Zusammenfassung
Als Max Weber im Jahr 1917 auf Einladung des „Freistudentischen Bundes“ in München einen rasch vieldiskutierten Vortrag über „Wissenschaft als Beruf“ hielt, tat er dies in dem Bewußtsein und mit dem Willen, in einer Epoche radikalsten Umbruchs zu wichtigen Zukunftsfragen Stellung zu nehmen1. Nicht nur reizte es ihn, unter dem Serientitel „Geistige Arbeit als Beruf“ für Positionen einzutreten, die seinen eigenen Weg mitbestimmt hatten und die er für unverzichtbar hielt. Sondern er spürte darüberhinaus, daß er in der Erörterung berufsständischer und professionspolitischer Fragen eines der zentralsten, auch konfliktträchtigsten Themen kommender Jahrzehnte berührte. Die Vehemenz dieser wie seiner 1919 gehaltenen Ansprache über „Politik als Beruf“ resultierte aus der Gewißheit, daß die alten Berufsordnungen aus den Fugen gerieten, daß immer zahlreichere Berufe und Berufsinhaber „der festen sozialen Klassifikation...entbehren“, daß ihnen durch die militärische Niederlage, den politischen Zusammenbruch, die Wirtschaftskrise weiterer Boden entzogen würde2.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Max Weber, Wissenschaft als Beruf (1917/1919), Stuttgart 1995.
Max Weber, Politik als Beruf (1919), Stuttgart 1992, S. 33.
M. W., Wissenschaft als Beruf, a.a.O., S.16.
Max Weber, Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik (1921), Tübingen 1972.
M. W., Wissenschaft als Beruf, a.a.O., S.44.
Harry Graf Kessler, Tagebuchaufzeichnungen über Rainer Maria Rilke 1908–1911, in: Nachlaß Harry Graf Kessler. Patrimonia 52. Marbach am Neckar: Schiller- Nationalmuseum Deutsches Literaturarchiv 1992, S. 9–11.
Aristoteles, Poetik. Übersetzung von Olof Gigon, Stuttgart 1961, S. 68.
Vgl. Ernst Kris/Otto Kurz, Die Legende vom Künstler. Ein geschichtlicher Versuch (1934). Frankfurt am Main 1980, sowie Johannes Bilstein, Bilder für die Gestaltung des Menschen, in: Neue Sammlung, Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft 32/1(1992), S. 110–133.
Hugo von Hofmannsthal, Der Dichter und diese Zeit. Ein Vortrag (1906), in: Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Prosa II. Frankfurt am Main 1951, S. 264–298, hier zit. S. 269.
Rolf Sackenheim, Zwischen Schwarz und Weiß, Düsseldorf 1966 o.S.
Alberto Giacometti, zit. nach Julia Stoeßel, Alberto Giacomettis Atelier. Die Karriere eines Raumes, München 1994, S. 1.
Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik (1924), Tübingen 1988, S. 446.
Vgl. Wolfgang Lipp, Kulturtypen, kulturelle Symbole, Handlungswelt. Zur Plurivalenz von Kultur, in: Drama Kultur. Teil 1: Abhandlungen zur Kulturtheorie. Teil 2: Urkulturen-Institutionen heute-Kulturpolitik, Berlin 1994, S. 33–74.
Vgl. Hans Peter Thurn, Künstler in der Gesellschaft. Eine empirische Untersuchung, Opladen 1985.
Franz Kafka, Forschungen eines Hundes (1921/22), in: Die Erzählungen, Frankfurt am Main 1961, S. 333–371. Ausführlich dazu Edith Weiller, Max Weber und die literarische Moderne. Ambivalente Begegnungen zweier Kulturen, Stuttgart/Weimar 1994.
Andy Warhol, Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück, München 1991, S. 175.
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Thurn, H.P. (1997). Kunst als Beruf. In: Bildmacht und Sozialanspruch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93314-0_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93314-0_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-93315-7
Online ISBN: 978-3-322-93314-0
eBook Packages: Springer Book Archive