Zusammenfassung
Die Thematisierung psychosozialer Folgen von Armut im Kindes- und Jugendalter legt eine defizitorientierte Fragerichtung nahe: Was können, was haben und was wissen Kinder und Jugendliche nicht, die unter armutsbelasteten Bedingungen aufwachsen? Diese Fragen haben zweifelsohne ihre Berechtigung, stellen jedoch eine Vereinseitigung bzw. Verkürzung dar, denn sie berücksichtigen nicht die differenziellen Entwicklungsverläufe von Kindern und Jugendlichen, die unter denselben Bedingungen aufwachsen. Mit der Betonung und systematischen Berücksichtigung solcher Unterschiede wird die Perspektive auch auf diejenigen Faktoren erweitert, die zu einem günstigen Entwicklungsverlauf führen — trotz teilweise widrigster äußerer Umstände.
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Literatur
Remo H. Largo, Kindliche Entwicklung und psychosoziale Umwelt, in: Hans G. Schlack (Hrsg.), Sozialpädiatrie. Gesundheit, Krankheit, Lebenswelten, Stuttgart 1995, S. 15
Hans Weiß, Kindliche Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut und Benachteiligung. Erkenntnisse aus psychologischer und pädagogischer Sicht, in: ders. (Hrsg.), Frühförderung mit Kindern und Familien in Armutslagen, München 2000, S. 69
Hierbei darf nicht übersehen werden, dass die Höhe der laufenden Hilfe zum Lebensunterhalt, die in Form von Regelsätzen bestimmt und ausgezahlt wird, kritisch zu bewerten ist: „Regelbedarf und Regelsatz werden in der Praxis der Hilfegewährung gleichgesetzt (…). Es ist jedoch zu beachten, daß der Regelsatz eine feste, normative Größe ist, während der Regelbedarf nach der Gesetzessystematik das ist, was der Mensch zu einem menschenwürdigen Leben laufend benötigt. Anders ausgedrückt: Die Gleichsetzung von Regelbedarf und Regelsatz kann verschleiern, daß der Regelsatz den Regelbedarf möglicherweise nicht deckt, sondern vielmehr tatsächlich darunter liegt.“ Falk Roscher, § 22 Regelbedarf, in: Ulrich-Arthur Birk u.a., Bundessozialhilfegesetz. Lehr- und Praxiskommentar (LPK-BSHG) mit einer Kommentierung zum Asylbewerberleistungsgesetz, 5. Aufl. Baden-Baden 1998, S. 351, Rz. 2
Lothar Krappmann, Kinderarmut. Expertise im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin 2000, S. 16
Vgl. Roland Merten, Armut als Herausforderung an die Kinder- und Jugendhilfe, in: Andreas Klocke/Klaus Hurrelmann (Hrsg.), Kinder und Jugendliche in Armut. Umfang, Auswirkungen und Konsequenzen, Opladen/Wiesbaden 1998, S. 278ff.
Vgl. detaillierter hierzu: Roland Merten, „Selektive Armut“: Kinder und Jugendliche am Rande der Gesellschaft, in: Unsere Jugend 9/2001, S. 371ff.; ders., Kinder- und Jugendhilfepolitik als Politik gegen Kinder- und Jugendarmut: Möglichkeiten und Grenzen, in: Andreas Klocke/Klaus Hurrelmann (Hrsg.), Kinder und Jugendliche in Armut. Umfang, Auswirkungen und Konsequenzen, 2. Aufl. Wiesbaden 2001, S. 322ff.
Manfred Laucht u.a., Risiko- und Schutzfaktoren in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, in: Frühförderung interdisziplinär 3/2000, S. 98
Vgl. Bernhard Meyer-Probst u.a., Von der Geburt bis 25: Was wird aus Risikokindern?, in: Christoph Leyendecker/Tordis Horstmann (Hrsg.), Frühförderung und Frühbehandlung. Wissenschaftliche Grundlagen, praxisorientierte Ansätze und Perspektiven interdisziplinärer Zusammenarbeit, Heidelberg 1997, S. 196
Vgl. Gerhard Neuhäuser, Kindliche Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut, sozialer Benachteiligung und familiärer Vernachlässigung. Erkenntnisse aus medizinischer Sicht, Probleme und Handlungsmöglichkeiten, in: Hans Weiß (Hrsg.), Frühförderung mit Kindern und Familien in Armutslagen, München 2000, S. 43
Vgl. Bernhard Meyer-Probst/Helfried Teichmann, Risiken der Persönlichkeitsentwicklung im Kindesalter, Leipzig 1984; Helfried Teichmann/Bernhard Meyer-Probst, Individuelle Langzeitentwicklungsverläufe und Individualprognose der individuellen Entwicklung, in: Helfried Teichmann u.a., Risikobewältigung in der lebenslangen psychischen Entwicklung, Berlin 1991, S. 46
Vgl. Bernhard Meyer-Probst u.a., Von der Geburt bis 25: Was wird aus Risikokindern?, a.a.O., S. 201; vgl. auch Manfred Laucht u.a., Wovor schützen Schutzfaktoren?, Anmerkungen zu einem populären Konzept der modernen Gesundheitsforschung, in: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie 3/1997, S. 265ff.
Siehe Gerhard Neuhäuser, Kindliche Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut, sozialer Benachteiligung und familiärer Vernachlässigung, a.a.O., S. 42
Vgl. Bernhard Meyer-Probst u.a., Von der Geburt bis 25: Was wird aus Risikokindern?, a.a.O., S. 201
Bernhard Meyer-Probst/Olaf Reis, Risikofaktoren und Risikobewältigung im Kontext — Schlussfolgerungen aus der Rostocker Längsschnittstudie nach 25 Jahren, in: Frühförderung interdisziplinär 3/2000, S. 117
Jürgen Bengel u.a., Was erhält Menschen gesund?, Antonovskys Modell der Saluto-genese — Diskussionsstand und Stellenwert (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Bd. 6), Köln 1998, S. 24
Vgl. Emmy Werner, Gefährdete Kindheit in der Moderne. Protektive Faktoren, in: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 2/1997, S. 192ff.
Vgl. Sabine Walper, Psychosoziale Folgen von Armut für die Entwicklung von Jugendlichen, in: Unsere Jugend 9/2001, S. 385f.
Siehe Hans Weiß, Kindliche Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut und Benachteiligung, a.a.O., S. 57
Vgl. als zusammenfassenden Überblick: Sabine Walper, Auswirkungen von Armut auf die Entwicklung von Kindern, in: Annette Lepenies u.a., Kindliche Entwicklungspotenziale. Normalität, Abweichung und ihre Ursachen (Materialien zum 10. Kinder- und Jugendbericht), München 1999, S. 291ff. Auch Hans Weiß (Kindliche Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut und Benachteiligung, a.a.O., S. 54) hebt die fortschreitende Beeinträchtigung des familiären Beziehungs- und Erziehungsklimas mit zunehmender Dauer der Armut hervor.
Sabine Walper, Wenn Kinder arm sind — Familienarmut und ihre Betroffenen, in: Lothar Böhnisch/Karl Lenz (Hrsg.), Familien. Eine interdisziplinäre Einführung, Weinheim/München 1997, S. 276. Vgl. auch Sabine Walper, Psychosoziale Folgen von Armut für die Entwicklung von Jugendlichen, a.a.O., S. 387
John Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, 4. Aufl. Frankfurt am Main 1988, S. 123
Georg Wannagat, Sozialethische Aspekte des Sozialrechts, in: Willy Brandt u.a. (Hrsg.), Ein Richter, ein Bürger, ein Christ. Festschrift für Helmut Simon, Baden-Baden 1987, S. 784
Vgl. ausführlicher hierzu: Roland Merten, Soziale Arbeit: Politikfähigkeit durch Professionalität, in: ders. (Hrsg.), Hat Soziale Arbeit ein politisches Mandat?, Positionen zu einem strittigen Thema, Opladen 2001, S. 169ff.
Vgl. auch Sabine Walper, Wenn Kinder arm sind — Familienarmut und ihre Betroffenen, a.a.O., S. 267
Bernhard Meyer-Probst u.a., Von der Geburt bis 25: Was wird aus Risikokindern?, a.a.O., S. 197
Petra Butz/Klaus Boehnke, Auswirkungen von ökonomischem Druck auf die psychosoziale Befindlichkeit von Jugendlichen. Zur Bedeutung von Familienerziehung und Schulniveau, in: Zeitschrift für Pädagogik 1/1997, S. 85f.
Vgl. Sabine Walper, Auswirkungen von Armut auf die Entwicklung von Kindern, a.a.O., S. 308
Vgl. Lothar Krappmann, Kinderarmut, a.a.O., S. 33
Siehe Sabine Walper, Auswirkungen von Armut auf die Entwicklung von Kindern, a.a.O., S. 310
Vgl. Remo H. Largo, Kindliche Entwicklung und psychosoziale Umwelt, a.a.O., S. 18
Hans Weiß, Kindliche Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut und Benachteiligung, a.a.O., S. 64
Vgl. Bernhard Meyer-Probst u.a., Von der Geburt bis 25: Was wird aus Risikokindern?, a.a.O., S. 198
Vgl. Toni Mayr, Entwicklungsrisiken bei armen und sozial benachteiligten Kindern und die Wirksamkeit früher Hilfen, in: Hans Weiß (Hrsg.), Frühförderung mit Kindern und Familien in Armutslagen, München 2000, S. 142
Sabine Walper, Auswirkungen von Armut auf die Entwicklung von Kindern, a.a.O., S. 315
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Merten, R. (2002). Psychosoziale Folgen von Armut im Kindes- und Jugendalter. In: Butterwegge, C., Klundt, M. (eds) Kinderarmut und Generationengerechtigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93259-4_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93259-4_9
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