Zusammenfassung
Dieser Beitrag resultiert in erster Linie aus Alltagserfahrungen in der aktuellen kommunalen Jugendhilfepraxis. Anderenorts und zu anderer Zeit werden sicherlich andere Einzelthemen stärker in den Vordergrund zu stellen, neue Fragen auf die Tagesordnung zu setzen sein. Nichtsdestoweniger sind natürlich die bundesweit diskutierten Fragen und Probleme der Jugendpolitik auch die beherrschenden Themen in Stadt und Region — und unterliegen denselben Wandlungen. Eine unserer zentralen Erfahrungen ist, dass der Diskurs (und die Praxis) in der Jugendpolitik besonders stark externen gesellschaftspolitischen Einflüssen und raschem Wandel unterworfen ist, den sie naturgemäß nicht oder zumindest nicht vollkommen selbst zu steuern vermag. Ähnlich wie die Schule wird auch die Jugendhilfe in immer stärkerem Maße von Gesellschaft und Politik als Reparaturbetrieb zur kurzfristigen Behebung langfristiger Problemstellungen verstanden, werden ihr Aufgaben zugewiesen, die sie mit den vorhandenen rechtlichen, fachlichen, personellen und finanziellen Ressourcen nicht oder nur bedingt lösen kann. Dabei kann es einerseits geschehen, dass die Erfüllung der Aufgabe zu finanzieller Überforderung führt (wie mancherorts die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz), andererseits führt auch die plötzliche Verfügbarkeit zusätzlicher Mittel manchmal zu Problemen (so ist es z.B. eine Herausforderung, die Mittel des Sofortprogramms der neuen Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit im Rahmen der häufig erst in Entwicklung begriffenen Einrichtungen und Maßnahmen der Jugendberufshilfe sinnvoll einzusetzen). Besonders prekär wird die Lage allerdings dann, wenn der Jugendhilfe nicht nur Aufgaben zugewiesen werden bzw. ihre Dienstleistungen aus fremdgesetzten Motiven heraus (z.B. im aktuellen Fall die Bekämpfung von Jugendkriminalität und -gewalt) legitimiert werden, sondern ihr auch noch die Mittel zu deren Behebung diktiert werden sollen, wie dies bei der Diskussion um geschlossene Heimunterbringung der Fall ist.
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Literatur
Münder, J. u.a., 1998: Frankfurter Lehr-und Praxiskommentar zum KJHG/SGB VIII, 3. Auflage; Frankfurt am Main
Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit ( Hrsg. ), 1984: Sechster Jugendbericht —Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen in der Bundesrepublik Deutschland; Bonn
Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit ( Hrsg. ), 1990: Achter Jugendbericht —Bericht über Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe; Bonn
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Merz, G., Prinz, A. (1999). Kommunale Kinder- und Jugendpolitik — mühevolle Annäherung an ein neues Selbstverständnis. In: Dietz, B., Eißel, D., Naumann, D. (eds) Handbuch der kommunalen Sozialpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93291-4_33
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Print ISBN: 978-3-8100-2121-2
Online ISBN: 978-3-322-93291-4
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