Zusammenfassung
Anfang der neunziger Jahre, als sich Osteuropa im Zeichen von Perestroika und Glasnost öffnete und Partnerschaften mit weißrussischen Städten und Schulen ermöglichte, wurden im Oberstufen-Kolleg Bielefeld fächerübergreifende Kurse zu „Russen und Deutsche — alte Feindbilder weichen“, „Bürgerbewegungen in Weißrußland“ und „Vladimir Tschernousenko: Die Wahrheit über Tschernobyl“ angeboten. Die problemorientierten Kurse wurden mit Projekten verbunden, z.B. „Hilfe im russischen Hungerwinter — Pakete nach Nowgorod“ und „Medikamente für die Kinder von Tschernobyl“. Es wurde ein zwölfstündiger Staffellauf rund um die Uni und das Oberstufen-Kolleg organisiert und über 10.000 DM für den Bau eines Lehmhauses in Tscherzy bei Witebsk im (relativ) unverstrahlten Norden Weißrußlands gesammelt. Eine Familie aus der verseuchten Zone fand hier eine zweite Heimat. Im Jahr darauf wurde in Tscherzy während des Projektunterrichts ein Work-camp organisiert, in dem gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus dem Dorf ein Spielplatz gebaut und der Jugendtreff renoviert wurde. Es folgte ein Gegenbesuch von Jugendlichen und Lehrern im nächsten Jahr mit einem Work-camp in einem Storchenschutzgebiet an der Weser. So entwickelte sich mit jährlichen Besuchen und Gegenbesuchen eine Partnerschaft zwischen dem Oberstufen-Kolleg und dem Dorf Tscherzy, die bis heute anhält. Einige Kollegiatinnen freundeten sich mit den Studenten aus Minsk an, die als Dolmetscher die Begegnungen begleiteten. Sie besuchten sie des öfteren privat und nahmen zunehmend Anteil an den Alltagssorgen ihrer weißrussischen Freunde, auch an deren Gefährdung, als sie sich an verbotenen Demonstrationen für die Opfer der Tschernobyl-Katastrophe beteiligten und mit Gefängnisstrafen bedroht wurden. Die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an der Gestaltung einer Partnerschaft zwischen einer Schule und einem Dorf hätte nicht intensiver und nachhaltiger sein können.
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Literatur
BLOECH, F., LENZEN, K.-D., NOVOTNY, P., STROBL, G. & WINTER, F. (1999). Projekttag Tschernobyl. Internationale Schulkooperation zu einem Schliisselproblem. Weinheim/Basel
Kommunikationsplattform für diese weltweiten Projekttage, die im zweijährigen Turnus durchgeführt werden, ist die homepage www.proday.org.
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© 2001 Leske + Budrich, Opladen
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Bloech, F. (2001). „Weltweite Projekttage“ und Partizipation von Schülerinnen und Schülern. In: Herz, O., Seybold, H., Strobl, G. (eds) Bildung für nachhaltige Entwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93257-0_29
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93257-0_29
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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