Zusammenfassung
Es macht nicht besonders viel Sinn, einer Gruppe mit dem Ziel des internationalen Austausches zu Beginn ihrer Arbeit vorzuwerfen, daß ihr nicht klar sei, was da eigentlich gelernt werden könne, wenn Menschen aus unterschiedlichen Nationen sich „begegnen“. Zum einen führt das multikulturelle Nebeneinander von Menschen (z.B. auf einem internationalen Flughafen oder einer internationalen Konferenz) noch lange nicht zu interkulturellem Lernen, auch wenn alle Beteiligten wissen, was sie da wollen. Selbst wenn „Begegnung“ organisiert wird, bleibt das dabei Gelernte immer etwas Unvorhersehbares und Einzigartiges. Interkulturelles Lernen findet erst statt, wenn Schwierigkeiten entstehen, die nur gemeinsam bewältigt werden können, denn das Wahrnehmen von Differenzen kann sich nur schrittweise vollziehen. Ähnlich ist es in internationalen Begegnungsprogrammen: sie setzten zwar voraus, daß alle Teilnehmer ein allgemeines Interesse an interkultureller Begegnung mitbringen. Aber was das praktisch heißt und an welcher Stelle die Einzelnen Erfahrungen machen, die fremde Kultur für sie erschließt, das läßt sich nicht vorherplanen. Zu starr vorgegebene Ziele laufen die Gefahr, diese Öffnungen gerade zu verhindern. Deshalb ist „Begegnung“ ein Programm, das zwar vorarrangiert werden kann, dessen Inhalte aber unter dem Gesichtspunkt des internationalen und interkulturellen Lernens von jeder Gruppe neu geschrieben werden muß.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Giust-Desprairies, F., Müller, B. (1997). Einleitung. In: Giust-Desprairies, F., Müller, B. (eds) Im Spiegel der Anderen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93309-6_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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