Zusammenfassung
Für diesen Beitrag wurde bewußt ein doppelsinniger Titel gewählt: Nach der „Entdeckung“ des erziehungsbedürftigen Kindes und Jugendlichen, des lebenslang bildungsbedürftigen Erwachsenen, sollte nun auch die Gestationsphase zu einem pädagogischen Wirkungsfeld werden können? Schon stellen uns Psychologinnen den Leib der Schwangeren als Trainingsraum für nachgeburtliches Leben vor Augen. In einem Standardwerk über Entwicklungspsychologie heißt es in bezug auf den „Foetus“: „Einige Verhaltensmuster haben mit Sicherheit antizipatorische Funktion: sie dienen der Vorbereitung überlebenswichtiger, vitaler Funktionen“ (Rauh 1987,136). Der Begriff, der Pädagogen und Pädagoginnen aufhorchen läßt: „Lernprozesse“ wird in der zweiten Auflage noch in Frageform in den Raum gestellt: „Finden Lernprozesse statt?“ (Rauh 1987, 134) — intrauterin? In der dritten Auflage dieses Lehrbuches wird der Begriff „Lernen“ dann tatsächlich auf den „Foetus“ in Anwendung gebracht (vgl. Rauh 1995, 174). Wobei allerdings „Lernen“ an dieser Stelle in Anführungszeichen gesetzt wird, um der Andersartigkeit der „Lernsituation“ im Mutterleib immerhin Rechnung zu tragen.
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Literatur
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Kölsch-Bunzen, R.N. (1999). Das „gebildete Ungeborene“ — Ein Werkstattbericht. In: Behm, B.L., Heinrichs, G., Tiedemann, H. (eds) Das Geschlecht der Bildung — Die Bildung der Geschlechter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93338-6_5
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