Proteste von Leuten, für die Mitbürger nur deutsche Staatsbürger sein könnten (Kneipe, Hut hoch, 1.33–1.35). Es kann sich dabei aber auch um eine Auseinandersetzung über den Begriff des Mitbürgers gehandelt haben, etwa in dem Sinne, daß Mitbürger nur für ,richtige` Deutsche — also Personen, die zumindest die deutsche Staatsangehörigkeit haben — gebraucht werden darf.

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  10. Die Gründung der Republikaner 1983 entsprang hauptsächlich der Initiative von Franz Handlos, der wegen der Rolle, die Franz Josef Strauß bei der Vermittlung des „Milliardenkredits“ an die DDR gespielt hatte, aus der CSU ausgetreten war. Schönhuber hatte sein Buch „Ich war dabei“ bereits 1981 veröffentlicht und wurde 1982 vom Bayerischen Rundfunk entlassen. Er wurde 1983 zunächst nur als stellvertretender Vorsitzender in den Bundesvorstand kooptiert. Siehe dazu: Stöss 1990, S. 15ff.

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  11. Neubauer war zu der Zeit bayerischer Landesvorsitzender der Republikaner.

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  12. Volkert erzählt im Biographischen Interview, daß nur er deshalb beigetreten ist, weil ihn sein damaliger Chef, von dem er eventuell die Firma übernehmen sollte, solange dazu gedrängt hatte, bis er nachgegeben hat. Er ist nur deshalb Republikaner geworden, weil er seine Ruhe haben wollte.

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  13. Ein ähnliches Phänomen, daß der einzelne zur Annahme einer Gesinnung durch den Staat gezwungen wird, und dem hilflos ausgeliefert ist, schildert Hans (Beobachtungsprotokoll vom 30.3.1990): Er wird während seiner Jugend, die er in der DDR verbracht hatte, gefragt, ob er nicht, nachdem ihm der Staat schon die Ausbildung ermöglicht habe, in die NVA eintreten wolle. Er lehnt dies mit der Begründung ab, daß sein Vater bestimmt dagegen wäre. Daraufhin sagten die Werber der NVA, daß sie dann wohl davon ausgehen müßten, daß sein Vater ein Feind der DDR wäre und deshalb ins Gefängnis müßte. Diesem Dilemma konnte sich Hans nur entziehen, indem er in den Westen flüchtete. Er mußte also seine gesamte biographische Planung gegen die Ansprüche des Staates einsetzen.

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  14. Diese Umerziehung, bei der die Entnazifizierung eigentlich nur ein Vorwand war, wird auch am Informationsabend erwähnt.

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  15. Volkert steht hier ersichtlich noch unter dem Eindruck der Fernsehbilder von der Öffnung der Mauer in Berlin (das Interview wurde am 5.2.1990 geführt). Dort wurde die ,Revolution` in der DDR tatsächlich als eine Party dargestellt. Es wurden hauptsächlich Bilder von emotional aufgewühlte, sekttrinkende Menschen, die gerade über die Grenze gekommen waren („und etzerla nüber“)im Fernsehen übertragen.

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  16. Ein weiterer Grund für die fortgesetzte Thematisierung ist aber auch die Unfähigkeit, von dem singulären einzelnen Erleben der Familie auf ein gesamtgesellschaftlichen Geschehen zu abstrahieren. Das heißt mit anderen Worten, Geschichte wird nicht in einem historischen Rahmen erlebt und eingeordnet, sondern persönlich. Die Familie hat es bis heute nicht geschafft, ihre selbst erlebte Verlaufskurve vor dem Hintergrund einer kollektiven Verlaufskurve zu interpretieren. Siehe dazu: Schütze (1990). Er schreibt dort über Kriegsheimkehrer: „Die Kriegserlebnisse waren so traumatisch und moralisch kompromittierend, daß eine umstandslose Distanzierung von der Verlaufskurvendynamik nicht möglich erschien. Es lag nahe, daß man weiterhin diejenigen Mittel zur Bearbeitung der Verlaufskurvenerfahrung anwandte, die man sich bereits im Krieg erworben hatte: eine selbstgewählte Begrenzung des Blicks, den Rückzug auf private kleine Zirkel und die Anwendung von Ausblendungsmechanismen ...“, ebd. S. 242.

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  17. Dies deshalb, weil es ein Primat des persönlichen Erlebens vor allen anderen Arten der Grundlage von Theoriebildung gibt. Siehe dazu S. 91ff.

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  18. Genauer: an der von den Republikaner als allgemeingültig angesehene Geschichtsschreibung. Diese besteht für sie aber hauptsächlich in der Sendung von „Holocaust“ (siehe dazu das Kapitel über die Medien, S. 22ff). Mit einem Gedankenexperiment könnte man sagen, für die Republikaner ist eine Geschichtsschreibung dann gültig, wenn im ersten Programm Holocaust läuft, im zweiten eine Familiensaga über eine sudetendeutsche Familie inklusive Vertreibung, und im dritten eine Dokumentation über die Zerstörungen, die alliierte Bomberverbände an deutschen Städten verursacht haben. Dies weist auch auf das Grundproblem hin, das die Republikaner mit der ,offiziellen` Geschichtsschreibung haben. Dort wird nicht einfach die Zahl der getöteten Juden mit der Zahl der im Zweiten Weltkrieg getöteten Deutschen aufgerechnet, sondern diese Vergleiche werden höchstens, wenn sie überhaupt vorgenommen werden, unter dem Hinweis auf die prinzipiell andere Qualität des Holocausts, durchgeführt. Dies heißt aber auch, daß der grundsätzliche Erfahrungsmodus der Republikaner, nämlich das direkte Erleben (siehe dazu S. 91 ff), in der ,offiziellen` Geschichtsschreibung ausgeklammert wird; daher ist sie fir sie auch so unglaubwürdig.

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  19. Vgl. dazu auch eine Äußerung Ernst Kohls: „und was machen die Juden heute was machen denn die was ham den die fir Waffen wie wen (legn) die um ha!“ (Vergangenheitsbewältigung, 5.49–5.50).

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  20. Nachdem diese Ansicht über das schwache deutsche Volk eng mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt, könnte man in einer weitergehenden Interpretation sagen, daß der Widerstandswillen der Deutschen mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches und der sich daran anschließenden „Umerziehung“ endgültig gebrochen wurde. Dies erklärt dann auch die ständigen Bestrebungen, die Aufarbeitung dieses Kapitels deutscher Geschichte für beendet zu erklären. Ein oft zitierter Spruch von Schönhuber lautet: „Ich erkläre hiermit die Umerziehung der Deutschen für beendet.“

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  21. Die Polizisten werden hier nicht als Repräsentanten einer bestimmten Berufsgruppe angeführt, sondern stehen metaphorisch für die unzufriedene Bevölkerung, denn: viele Polizisten sind Republikanerwähler und die Republikaner sind die Partei der (unzufriedenen) Bevölkerung. Deshalb sind die Polizisten als Berufsgruppe sozusagen exponierte Exponenten der (unzufriedenen) Bevölkerung.

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  22. Schneider hat sich des öfteren bei mir beschwert, daß seine Parteifreunde ihn häufig im Stich gelassen haben. Auch sie, nicht nur das gesamte deutsche Volk, lassen Engagement vermissen, obwohl sie gerade durch die Republikaner etwas an ihrer Lage ändern könnten.

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  23. Deshalb führt auch die Labilität zu den genannten Problemen (siehe S. 31) mit den Ausländern. Die Ausländer sind einfach lebenstüchtiger als die Deutschen, was sich im Alltag der Republikaner auch immer wieder beweist: Sie können mit Hundertmarkscheinen durch die Gegend schmeißen und sich dicke Autos leisten. Die Ausländerproblematik ist auch und vor allem eine Problematik, die die Deutschen selbst verschuldet haben.

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Loos, P. (1998). Ansichten im „Schankstüberl“. In: Mitglieder und Sympathisanten rechtsextremer Parteien. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93486-4_3

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