Zusammenfassung
Das Thema „Gewalt gegen Frauen“ wurde Anfang der Siebziger Jahre von der neuen Frauenbewegung in die Öffentlichkeit getragen. Bis dahin weitestgehend gesellschaftliches Tabu, war es ein Anliegen der neuen Frauenbewegung, diese alltägliche Gewalt, der Frauen und Mädchen ausgesetzt sind, der Öffentlichkeit bewußt zu machen (Millet 1985, Brownmiller 1978, Rush 1982). Dabei wurden die gesellschaftlichen Machtstrukturen thematisiert, die die vielfältigen Gewaltformen erst ermöglichen, von denen Frauen und Mädchen individuell betroffen sind. Diese reichen von sprachlicher, psychischer, sexueller Gewalt bis hin zu Mord. Erstmalig wurde (sexuelle) Gewalt in der Ehe als öffentliche Angelegenheit benannt, die bis dahin von seiten des Staates als politisches Problem nicht wahrgenommen bzw. verschwiegen wurde. Mit der Begründung, Ehe und Familie unterlägen dem besonderen Schutz der „Privatsphäre“, entzog sich der Gesetzgeber jeglicher gesellschaftlichen Verantwortung. Es ist bezeichnend, daß im Bundestag erst 1997 eine Gesetzesänderung im bestehenden Sexualstrafrecht beschlossen werden konnte, die den Straftatbestand der Vergewaltigung auf die Ehe ausweitet (vgl. Bundestagsdrucksache Nr. 13/7324 vom 21.03.1997).
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Literatur
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Steg, Elke/Jesinghaus, Inga (Hrsg.), 1987: Die Zukunft der Stadt ist weiblich. Frauenpolitik in der Kommune; Bielefeld
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Weiterführende Literatur
Steg, Elke/Jesinghaus, Inga, 1987: Die Zukunft der Stadt ist weiblich. Frauenpolitik in der Kommune; Bielefeld
Dieses Buch beschreibt Handlungsmöglichkeiten für frauenpolitische Aktivitäten in der Kommune. Es greift zentrale Themenstellungen, wie Gleichstellung, Quotierung, Stadtplanung und -entwicklung auf. Des weiteren stellt es aus der Sichtweise von drei Kommunalpolitikerinnen die Möglichkeiten und Grenzen kommunaler Frauenpolitik dar.
Modellprojekt Beratungsstelle und Zufluchtswohnung für sexuell mißbrauchte Mädchen von „Wildwasser“-Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Mißbrauch an Mädchen e.V., Berlin. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Frauen und Jugend Bd 10 (1993): Abschlußbericht der wissenschaftlichen Begleitung (1991) von Prof. Dr. Christina Thürmer-Rohr u.a.; Stuttgart
In diesem Buch wird anhand der praktischen Arbeit in Beratungsstelle und Zufluchtstätte von Wildwasser Berlin die Situation sexuell mißbrauchter Mädchen in den Blickpunkt genommen. Schwerpunkte dieser Studie waren die Fragen nach der Inanspruchnahme und Akzeptanz des Projektes, Klärung der Wohn-und Lebenssituation der Mädchen vor und nach dem Beratungsprozeß und die Beobachtung und Auswertung von Hilfsangeboten.
Wallner, Claudia, 1996: Mädchen im Blick. Mädchengerechte Jugendhilfeplanung; Hannover
Diese Darstellung kann als Leitfaden für eine mädchengerechte Jugendhilfeplanung herangezogen werden und richtet sich in erster Linie an Politikerinnen, Mitarbeiterinnen der Verwaltung und freie Träger der Jugendhilfe. Aber auch alle Interessierten an diesem Thema erhalten einen guten Überblick über die Chancen, die das Kinder-und Jugendhilfegesetz im Rahmen einer kommunalen Jugendhilfeplanung für Mädchen bzw. für gezielten Abbau der Benachteiligung von Mädchen bietet.
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Wieczorek, S. (1999). Kommunale Strategien im Bereich „Gewalt gegen Frauen und Mädchen“. In: Dietz, B., Eißel, D., Naumann, D. (eds) Handbuch der kommunalen Sozialpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93291-4_34
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93291-4_34
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2121-2
Online ISBN: 978-3-322-93291-4
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