Zusammenfassung
Wenn wir uns fragen, welchen Stellenwert die Familienpolitik heute hat, stellen wir fest, daß fast alle Elemente der Familienpolitik im politischen Diskurs in Frage gestellt werden. Es ist nicht klar, wer der Adressat der Familienpolitik sein soll. Ist es die Kernfamilie, also die Eltern mit den noch zu erziehenden Kindern als familienpolitisches Leitbild, oder sind es die „modernen Formen“ der Lebensgemeinschaften? Welche Funktionen hat überhaupt die Familie in unserer Gesellschaft und welche Ziele verfolgt eine rationale Familienpolitik? Ist es z. B. Zielsetzung der Familienpolitik, die Reproduktionsrate der Gesellschaft zu erhöhen, um die anstehenden immensen Finanzierungsprobleme in der Rentenversicherung besser lösen zu können? Selbst wenn man sich diese bevölkerungspolitische Zielsetzung zu eigen macht, so ist zu prüfen, ob der Familienpolitik ausreichende Instrumente zur Verfügung stehen, um diese zu venvirklichen. Und letztlich stellt sich die Frage, wer über diese Instrumente verfügen soll. Soll der Staat als Träger der Familienpolitik das Recht haben, über das Familienrecht usw. paternalistisch in familiale Entscheidungsprozesse eingreifen zu dürfen, wie dies bei der Kindererziehung z. B. in großem Umfang in Schweden gegeben ist, oder soll die Verantwortung mehr bei der Familie liegen, die entsprechend von sozialen Einrichtungen unterstützt wird? Will man die Autonomie der Familie, so muß man ein soziales Umfeld schaffen, das es der Familie ermöglicht, ihre Funktionen zu erfüllen.
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Ribhegge, H. (1997). Aufgaben und Möglichkeiten der Familienpolitik — Überlegungen zur Ökonomischen Theorie der Familie. In: Vaskovics, L.A., Lipinski, H. (eds) Familiale Lebenswelten und Bildungsarbeit. Ehe und Familie im sozialen Wandel, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93311-9_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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