Skip to main content

Fragestellung

  • Chapter
  • 59 Accesses

Zusammenfassung

Angesichts der aktuellen Diskriminierungen verschiedener Minoritäten, insbesondere der Immigranten, die von der Ausführung brutaler Gewalttaten bis zum zynischen Beklatschen dieser Aktionen reichen, wird eine kritische Auseinandersetzung mit der Behandlung von Minoritäten in unserer Gesellschaft für eine demokratische Öffentlichkeit immer mehr zur Pflicht. Mit anderen Worten, wer die Einstellung vertritt, die Minoritätenfeindlichkeit sei ein Phänomen, das sozusagen automatisch wieder vorübergeht, macht sich mitschuldig an der desolaten Situation der Minoritäten.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Dittrich/Radtke zeigen am Beispiel der Kategorie “Rasse” auf, daß eine derartige “Desozialisierung des Sozialen’ (…) grundsätzlich mit der Vorstellung höherer Verhaltenszwänge verbunden ist”. Solche Paradigmen stehen in berechtigtem Verdacht, selbst rassistisch zu sein. Weiter führen die Autoren aus, daß dieser Verdacht auch dann gilt, “wenn der Begriff Rasse camoufliert wird und beispielsweise Bildungsdifferenzen auf angebliche natürliche Begabungsunterschiede zurückgeführt werden, oder wenn der Rang eines Berufs mit den natürlichen Fähigkeiten der ihn Ausübenden in Verbindung gebracht wird” (Dittrich/Radtke 1990, 20).

    Google Scholar 

  2. Als Beispiele für Quellen, die das “hohe Bevölkerungswachstum” oder die “drohende Bevökerungsexplosion” für diese Probleme verantwortlich machen, sei hier nur an den “Weltentwicklungsbericht 1984” (Weltbank 1984) oder das Buch “Global 2000” (Kaiser 1980) verwiesen.

    Google Scholar 

  3. Als Beispiele für diese Haltung sei nur an den Bevölkerungswissenschaftler Schwarz (Schwarz 1988) oder an einige reaktionäre Politiker erinnert.

    Google Scholar 

  4. Bei dem Diskursbegriff, der in dieser Arbeit eine zentrale Rolle spielt, beziehe ich mich auf die Forschungsarbeiten Foucaults. Foucault betrachtet Diskurse als eine von diversen Humanwissenschaften produzierte “Menge von Aussagen, die einem gleichen Formationssystem zugehören” (Foucault 1981, 56). Sie sind konstitutiv für Kommunikation und Handeln. In dieser Arbeit sind Diskurse vor allem auf dem Hintergrund ihrer politischen Instrumentalisierung von Interesse (zum Diskursbegriff vgl. ausführlicher Teil II, Abschnitt A., Paragraph 1., Anm. 16).

    Google Scholar 

  5. Link zeigt an mehreren Beispielen auf, daß Zahlen in Statistiken stets Symbole implizieren, die gleichzeitig an einen Handlungsbedarf appellieren: “Damit ist die entsprechende Statistik mehrfach im synchronen System der Kollektivsymbolik ‘verankert’, wodurch wiederum eine Reihe von Subjekteffekten ausgelöst werden: mindestens der Appell ’dringender Handlungs-, d.h. Normalisierungsbedarf (Link 1990b, 7f.).

    Google Scholar 

  6. Vgl. Link 1990b, 5.

    Google Scholar 

  7. Vgl. hierzu Mackenroth 1953, 20f.

    Google Scholar 

  8. Bei diesen angeblich wissenschaftlich fundierten Prognosen wird immer mit einer wahrscheinlichen Entwicklung ‘gerechnet’. Dies gilt insbesondere für die Bevölkerungsprognosen der nicht-industrialisierten Länder, da die wenigsten über Meldeämter verfügen oder Volkszählungen durchführen. Alle politischen Entscheidungen stehen somit auf einem sehr wackeligen “wissenschaftlichen” Fundament.

    Google Scholar 

  9. Auf die Forderung nach Wertfreiheit bevölkerungswissenschaftlicher Ergebnisse und ihre Konsequenzen werde ich am Ende des Teils I dieser Arbeit genauer eingehen.

    Google Scholar 

  10. Der Ansatz dieser Arbeit versteht sich als ein Versuch, bevölkerungswissenschaftliche Diskurse und ihre politische Instrumentalisierung bezüglich ihrer Wirkung auf Minoritäten historisch und soziologisch zu analysieren. Dieser konstruktivistische Ansatz bietet dafür ein Handwerkszeug. Er bedarf jedoch einer ergänzenden politischen Bewertung, die Handlungsperspektiven aufzeigt. Dieser Ansatz kann zwar nicht die fachwissenschaftliche Kritik der einzelnen Humanwissenschaften und ihrer Anwendungen in der Praxis ersetzen; er ermöglicht jedoch ein Verstehen der Genese von Minoritäten auf dem Hintergrund bevölkerungswissenschaftlicher Diskurse und bevölkerungspolitischer Maßnahmen. Ohne dieses Verständnis können die notwendigen Voraussetzungen für eine Emanzipation der Minoritäten nicht erarbeitet werden.

    Google Scholar 

  11. Vgl. hierzu z.B. auch Becker 1981, 6, 15. Becker sieht ebenfalls die Politik als Hintergrund der Bildung benachteiligter und diskriminierter Gruppen.

    Google Scholar 

  12. Der These der Arbeit gemäß ist das Produkt des Einwirkens bevölkerungspolitischer Maßanhmen die Entstehung bestimmter Minoritäten. Dieses Produkt weist keine homogene Struktur auf. Minoritäten sind sozialstrukturell heterogen, d.h. es gibt durchaus mehrere Arten von Minoritäten (vgl. hierzu auch Heckmann 1981, 20f.). Betrachtet man sich jedoch die durch bevölkerungspolitische Maßnahmen entstehenden einzelnen Minoritäten genauer, so zeigen diese z.B in bezug auf ihren rechtlichen Status oder ihre Schichtzugehörigkeit homogene Strukturen auf. Sie alle erweisen sich als Produkte einer sowohl national als auch international immer noch eugenisch ausgerichteten Bevölkerungspolitik, d.h. die angeführten Minoritäten sind Produkte eines eugenischen Programms, das einen “psychisch normalen”, “physisch gesunden” und “ethnisch identischen” Bevölkerungskörper kreieren soll. Bevölkerungspolitik bildet sozusagen den “Pool”, aus dem diese Minoritäten entstehen.

    Google Scholar 

  13. Vgl. hierzu nur die durch die Bundesregierung forcierte Kampagne zur Differenzierung zwischen “Übersiedlern” und “Aussiedlern”, die keine “Ausländer” sind, und den sogenannten “Schein-” oder Wirtschaftsasylanten“, der ”Asylantenschwemme“ und dem ”Mißbrauch des Asylrechts (vgl. hierzu Bade 1992a, 412.).

    Google Scholar 

  14. Bukow/Llaryora 1988, 84.

    Google Scholar 

  15. Bei der Analyse des Bevölkerungsgeschehens, der sozialen Struktur der Bevölkerung und auch der bevölkerungspolitischen Maßnahmen ist jedoch zu beachten, daß derartige Einflußfaktoren nicht total und allumfassend funktionieren und wirken. Die Beeinflussung des generativen Handelns weist stets Brüche auf, läßt Nischen “unangetastet”, gelangt nie an das von ihr sich selbst gesetzte Ziel. Insofern impliziert der folgende Gebrauch des Begriffs “Struktur” keinen Absolutheitsanspruch. D.h. es gibt immer auch ein “Draußen”, etwas, daß nicht erfaßt wird. Dennoch erhält der strukturalistische Anspruch einer Invarianz von Strukturen auch in dieser Arbeit Gültigkeit. Aufgrund einer kontinuierlichen Entwicklung bestimmter bevölkerungspolitischer Maßnahmen kann auch von von einer begrenzten Kontinuität gesellschaftlicher Entwicklungen die Rede sein. Insofern ist der Strukturbegriff ein Paradigma, das sowohl gegenwärtige als auch partiell historische Entwicklungen deskriptiv und auch — wie so häufig von seinen Gegnern vernachlässigt — bewertend und parteilich erfassen kann. Der Vorwurf, daß der strukturalistische Ansatz rein deskriptiv und normativ sei, ist nicht haltbar. Zudem geht es nicht darum, zur Beweisführung einer These ein bestimmtes, den erwünschten Ergebnissen adäquates und zu ihnen passendes Methodenrepertoire anzuwenden. Zweifellos - und hier erlangt die von Berger/Luckmann neu entwickelte Wissenssoziologie Eingang in die Methodik dieser Arbeit — ist die Wirklichkeit, die innerhalb der Alltagswelt stattfmdende Produktion von Minoritäten politisch, gesellschaftlich und auch wissenschaftlich konstruiert. Im Rahmen dieser Arbeit wird der Anteil der politischen Konstruktion der Alltagswelt hervorgehoben. Als der entscheidende Ort der Verhinderung einer Emanzipation der Minoritäten wird die Bevölkerungspolitik herauskristallisiert. Trotz oder gerade wegen des Wissens um die Konstruktion dieser Alltagswelt sind Kritik und Parteilichkeit wichtig und erforderlich. Diese stützt sich als eine Art Gegendiskurs zum hegemonialen Diskurs der herrschenden akademischen Wissenschaft auf eine erforderliche und längst zu realisierende Emanzipation der Minoritäten.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1997 Leske + Budrich, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Ottersbach, M. (1997). Fragestellung. In: Gesellschaftliche Konstruktion von Minderheiten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93303-4_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93303-4_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1789-5

  • Online ISBN: 978-3-322-93303-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics