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Aktuelle bevölkerungspolitische Maßnahmen im Kontext nationaler Bevölkerungsabnahme und internationalem Bevölkerungswachstum

  • Chapter
Gesellschaftliche Konstruktion von Minderheiten
  • 59 Accesses

Zusammenfassung

Betrachtet man die nationale oder industriegesellschaftliche Bevölkerungsentwicklung und ihr Pendant auf internationaler Ebene, so erkennt man schnell eine gegenläufige Tendenz. Sie impliziert seit dem sogenannten demographischen Übergang auf nationaler Ebene eine stagnierende bzw. abnehmende und seit 1800 bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf internationaler Ebene eine zunehmende Bevölkerungsentwicklung.484 Bemerkenswert ist dabei jedoch, daß sich das hohe Bevölkerungswachstum auf internationaler Ebene zwar absolut hauptsächlich bei den sogenannten Entwicklungsländern, prozentual jedoch — wie vielfach unbeachtet — bei den ölexportierenden Ländern mit hohem Einkommen konzentriert.485 Zudem läßt sich feststellen, daß die Zuwachsrate der Weltbevölkerung seit 1950, dem Scheitelpunkt der Weltbevölkerungsentwicklung, abnirnmt.486

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Literatur

  1. Vgl. Weltbank 1984, 2f., insbesondere 3, Abb. 1. 1.

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  2. Vgl. Weltbank 1988, 223 (Statistischer Anhang, Tabelle IA.1). Die Prognose, die die Herausgeber des Weltentwicklungsberichts 1984 noch für die Weltbevölkerungsentwicklung stellten: das künftige Bevölkerungswachstum wird sich auf die ärmeren Regionen der Welt konzentrieren (vgl. Weltbank 1984, 7), trägt der tatsächlichen Entwicklungstendenz — zumindest prozentual gesehen — nicht adäquat Rechnung. In den ölexportierenden Ländern ist das Wachstum noch weitaus höher als in den sogenannten Entwicklungsländern. Im folgenden wird jedoch klar, daß das Bevölkerungswachstum nicht — wie vielfach (u.a. von der Weltbank) behauptet — für die Armut verantwortlich ist.

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  3. Vgl. Weltbank 1984, 6.

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  4. Interessant ist die Tatsache, daß die Darstellung der aktuellen Bevölkerungspolitik in der BRD in vielen Publikationen (so z.B. Bolte/Kappe/Schmid 1980, Cromm 1988) auf die weniger brisanten familienpolitischen Maßnahmen reduziert wird. Die eindeutig eugenische Implikationen aufzeigenden Maßnahmen der Humangenetik werden völlig ignoriert. Der Aspekt eines eugenischen Grundzugs der Bevölkerungspolitik bleibt insofern verdeckt und unerkannt. Betrachtet man sich die familienpolitischen Diskurse und deren in Gesetze umgewandelten Bestimmungen, so werden Ehe, Familie und hohe Fruchtbarkeit nach wie vor bevorteilt. Eine zwar abgeschwächte, aber immer noch intakte Hegemonialisierung dieser Lebensstile führt immer noch zu einer beträchtlichen Produktion, Diskriminierung und Minorisierung andersartiger Habiti. So fallen durch Normierung sexuellen Verhaltens beispielsweise Homosexuelle, Ledige oder Geschiedene u.a. diesem hegemonialisierten Habitus nicht entsprechende Habiti (zweifellos in unterschiedlichem Maße) heraus bzw. werden durch die Codierung erst als solche produziert.

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  5. Vgl. hierzu Gasper 1990, 5f.

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  6. Vgl. Heim 1986, 161.

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  7. So kann die humangenetische Beratungsstelle in Bremen z.B. nachweisen, daß ihre Sterilisationsempfehlungen zu 100% befolgt werden (vgl. Materialien gegen Bevölkerungspolitik 1984, 68).

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  8. Vgl. Beck 1988, 37.

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  9. Beck 1988, 40.

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  10. Vgl. hierzu Beck: “Wer Schizophrenie genetisch bekämpfen will, (…) (erreicht, d. Verf.) die Abschaffung an Schizophrenie erkrankter Menschen” (Beck 1988, 50. Vgl. auch ebd., 42ff.) Bezüglich des Einsatzes gentechnischer Methoden in der “Dritten” Welt wird nicht die Abschaffung des Hungers, sondern der Hungernden erreicht (vgl. Materialien gegen Bevölkerungspolitik 1984, 7 ).

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  11. Beck 1988, 50. Konvergenz und Weiterentwicklung der Techniken der nationalsozialistischen Rassenpoltik gelten nicht für die ideologische Substanz, sondern für die technische Vollkommenheit als eine klinisch-neutrale, ideologie-, wert-und gewaltfreie Technologie (vgl. auch ebd. 50ff.). Im Gegensatz zu Beck’s Auffassung, der ein relativ enges Politikverständnis zugrundeliegt, ist diese Technologie aber nicht als eine “nur noch technologische Eugenik” zu verstehen (vgl. ebd. 53). Im Gegenteil, sie ist äußerst politisch, weil sie einerseits politisch unterstützt und ermöglicht wird und auch andererseits in Form einer Produktion von Minoritäten politisch umgesetzt und angewandt wird.

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  12. Vgl. Heim 1986, 161. Im Zuge der Europäisierung wird gleichzeitig eine enorme Homogenisierung der Bevölkerung angepeilt. Dies zeigt sich beispielsweise an der Legitimation eines europäischen Forschungsprojekts zur Genomforschung. Da eine Reduktion verschiedener umweltbedingter Risikofaktoren unwahrscheinlich ist, gilt es, durch eine prädikative Medizin genetisch bedingte Krankheitsfaktoren zu erkennen und gefährdete Personen zu identifizieren (vgl. hierzu Gotter 1990, 8). Krankheitsgefährdete und -anfällige passen nicht in das Bild einer homogenen Gesellschaft und sollen deshalb ausgesondert werden.

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  13. Homogenisierung ist zweifellos nur ein Grundzug der Vergesellschaftung fortgeschrittener Industriegesellschaften. So findet beispielsweise auch eine vehemente, mit der Homogenisierung verbundene Individualisierung und Entsolidarisierung statt. Diese beiden Pole schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Während es einerseits um eine ökonomischen Interessen angepaßte Homogenierung der Individuen geht, wird im Sozialisationsprozeß auch viel Wert auf eine Individualisierung gelegt. Sozialisation vereinzelt auch, indem z.B. auftretende Probleme nicht auf die Mißstände der Sozialisation zurückgeführt, sondern den einzelnen Individuen angelastet werden. Entscheidend ist jedoch, daß Individualisierung keine neue “Freiheit” ermöglicht, sondern zum Objekt einer immer tiefer greifenden und immer umfassender stattfindenden Sozialisation wird. (zum Begriff der “Individualisierung” vgl. auch Beck 1986, 205ff. Beck kennzeichnet den momentanen Modernisierungsprozeß als eine “dreifache Individualisierung”. Alle drei Momente, die “Herauslösung aus historisch vorgegebenen Sozialformen und -bindungen”, der “Verlust von traditionellen Sicherheiten” und eine “neue Art der sozialen Einbindung” bedingen sich gegenseitig. Beck konzediert jedoch auch, daß diese Entwicklungen “Klassenunterschiede und Familienzusammenhänge nicht wirklich außer Kraft” setzen (Beck ebd., 206; 211 ).

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  14. Vgl. hierzu Bammé u.a. 1983, 52f.

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  15. Vgl. hierzu Kayser 1985, 57.

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  16. Zum genetic-screening und zur genetischen Kartierung vgl. Beck 1988, 58. Diese Verfahren können ein sozialbiologisches Klassensystem kreieren, bei dem zwischen “vermeidbar” und “unvermeidbar” ererbten Merkmalen unterschieden wird und dementsprechend die Betroffenen diskriminiert werden.

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  17. Vgl. hierzu auch Beck ebd., 58. Beck erklärt, daß humangenetische “Defekte” sich zu Rezeptoren von Arbeitsmarktdiskriminierungen verwandeln. So gibt es — nach Gotter — in einigen US-amerikanischen Firmen bereits seit 1983 sogenannte Gentests, die alle Personen auf bestimmte Belastungsquoten und auch auf ihre genetische Veranlagung untersuchen, die später wirksam werden kann. Diese “Biomarker-Programme” sollen auch für Krankenhäuser, Krankenkassen, Lebensversicherungen und Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden (vgl. Gotter 1990, 19f.).

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  18. Vgl. Heim 1986, 158.

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  19. Die Genomanalysen und die Genomproduktanalysen sind — wie oben bereits beschrieben — sowohl für Arbeitgeber als auch für die Kriminalistik interessant. Der berühmte “genetische Fingerabdruck” wird — trotz gesetzlicher Unklarheit — in Mord-und Vergewaltigungsprozessen immer häufiger als Beweisverfahren angewendet. Möglich wird dadurch die Erstellung von Persönlichkeitsprofilen, mit denen, einmal im Computer eingegeben, eine perfekte Rasterfahndung betrieben werden kann (vgl. hierzu Gotter 1990, 22f.).

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  20. Huber 1990, 64.

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  21. Argumentiert wird meist mit der Anzahl der Asylanträge. Die reale Anerkennung ist jedoch äußerst gering. So wurden z.B. 1989 von 121398 Anträgen nicht einmal 5% anerkannt. Von diesen 5% sind 60,4% Europäer (vgl. zu den Zahlen: Bade 1992a, 412.)

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  22. Vgl. hierzu auch die Untersuchungen Links zu den rassistisch/nationalistischen Diskursen (Link 1990) und Jägers Untersuchungen zum Diskurs der Euthanasie bei Singer (Jäger 1991).

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  23. Vgl. zur eugenischen Tendenz internationaler Bevölkerungspolitik: Mies 1985, 35, insbesondere 37ff.; dies. 1988, 135ff.

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  24. Familienplanungsprogramme der BRD gab es 1989 z.B. in Bangladesch, Indonesien, Jamaika, Kenia, Tansania, Ruanda, Simbabwe und Burkina Faso (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) 1990, 37; vgl. hierzu und zu den internationalen Organisationen der Geburtenkontrolle auch Mertens 1989, 41ff.; Materialien gegen Bevölkerungspolitik 1984, 12ff.)

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  25. Vgl. Wichterich 1985, 9.

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  26. Im Weltentwicklungsbericht 1984 (Weltbank 1984) werden die beiden Phänomene Bevölkerungsentwicklung und Armut zu Beginn zwar als sich gegenseitig beeinflussende Größen definiert und es werden auch noch andere Ursachen fir Anraut wie z.B. Analphabetentum (ebd., 8), gesamtwirtschaftliche und sektor-bezogene Maßnahmen (ebd., 94) etc. erwähnt. Ziel dieses Berichts ist jedoch die Führung des Nachweises, daß “… ein verlangsamtes Bevölkerungswachstum die Lage durchaus verändern kann…” (Weltbank 1984, lII, 94), später zwar mal in etwa eingeschränkterer Form: “… zumindest (Hervorh. d.Verf.) dort, wo sie bereits auf eine latente Nachfrage trifft” (ebd., 136ff.), dann wieder sehr effektiv als eine Maßnahme zur Verbesserung der Gesundheit, der Herstellung einer verantwortlichen Elternschaft, der Vergrößerung der individuellen Entscheidungsfreiheit und allgemein insbesondere bei den ärmsten Bevölkerungsschichten (ebd., 148fl).

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  27. Vgl. Weltbank 1984, 108f. Die Beispiele für diese These sind teilweise haarsträubend. So wird — teils durch die Zitierung der FAO (Food and Agriculture Organization) (ebd., 111) — argumentiert, daß Umweltkatastrophen durch das Zusammenwirken von raschem Bevölkerungswachstum und anderen nicht-demographischen Faktoren — in diesem Falle eine unausgewogene Landverteilung — entstehen. Als Beispiel wird die “Abdrängung” von Menschen zwecks Erweiterung von Anbauflächen in das Amazonas-Gebiet erwähnt, die verhehrende ökologische Probleme hervorruft. Verschwiegen wird jedoch, daß die Weltbank selbst an der Finanzierung dieses Projekts maßgeblich beteiligt war. Beklagt wird lediglich, daß die Regierungen ihre Ziele trotz hoher gesellschaftlicher und finanzieller Kosten nur selten erreichen konnten (vgl. ebd. 114). Zu einer ausführlicheren Darstellung der Verbindung zwischen Bevölkerungspolitik und Umwelt vgl. Mertens 1989, 47ff.

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  28. Vgl. Weltbank 1984, 79, 92. Obwohl die als “Gastländer” bezeichneten Aufnahmeländer von der Immigration profitieren, führen — so der Bericht — Einwanderungen zu sozialen Spannungen, die “sozialen Kosten” gleichen und gegen die Vorteile abgewägt werden müssen (ebd., 116).

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  29. Dieser Diskurs findet sich auch bei kritischen Autoren wie z.B. Myrdal (Myrdal 1978, 23ff., 84f1). Obwohl Myrdal die eurozentristische Perspektive der Entwicklungspolitik erkennt und kritisiert, bezeichnet er das hohe Bevölkerungswachstum in den Ländern der Dritten Welt als ein “enormes Hindernis” (vgl. ebd., 24) für deren Entwicklung. Deshalb plädiert er fUr eine konsequente Geburtenkontrollpolitik: “Der wirkliche Beitrag der entwickelten Lander liegt in der Erforschung der neuen Technologie zur Geburtenregelung, die in vollem Gange ist und fortgesetzt wird.” (ebd., 98).

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  30. Zur Kritik an diesen Mythen vgl.: Collins/Lappé 1982, 20ff.; Wichterich 1985, 12f.; Materialien gegen Bevölkerungspolitik 1984, 7ff.; Mies 1988, 135f.).

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  31. Das Gegenteil ist der Fall. Wichterich stellt dar, daß Indien als eines der Länder mit rigider Geburtenkontrollpolitik keinen Erfolg verzeichnen konnte. Solange in diesen Ländern Frauen durch Diskriminierung, Entmachtung und Armut weiterhin unterpriviligiert sind, bleiben — so die Autorin — derartige Maßnahmen erfolglos (vgl. Wichterich 1985, 16 ).

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  32. Vgl. hierzu u.a. Biesecker 1985, 180f.

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  33. Vgl. hierzu die Beiträge von Chargaff, Weingarten, Kollek und Narr, alle 1988; Wichterich 1985; Kayser/Mies 1985 etc.

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Ottersbach, M. (1997). Aktuelle bevölkerungspolitische Maßnahmen im Kontext nationaler Bevölkerungsabnahme und internationalem Bevölkerungswachstum. In: Gesellschaftliche Konstruktion von Minderheiten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93303-4_6

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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