Zusammenfassung
Das 18. Jahrhundert spielt für heutige (Alltags)-Vorstellungen über Geschlecht eine bedeutende Rolle. Mit der Genese der bürgerlichen Gesellschaft entwickelten sich bestimmte gesellschaftliche Strukturen, moderne Denkweisen und Wissenschaftsauffassungen heraus, in deren Rahmen u.a. Geschlecht und Geschlechterverhältnisse konstruiert wurden, die auch heute noch grundlegende Bedeutungen haben. Zum einen bestimmte die Dissoziation von Familien- und Erwerbsleben zunehmend die gesellschaftliche Organisation im ausgehenden 18. Jahrhundert (Hausen 1978), durch die sich die bürgerliche Struktur eines öffentlichen und eines privaten Bereiches durchsetzte (Habermas 1978), zum anderen setzte parallel dazu der polarisierende Geschlechterdiskurs ein, der Rechte und Pflichten der beiden Geschlechter im Zusammenhang mit Politik, kulturellem Wandel und neuem Humanismus erörterte und Grundlage für die Konzepte zeitgenössischer Frauenbildung war (vgl. Kleinau/Opitz 1996). Die Differenz zwischen den Geschlechtern, der Ideologie nach gleichsam von der Natur abgeschaut, war Ausgangspunkt und im folgenden ständiges Bestätigungsargument (vgl. Honegger 1991). Geschlecht wurde in dieser Zeit als bipolare Geschlechterdifferenz konstruiert, zur grundlegenden Denkfigur und Ordnungsvorstellung stilisiert und bildet seitdem einen Grundsatz modernen Denkens.
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von Felden, H. (1999). Geschlechterkonstruktion und Bildungsvorstellungen aus Männer- und Frauensicht im 18. Jahrhundert. In: Behm, B.L., Heinrichs, G., Tiedemann, H. (eds) Das Geschlecht der Bildung — Die Bildung der Geschlechter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93338-6_2
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Online ISBN: 978-3-322-93338-6
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