Formen internationaler Präsenz — ein Entscheidungsproblem in mittelständischen Unternehmungen

Zusammenfassung

Die Notwendigkeit, auf Auslandsmärkten präsent zu sein, trifft zunehmend auch mittelständische Unternehmen (MU). Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, in welchen Formen diese internationale Präsenz möglich ist und welche Vor- und Nachteile jeweils damit verknüpft sind.

MU sind charakterisiert durch eine begrenzte Mitarbeiterzahl (bis 500) und die Dominanz eines Eigentümer-Unternehmers. Ihre Schwächen bestehen typischerweise in einer unzulänglichen Ausstattung mit Eigenkapital und Management-Kapazität; auch die Kenntnisse über Auslandsmärkte sind in der Regel recht dürftig. Andererseits treten in MU weniger soziale Reibungsverluste als in Großunternehmen auf, stattdessen besteht hohe Mitarbeiterloyalität und größere Kundennähe.

Vor diesem Hintergrund werden die drei Grundformen der Auslandspräsenz: Export, Lizenzvergabe und Direktinvestition auf ihre Eignung für MU untersucht.

Der Export stellt im allgemeinen dann die vorzugswürdige Alternative dar, wenn keine Handelsbeschränkungen bestehen und die Produktions- und Marketingkosten des Exporteuers seine Wettbewerbsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Die Lizenzvergabe spart einerseits Ressourcen, ist andererseits aber belastet durch mangelhafte Kontrolle des Lizenznehmers und die Gefahr der Technologiediffusion. Direktinvestitionen eröffnen den Zugang zu den kosten- und absatzpolitischen Vorteilen einer Auslandsproduktion und sichern die nötige Kontrolle der Geschäftstätigkeit.

Diese Überlegungen stellen nur Tendenzaussagen dar. Welcher Präsenzform im Einzelfall der Vorzug zu geben ist, hängt von der Ausprägung der Einflußgrößen in Branche, Markt und Unternehmung ab. Letztlich wird die Realisierung einer Alternative sowohl von den Ergebnissen der Investitionsrechnung als auch von der subjektiven Einschätzung des Inhabers und seiner Familie bestimmt.