Zusammenfassung
Das Thema der vorliegenden Forschungsarbeit ist die Untersuchung der Prozesse des kulturellen und sozialen Wandels der Lokalgesellschaften der Oto-mi-Indianer3 im Valle del Mezquital, Mexiko.
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Literatur
Das Wort Otomi ist dem Nahua entlehnt und hatte in vorkolonialen und kolonialen Zeiten eine abschätzige Konnotation. Deshalb bezeichnen sich heute viele Menschen im Untersuchungsgebiet als Hnähnu. Diese Selbstbezeichnung ist der eigenen Sprache entlehnt, die Schriftweise jedoch an der spanischen Schriftsprache orientiert. Da den deutschen Lesern die Aussprache des Spanischen nicht geläufig ist, werde ich der Einfachheit halber die Bezeichnung Otomi verwenden. Sie ist im übrigen auch weiterhin in der anthropologischen Literatur üblich. In Mexiko ist der Ausdruck „Indio“negativ besetzt und dient zur häufig zur abschätzigen Bezeichnung der Angehörigen der ethnischen Minderheiten. Statt dessen wird meist der unverfänglichere Begriff „Indígena“(svw. Eingeborener) verwandt. Im Deutschen geht die Bezeichnung Indianer zwar auf die falsche Annahme der ersten spanischen Eroberer zurück, sie hätten Indien vorgelagerte Inseln entdeckt. Zudem werden die zumeist romantisierenden Darstellungen der nordamerikanischen Indianer à la Karl May mit dem Begriff in Verbindung gebracht. Dennoch hat die Bezeichnung Indianer im deutschen Sprachgebrauch keinen negativen Beigeschmack. Auch hier werde ich deshalb im Interesse der Lesbarkeit die Bezeichnung Indianer vor der in Mexiko üblichen Ausdrucksweise „Indigena“verwenden.
Die alltägliche Diskriminierung und Übervorteilung der Otomi als Handelspartner von Mestizen auf dem Wochenmarkt von Ixmiquilpan hat J. A. Flores (1984) untersucht.
Beispielhaft seien die neueren Forschungsarbeiten über die Otomi angeführt: Franco 1992, Hamel a.a.O., Sierra a.a.O. und Zimmermann a.a.O.. Eine Ausnahme stellt die Arbeit von M. Nadig (1992) dar. Die Autorin beschäftigt sich dort ausschließlich mit dem Leben, der gesellschaftlichen Stellung und Rolle der Frauen in der Lokalgesellschaft eines Otomi-Dorfes im künstlich bewässerten Teil des Valle del Mezquital.
Vgl. Tranfo 1990: 221: „Die Predigten, die die Bewohner von Xuchitlán hören, zeichnen sich durch Katechismusfragen dieses Typs aus: ‚Ist es besser seine Seele zu retten und arm zu bleiben oder eine Menge von Goldmünzen zu finden und seine Reinheit zu verlieren?‘.“(deutsche Übersetzung M.A.)
Ein ähnliches Bild zeichnet M. Nadig (a.a.O.) in ihrer Studie aus den siebziger Jahren über die „verborgene Kultur“der Otomi-Frauen eines Dorfes im künstlichen bewässerten Teil des Valle del Mezquital. Sie findet heraus, daß die Frauen gewissermaßen gegenläufig zur offiziellen, von den Männern dominierten ortsgesellschaftlichen Kultur einen eigenen Lebenszusammenhang aufrechterhalten, innerhalb dessen sie qua ihrer Schlüsselstellung für die Existenzsicherung der Familie Möglichkeiten zur Selbstbestätigung und -Vergewisserung finden.
In Anlehnung an den von Hughes (1972) geprägten Begriff „liaison-work“habe ich diese exponierten Ortsgesellschaftsmitglieder als Kulturmittler oder wahlweise Mittler-Personen sowie „liaison-worker“bezeichnet.
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Appel, M. (2001). Einleitung. In: Indianische Lokalkultur und gesellschaftlicher Wandel in Mexiko. Biographie und Gesellschaft, vol 29. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93268-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93268-6_2
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