Afghanistan 1998

Zusammenfassung

Ende Dezember 1997 war der UNO-Sonderbotschafter für Afghanistan (A.), Dr. Norbert Holl, aus seinem Amt ausgeschieden, ohne daß zwischen der Taleban -Regierung in Kabul und der Nordallianz, der auch die de jure amtierende Regierung von Präsident Burhanuddin Rabbani angehörte, eine Verhandlungsmodalität gefunden werden konnte. Auf dem Tisch lag ein Vorschlag, wonach eine aus Schriftgelehrten bestehende Kommission gebildet werden sollte, die von den beteiligten Parteien paritätisch zu besetzen und mit weitreichenden Befugnissen auszustatten sei. Wie man inzwischen weiß, kam der Vorschlag von Präsident Rabbani und wurde von der pakistanischen Regierung an die Taleban -Führung weitergeleitet (vgl. Shameem Akhtar: New initiative on Afghanistan; Dn, 9.1.). Saudi-Arabien und Iran sollen diesem Vorschlag wohlwollend gegenübergestanden haben, und auch die Taleban sollen ihre Einwilligung signalisiert haben. Aber ausgerechnet Rabbanis Gefolgsmann Ahmad Shah Mas’ud lehnte ihn mit der Begründung ab, daß sich dadurch der politische Konflikt in einen religiösen Streit verwandeln werde (Dn, 29.12.1997). Rabbani modifizierte den Vorschlag dahingehend, daß sich auch Stammesoberhäupter sowie Abgesandte von Parteien und unparteiische Intellektuelle daran beteiligen sollten (Dn, 11.1.). Die Namensliste der Nordallianz enthielt insgesamt 45 Namen, darunter auch die der Militärkommandeure. Die Taleban waren von Anfang an mißtrauisch und wollten vor der Bekanntgabe einer eigenen Abordnung die Namensliste der Nordallianz sehen. Sie waren davon ausgegangen, daß der zu bildenden Kommission lediglich Schriftgelehrte angehören würden. Deshalb lehnten sie die von der Nordallianz vorgeschlagenen Personen ab und verzögerten die Vorlage der eigenen Liste.