Zusammenfassung
In den fünf Jahrzehnten, die zwischen Otto von Bismarcks Tod (1898) und der Gründung zweier Teilstaaten im Jahre 1949 auf dem im zweiten Weltkrieg verwüsteten Restterritorium des 1871 geschaffenen „Reiches“ vergingen, wurde in Deutschland nur während einer kurzen Zeitspanne das politische Experiment „Demokratie“ gewagt und durchgehalten. Die Weimarer Republik währte kaum 14 Jahre, kürzer als die Regentschaft Wilhelms II., kürzer auch als die Epoche Hitlers und der Nachkriegszeit. Wie eine vergängliche Unterbrechung scheint sie geschichtlich umrankt und durchwirkt von jenen mannigfachen Kontinuitäten, die zwischen dem bramarbasierenden Pathos des letzten deutschen Kaisers und dem zerstörerischen Größenwahn des ihm so ähnlichen Diktators sowie zwischen ihrer beider Gefolgschaften bestanden. Der kulturelle Reichtum und das politische Scheitern jenes ersten deutschen Demokratieversuchs treten vor der Folie dieser geschichtlichen Konstanz besonders plastisch zutage, geben sich in ihren Möglichkeiten und Begrenzungen, im Wandlungsstreben wie im Beharren als Widerspruchserbe zumal des Nach-Bismarck’ schen Kaiserreichs zu erkennen. Denn schon im wilhelminischen Vorkriegsdeutschland wohnten die politischen, ökonomischen und kulturellen Gegensätze dicht beisammen, prallten die Widersacher oftmals hart aufeinander.
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Anmerkungen
Jules Laforgue, Berlin. Der Hof und die Stadt 1887, Frankfurt am Main 1970, S. 99.
Einen detailreichen Einblick in diese Entwicklung bietet Peter Paret, Die Berliner Secession. Moderne Kunst und ihre Feinde im Kaiserlichen Deutschland, Berlin 1981.
Alfred Flechtheim, Tagebuchblätter 1913, in: Neue Deutsche Hefte, 19. Jg. 1972, Heft 3, S. 44–60, hier zit. S. 45.
Wilhelm Uhde, Von Bismarck bis Picasso. Erinnerungen und Bekenntnisse, Zürich 1938.
A. Flechtheim, Tagebuchblätter, a. a. O., S.45.
Vgl. P. Paret, op. cit., S. 279; Herbert Frank, Die das Neue nicht fürchten. Manager der Kunst, Düsseldorf und Wien 1974, S. 239.
Daniel-Henry Kahnweiler, Mein Leben als Kunsthändler, in: Freuden und Leiden eines Kunsthändlers. Drei Vorträge, hrsg. von Karl-Heinz Hering, Düsseldorf 1964, S. 21–36, hier zit. S.23, S. 28. Vgl. auch D.-H. Kahnweiler, Meine Maler — meine Galerien. Gespräche mit Francis Crémieux, Köln 1961.
Vgl. die Dokumentation und Aufsatzsammlung: Daniel-Henry Kahnweiler. Kunsthändler-Verleger-Schriftsteller, Stuttgart 1986.
Alfred Flechtheim, Zehn Jahre Kunsthändler, in: Querschnitt, 3.Jg. 1923, S. 153.
Vgl. Anna Klapheck, Mutter Ey. Eine Düsseldorfer Künstlerlegende, Düsseldorf 1958.
Eduard Plietzsch,,,… heiter ist die Kunst“ Erlebnisse mit Künstlern und Kennern, Gütersloh 1955, S. 128.
A. Flechtheim, Tagebuchblätter, a. a. O., S. 55 sowie Interviewbemerkung gegenüber Christian Zervos 1927, abgedruckt in: Paris-Berlin 1900–1933. Übereinstimmungen und Gegensätze Frankreich-Deutschland, München 1979, S. 49.
Max Schmeling, Erinnerungen, Berlin 1981, S. 83.
Dieses Klima wird von vielen Zeitzeugen geschildert, so etwa von Hugo Perls, Warum ist Kamilla schön? Von Kunst, Künstlern und Kunsthandel, München 1962, ins-bes. S. 87 ff.
Henry Picker, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier (Notiz über den 12.4.1942), 4. Auflage München 1983, S. 222.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Thurn, H.P. (1997). Im Kampf für das Neue. In: Bildmacht und Sozialanspruch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93314-0_10
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