Zusammenfassung
Schon im frühen Umfeld der Bundestagswahl vom 27.09.1998 wurde die entscheidende Bedeutung des Votums der Bürger aus den neuen Bundesländern für den Ausgang der Bundestagswahl betont.Hatten die ostdeutschen Bürger, die 1990 und 1994 in der Hoffnung auf „blühende Landschaften“ in den neuen Bundesländer der Koalition aus CDU und FDP noch mehrheitlich ihr Vertrauen geschenkt, so signalisierten sie vor der Bundestagswahl 1998 in verschiedenen Umfragen, davon Abstand zu nehmen. Das Wahlergebnis vom 27. September 1998 bestätigte diese Vorahnungen. Die seit 16 Jahren regierende Koalition von CDU und FDP erlitt insbesondere in den neuen Bundesländern eine herbe Niederlage. Diese fiel dort um einiges höher als in den alten Bundesländern aus. Ferner gelang es der PDS die 5%-Hürde zu überspringen - einer Partei, die ganz zentral als Repräsentant für die Befindlichkeit der ostdeutschen Bevölkerung gelten darf (vgl. Walz/Brunner 1998; Schmidt 1998). Weniger deutlich als dieser Befund, aber ebenfalls auffällig ist das bessere Wahlergebnis rechter Parteien in den neuen Bundesländern. Der Osten Deutschlands unterscheidet sich von Westdeutschland damit in dreierlei Hinsicht. Die daraus resultierenden Fragen sind nun: Wie lassen sich diese Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland erklären? Belegen diese Unterschiede die Existenz der in jüngerer Zeit zitierten „zwei getrennten Elektorate” in West- und Ostdeutschland (vgl. Arzheimer/Falter 1998, Dalton/Bürklin 1995)?
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Literatur
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Pollack, D., Pickel, G. (2000). Die Bundestagswahl 1998 in Ostdeutschland — Zwei getrennte Elektorate oder nur partielle Abweichungen?. In: Pickel, G., Walz, D., Brunner, W. (eds) Deutschland nach den Wahlen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93326-3_5
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