Zusammenfassung
Als der schon in den Dreißigern stehende Zeichner Rolf Sackenheim Anfang der fünfziger Jahre aus seiner Eifeler Heimat an den Rhein aufbrach, da sah er sich innerlich und äußerlich einer Situation voller Widersprüche konfrontiert1. Nationalsozialismus und Krieg hatten ihn körperlich verletzt, hatten ihn seelisch versehrt und geistig mißtrauisch gemacht. Ihrem mörderischen Größenwahn waren einige seiner besten Jahre zum Opfer gefallen, deren Entwicklungschancen er an der Karlsruher Kunstakademie und abermals in Düsseldorf einzuholen trachtete. Als Spät-Student bei Otto Coester gewinnt er nun jenen institutionellen Schutz und jenen persönlichen Zuspruch, die es ihm ermöglichen, sich in den Künstler zu verwandeln, der er insgeheim schon immer hatte werden wollen. Seit jeher hatte ihn ja in Bann gezogen, was ihm jetzt ganz Thema wurde und fortan blieb: die Linie. In Düsseldorf wird Sackenheim zum Zeichner, der sich theoretisch und praktisch auch mit den graphischen Drucktechniken auseinandersetzt, indem er sich diese aneignet, sie immer wieder aufs neue erprobt, sie experimentell erweitert. So gerät ihm diese Lebensphase gleichermaßen zur privaten Selbstfindung wie zur künstlerischen Festigung. Er weiß nun endgültig, was er kann und will, auch daß er beides, Können und Wollen, artistisch zum Einklang zu bringen vermag. Der Künstler vertraut auf die Linie, die er sich allen Krisen zum Trotz tagtäglich vorzeichnet, an der entlang sich, in welchen Verschlingungen und Durchkreuzungen auch immer, sein Lebensweg abzeichnet.
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Anmerkungen
Vgl. Hans Peter Thurn, Rolf Sackenheim — Notizen zur Biographie; in: H. P. Thurn (Hrsg.), Rolf Sackenheim. Graphische Arbeiten 1950–1985. Düsseldorf 1985, S. 1318.
Paul Wember (Hrsg.), Krefelder Künstler und Künstler vom Niederrhein; angekauft und ausgestellt vom Kaiser Wilhelm Museum Krefeld 1945–1961. Kaiser Wilhelm Museum Krefeld, Bestandskataloge 2: Krefelder Künstler. Krefeld 1961.
albert schulze vellinghausen/anneliese schröder, deutsche kunst nach baumeister. junger werten. eine anthologie in bildern. Recklinghausen 1958.
Thomas Grochowiak, a.a.O., S.16.
Vgl. Stephan von Wiese, Von der Schwierigkeit bei der Beschreibung einer,Szene`. Düsseldorf zwischen 1945 und 1985, mit Rückblick 1995. In: Helga Weckop-Conrads, Ulrike Behrends (Hrsg.), Düsseldorfer Avantgarden. Persönlichkeiten, Bewegungen, Orte. Arbeitsgemeinschaft 28 Düsseldorfer Galerien. Düsseldorf 1995, S. 15–27.
Katalog „künstlergruppe niederrhein 1953“. Erste Ausstellung. 4. april bis 2. mai 1954 im kunstverein (kunsthalle) düsseldorf.
Katalog GRUPPE 53. KUNSTHALLE DÜSSELDORF. Vom 6. Januar bis 5. Februar 1956.40 Seiten plus 4 Umschlagseiten, o.S.
Katalog GRUPPE 53. kunsthalle düsseldorf vom 17. januar bis 16. februar 1958. suermondt-museum aachen vom 2. märz bis 30. märz 1958. 40 Seiten plus 4 Seiten Umschlagkarton, o.S.
Rolf Sackenheim, Zwischen Schwarz und Weiß. Ansprache zur Immatrikulationsfeier am 24. November 1965. Staatliche Kunstakademie Düsseldorf, Hochschule für Bildende Künste. Düsseldorf 1966, jjjko. S.
Rolf Sackenheim, Bonner Vortrag (1964). Verlag der Galerie am Bismarckplatz Klaus Ulrich Düsselberg, Krefeld 1967, o. S.f
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Thurn, H.P. (1997). Die „Gruppe 53“ und ihre Künstler. In: Bildmacht und Sozialanspruch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93314-0_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93314-0_7
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