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Zusammenfassung

Eine Analyse kultureller oder mentaler Faktoren wäre unvollständig, würde neben Werten und Vorurteilen nicht auch der Frage nach einem Verbundenheitsgefühl nachgegangen. Als affektive Komponente einer imagined community (Anderson 1988) bildet es jenen vor-rationalen „Kitt” sozialer Gemeinschaften, der die Definition gemeinsamer Interessen zwischen ihren Mitgliedern fördert und so politische wie soziale Kooperationen stabilisiert bzw. erst ermöglicht (Weber 1984, vgl. auch Wendt 1994, Wildavsky 1994). Die integrationsfördernde oder gar bedingende Rolle affektiver Verbundenheit wird von der einschlägigen Literatur im wesentlichen mit dem Verweis auf notwendige „diffuse” Legitimitätsressourcen kollektiver Entscheidungsstrukturen begründet (Lindberg 1971, Easton 1975, Niedermayer/Westle 1995). Erst eine auf „horizontal identitive ties” (Lindberg 1971) fußende Bereitschaft zu solidarischem Handeln, wird argumentiert, macht redistributive Maßnahmen zwischen den ursprünglich souveränen Staaten bzw. Regionen — etwa in Gestalt von Strukturfonds — auf Dauer durchsetzbar. Auch ist auf der Ebene zwischenstaatlicher- bzw. gesellschaftlicher Beziehungen, etwa im Sinne Deutschs Konzept der „Sicherheitsgemeinschaft”, eine subjektiv gefühlte Zusammengehörigkeit von außerordentlicher Bedeutung und der „radikalste Gegensatz gegen ‚Kampf”’ (Weber 1984: 70). Emotionale Verbundenheit zwischen den beteiligten Gesellschaften ist, so die These, auch im internationalen Rahmen geeignet, kooperative Arrangements zu stützen, weil Außenpolitik gerade in Demokratien ohne ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Unterstützung nicht denkbar ist (Hagan 1995). Außenpolitik muss sich in innenpolitischen Debatten als legitimierbar erweisen, und dabei lassen sich nicht nur Vorurteile gegen internationale Kooperation, sondern eben auch zwischengesellschaftliche Verbundenheit für eine solche Politik in Anschlag bringen. Verbundenheit erscheint in diesem Sinne geradezu prädestiniert, dort eine „subjektive Werte- und Interessengemeinschaft” zu stiften, wo ein objektiver Konsens über Werte und Interessen an seine Grenzen kommt.

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© 2001 Leske + Budrich, Opladen

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Eberwein, WD., Ecker-Ehrhardt, M. (2001). Verbundenheit. In: Deutschland und Polen — Eine Werte- und Interessengemeinschaft?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93274-7_11

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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