Zusammenfassung
Meine Kindheit ist schwärzeste Erinnerung für mich. Schon im Kindergarten gab es lauter Reglementierungen, die ich nicht einsehen konnte. Zum Beispiel Mittagsschlaf machen. Man kann nicht verlangen, daß ein Kind einfach zwei Stunden daliegen soll und die Klappe hält. Ich habe gequatscht, und da haben sie mein Bett auf den Flur gestellt. Ich war körperlich größer als die anderen Kinder und wurde immer älter eingeschätzt. Viele haben mir nicht geglaubt, daß ich noch so jung bin. In solchen Situationen habe ich mich nicht getraut zu widersprechen, obwohl ich besser weiß, wie alt ich bin. Mit Autorität bin ich noch nie klargekommen. Als Kind ist man einfach weniger wert. So ist es heute noch, aber ich glaube, in der DDR war das noch krasser.
Julia, 16 Jahre, wurde 1980 in Rostock geboren. 1989 zogen die Eltern mit Julia nach Ostberlin. Ihr Vater war früher Journalist bei der Ostzeitschrift „Musik und Gesellschaft“, heute macht er Öffentlichkeitsarbeit für ein Berliner Jugendprojekt. Julias Mutter ist Kinderärztin. Nach der Wende hat sie eine eigene Praxis eröffnet. Julia war eine sehr gute Schülerin und kam in eine Eliteklasse. Nachdem sie wegen „Schmierereien“ einen Schulverweis bekam, wechselte sie nach der achten Klasse die Schule. Julia macht ihren 10. Klasse-Abschluß und möchte danach an eine Fachoberschule für Sozialpädagogik gehen. Seitdem sie 13 Jahre alt ist, engagiert sich Julie in der Berliner Kinderrechtsgruppe „KRÄTZÄ“, die Gleichberechtigung zwischen Erwachsenen und Kindern fordert. Im Sommer 1996 war Julia mit „KRÄTZÄ“ in Nicaragua.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Aldenrath, P. (1997). Viele Leute schränken die Rechte von Kindern ein, und meinen, die Kinder damit zu schützen. In: von Streit, A. (eds) Acht Jugendporträts. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93284-6_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93284-6_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1971-4
Online ISBN: 978-3-322-93284-6
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